Von Ralf Pasker
Bei Fassaden mit WDV-Systemen sind gerade bei der Fenstermontage spezifische bauliche Anforderungen zu beachten, um dauerhaft die Funktion und eine ansprechende Optik zu gewährleisten. Hinzu kommt, dass am Fensteranschluss verschiedene Gewerke beteiligt sind. Das sind in der Rohbau-Phase in der Regel der Maurer oder Zimmermann, der Fenster- und Rollladenbauer sowie für die Verlegung des WDVS der Maler beziehungsweise der Stuckateur. Die Ausbildung der Anschluss-Details beginnt mit dem fachgerechten Fenstereinbau. Der RAL-Leitfaden zur Montage von Fenstern enthält hierzu zahlreiche Hinweise. Danach ist der Fensteranschluss in folgende drei Ebenen unterteilt (siehe auch nebenstehende Grafik).
Ebene 1: Trennung von Raum- und Außenklima
Die Trennung von Raum- und Außenklima muss umlaufend und dauerhaft dampfdiffusionsdichter sein als der Wetterschutz. Das Eintreten von Raumfeuchte in Fugen muss verhindert werden beziehungsweise eintretende Feuchte muss kontrolliert nach außen entweichen können. Die Abdichtung gegen Raumluftfeuchtigkeit wird dabei grundsätzlich auf der Raumseite angeordnet. Ebene 1 muss diese Anforderungen sicherstellen.
Ebene 2: Funktionsbereich
Der Funktionsbereich stellt den Wärme- und Schallschutz sicher. Vorhandene Untergrundtoleranzen müssen ausgeglichen und Bauwerksbewegungen aufgenommen werden. Der Funktionsbereich muss stets trocken bleiben und vom Raumklima getrennt sein. In Bezug auf Befestigung und Lastabtragung von Fensterelementen macht der RAL-Leitfaden klare Vorgaben: Eigenlast, Windlast, Verkehrslast und bewegliche Teile (Flügel) sind zu berücksichtigen. Die Befestigung, zum Beispiel mit Hilfe von Rahmendübeln, Konsolen und Winkeln, muss eine stabile Konstruktion sicherstellen. Bevor die Fassadendämmung verlegt wird, ist der Fenstereinbau nach folgenden Kriterien zu kontrollieren: Diffusionsdichtigkeit innen, Wärme-/Schallschutz zum Wandbaustoff hin sowie stabile Befestigung. Sind die Arbeiten mangelhaft ausgeführt, kann sich das auf das anschließende WDVS negativ auswirken.
Ebene 3: Wetterschutz
Der Wetterschutz verhindert den Eintritt von Regenwasser (Schlagregen) in das Dämmsystem. Die Schlagregendichtigkeit wird bei WDVS üblicherweise durch den WDVS-Fachhandwerker hergestellt. Maßnahmen zur Winddichtigkeit (Folieneinbau) sind gegebenenfalls bei vorgehängten hinterlüfteten Fassadenbekleidungen erforderlich – nicht jedoch bei einem WDVS. Ein verputzter WDVS-Fensteranschluss gilt grundsätzlich als winddicht, auch wenn sich diese Feststellung nicht explizit in einer Regelung wiederfindet. Außen angebrachte Winddichtfolien können sogar die ordnungsgemäße WDVS-Befestigung behindern, sofern sie nicht diffusionsoffen und „überputzbar“ sind (siehe Merkblatt „Verputzen von Fensteranschlussfolien“). Fensteranschlussfolien müssen blasenfrei verlegt sein.
Der schlagregendichte Anschluss von WDVS zum Fenster kann mit einem selbstständig expandierenden Fugendichtband erfolgen, das, je nach Fugenbreite, entsprechend dimensioniert erhältlich ist. Alternativ können Anschlussprofile mit Gewebeanschluss, Dichtungsstreifen und Schutzfolie für den Fensterrahmen verwendet werden. Je nach Bauart können die Profile größere oder kleinere Bewegungen aufnehmen. Sie dienen gleichzeitig als Putzlehre und ermöglichen somit einen geraden Anschluss des WDVS an das Fenster.
