Energie!“ heißt das bundesweite Motto zum Tag der Architektur am 23. und 24. Juni. Es ist bewusst mehrdeutig gewählt: Es geht um die Energie, mit der Architekten gute Bauten planen, und um die frische Energie, die sie Nutzern, Umfeld und ganzen Städten schenken. Aber natürlich geht es ganz wesentlich um die physische Energie, deren Verbrauch dringend sinken muss.
Die Energieeffizienz von Gebäuden ist ein zentrales Thema im Neubau wie im Bestand. Und sie stellt besondere Herausforderungen: Energetische Funktion auf der einen Seite sowie Nutzungsqualität und Ästhetik auf der anderen dürfen nicht in Widerspruch geraten. Frontstellungen schaden allen, nicht zuletzt dem Klima- und Umweltziel. Energieeffizienz muss als Gewinn erlebt werden, nicht als Verzicht und Einbuße.
Denn zu tun ist hier noch immens viel: Erst zehn Prozent der vor 1980 errichteten Gebäude sind ausreichend gedämmt. Sollen die restlichen 90 Prozent zu unförmigen, lichtarmen und oft muffigen Thermo-Klötzen unter WDV-Systemen werden? Das kann niemand wollen. Architekten bringen schon jetzt viel planerische Energie für Alternativen auf: bessere Dämmung innen oder außen, effizientere und schonendere Energie-Erzeugung oder Haustypen, die wie das Passivhaus diese Erzeugung gar nicht erst nötig machen. Und die Stadtplaner unter uns entwickeln zukunftsfähige Quartiere, Stadt- und regionale Strukturen, in denen die Lücke zwischen Gesamtenergieverbrauch und Gesamtenergieerzeugung geschlossen werden kann.
Am Tag der Architektur nutzen wieder viele von uns die Gelegenheit, ihre Ideen und Lösungen öffentlich zu präsentieren und zu diskutieren. An keinem anderen Tag im Jahr ist für potenzielle Bauherren die Verlockung größer und die Hemmschwelle niedriger, um gute Architektur vor Ort zu studieren und mit Architekten und Planern ins Gespräch zu kommen. Ebenso wichtig und wirksam ist das Erleben von Bauherren, die auf diese Architektur stolz sind und sie gern vorführen, auch wenn damit so manches persönliche Opfer verbunden ist. Allen teilnehmenden Bauherren möchte ich an dieser Stelle herzlich für ihren Beitrag zur Baukultur, zur Aufklärung und zum öffentlichen Diskurs über Baukultur danken.
Anerkennung sei hier auch allen teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen sowie den engagierten Mitarbeitern der Kammern gezollt, die große Beiträge zum Gelingen dieses Tages leisten. Auch in diesem Jahr erwarten wir wieder rund 150.000 Besucher an über 1.500 Orten im ganzen Land. Ich freue mich schon sehr auf die Haus-Besuche und bedauere nur eins: dass niemals die Zeit reicht, um auch nur in einer Stadt alle spannenden Projekte an einem Wochenende zu besichtigen!
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