Rollläden und Jalousien einbinden
Rollladenkästen lassen sich in das WDVS problemlos integrieren. Dabei sind die Anforderungen an den Brandschutz zu beachten (vgl. Technische Systeminformation 6, Fachverband WDVS). Soll aus gestalterischen Gründen die Jalousie durch einen Behang verdeckt werden, ist dies objektspezifisch zu planen. Zum Beispiel kann der Behang durch zu starken Winddruck und Windsog flattern oder vibrieren. Es ist weiterhin zu prüfen, inwieweit sich die thermischen Längenänderungen negativ auf den Wandanschluss auswirken. Wichtig ist auch die spätere Zugänglichkeit zwecks Wartung. Eine verwindungsstabile Unterkonstruktion und eine ausreichende Überdeckung mit Dämmstoff sind zwingend erforderlich.
Anschlüsse der Fensterbänke
Fensterbänke sollen dauerhaft ein Eindringen von Wasser in das Mauerwerk und in das Dämmsystem verhindern. Dazu müssen das Fensterbanksystem sowie alle Anschlüsse (insbesondere zum Bordprofil, zum Fensterrahmen und zum WDVS) regendicht ausgebildet werden. Es ist darauf zu achten, dass durch Bewegungen von Baustoffen und Bauteilen die Funktionen sich nicht gegenseitig beeinträchtigen. Zudem sind Wärmebrücken weitgehend zu vermeiden.
Durch ein Gefälle der Fensterbank nach außen hin (mindestens fünf Grad), eine kontrollierte Wasserableitung sowie einen ausreichenden Überstand der Tropfkante über die Fassadenoberfläche des WDVS (empfohlen wird ein Tropfkantenabstand von 30 bis 50 Millimetern) wird die Feuchtebe-lastung der Fassade reduziert und somit auch das Risiko von Schmutzläufern verringert. Die Wartungsintervalle einer Fassade können so meist verlängert werden. Ist die Ausladung der Fensterbank größer als 15 Zentimeter, werden zur Erhöhung der Stabilität zusätzliche Fensterbankhalter eingebaut. Standardmäßig sind Fensterbänke bei WDVS jedoch nicht zum Betreten geeignet.
Ecken und Kanten
Zur Aufnahme von Kerbspannungen wird die Armierung des WDVS an den Ecken eines Fensters verstärkt. Dazu werden zusätzlich zur Flächenarmierung Gewebestreifen diagonal an jeder Fenster- oder Türecke in den Unterputz eingebettet. Gewebepfeile sind bereits mit einem rechtwinkligen Ausschnitt versehen und erleichtern die Montage. Der Zwickel am Übergang der Sturzlaibung zur vertikalen Laibung wird mit einem Gewebestreifen oder einem Gewebe-Formteil verstärkt. Zur sauberen Ausbildung von Anschlüssen an Fenster- und Türrahmen sowie zur Ausbildung von Kanten bieten die WDVS-Hersteller spezielle Profilleisten und Eckwinkel mit integrierten Gewebestreifen an.Ralf Pasker ist Leiter Technik des Fachverbands Wärmedämm-Verbundsysteme in Baden-Baden
Technische Informationen
- Technische Systeminformation 5 – Wärmedämm-Verbundsysteme zum Thema Langzeitbewährung, Fachverband WDVS
- WDVS-Schulungshandbuch – Qualität im System, Fachverband WDVS
- Anschlüsse an Fenster und Rollläden bei Putz, Trockenbau und Wärmedämm-Verbundsystem, Fachverband der Stuckateure Baden-Württemberg/Fachverband Glas-Fenster-Fassade Baden-Württemberg/ Bundesverband Rolladen- und Sonnenschutz
- Empfehlungen für den Einbau/Ersatz von Metall-Fensterbänken (WDVS-Fassade), Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden
- Leitfaden zur Montage – Der Einbau von Fenstern und Fassen mit Qualitätskontrolle durch das RAL-Gütezeichen, RAL-Gütegemeinschaft Fenster + Haustüren
- Verputzen von Fensteranschlussfolien, Bundesverband der Gipsindustrie/Bundesverband Ausbau und Fassade/Fachverband Glas-Fenster-Fassade/Industrieverband Werkmörtel
WDVS und Brandschutz
Im November letzten Jahres sorgte der Dokumentarfilm des NDR-Fernsehens „Wahnsinn Dämmung“ für Aufruhr in der Branche. 45 Minuten lang werden hier WDVS mit EPS-Dämmstoffplatten von unterschiedlichsten Seiten beleuchtet. Vor allem der Brandversuch, um den es in den letzten 15 Minuten des Filmes geht, erregte allgemeines Aufsehen. Polystyrol brennt und tropft ab, und zwar so, dass bereits nach wenigen Minuten die ganze Fassade brennt. Das Deutsche Institut für Bautechnik in Berlin und die Fachverbände hielten mit Stellungnahmen dagegen. Nun kann man dieses Thema bis ins Unendliche diskutieren, den Einsatz von WDVS grundsätzlich in Frage stellen oder sich zumindest gegen die Verwendung von EPS-Dämmstoffen entscheiden. Bauherren aber entscheiden sich in der Regel für die preiswerteste Lösung, was bei der Wärmedämmung eben EPS-Dämmstoffe sind. Deshalb kann der Dokumentarfilm durchaus bei der Beratung von Bauherren unterstützen. Zugleich wird darin auch deutlich gemacht, dass wirkungsvolle Brandschutzmaßnahmen stark von der fachgerechten Planung und Ausführung des Dämmsystems abhängen.
Der Link zum Film: www.ndr.de/fernsehen/sendungen/45_min/videos/minuten385.html
WDVS sind m. E. nicht die beste Lösung. Das zeigt sich schon an der komplizierten Darstellung der Details.
Gezeichnet, insbes. mit CAD und nicht mit der Hand, sehen sie sehr überzeugend aus und zeugen, wenn richtig geplant, von scharfem Menschenverstand. Aber wer soll das in der Praxis umsetzen. Angelernte bzw. nur eingewiesene Arbeitskräfte, wie heute üblich am Bas, sind dazu nicht oder nur selten in der Lage. Wir Sachverständige „freuen“ uns auf die wachsende Zunahme von Gutachteraufträgen bei fehlerhaften Ausführungen des WDVS’s.
Klaus-Peter Nowak, Architekt, München
Das sehe ich genauso Herr Nowak. Aber der Berufsstand wird nicht müde zu verlauten, dass eben die Planungs- und Überwachungsleistungen für diesen Bereich ein lohnendes Betätigungsfeld für die Architekten dieses Landes darstellen.
Je komplizierter das Bauen, umso höher der intellektuelle Oberbau und umso wichtiger der Planer, das hat Methode. Der Ausführende ist aber nicht mit gewachsen und wird es auch zukünftig nicht sein, deshalb sind Sachverständige bereits jetzt in einer Zukunftssicheren Position. Der Glaube an technokratischen Lösungen ist fest verankert in unserer Nation.
Reinhard Seevers, Architekt, Burweg (Bossel)
… und die vielen „Gscheiterle“ lassen sich die tollsten Dinge einfallen, haben in der Praxis noch nie selbst ein Fenster eingebaut – wären auch nicht im Stande dazu und wollen uns Fachleuten mit ihrer hoch gestreckten Nase sagen wie man es richtig macht! LOL
Was ist die Alternative? Sie trauen den Ausführenden offenbar nicht zu zu lernen wie modernere Technik funktioniert und anzuwenden ist!? In diesem Fall empfehlen Sie also wieder so zu bauen wie vor 50 Jahren? Ich denke nicht, dass dies uns weiter bringt. Zwar entfallen „neue Probleme“, aber wir haben wieder die alten.
Gleichzeitig kritisieren Sie wahrscheinlich die Anforderungen an Universitäten gesenkten Anforderungen, damit die große Zahl Studenten (die nicht unbedingt schlauer sind als vor 50 Jahren) auch durchkommt. Dies ist doch aber genauso wenig lösungsorientiert, wie neue Erkentnisse zu ignorieren!?