Text: Michael Sudahl
Die 4a Architekten in Stuttgart sind gut im Geschäft. Das auf Bäder, Wellness-Anlagen und Schwimmhallen spezialisierte Büro beackert den Markt seit mehr als einem Vierteljahrhundert. 25 Planer im Stadtteil Bad Cannstatt beschäftigen die drei verbliebenen von einst vier Büro-Gründern, die allesamt bei Behnisch arbeiteten. Zu den aktuellen Projektstandorten gehören Moskau, wo 4a Architekten ein eigenes Büro unterhält, Wien und Südfrankreich. In der Heimatregion saniert 4a die Stadthallen in Balingen und in der Schillerstadt Marbach.
4a hat sich nicht nur als Gestalter einen guten Namen erarbeitet, sondern auch mit dem Einhalten von Kosten- und Zeitplänen. „Ich kann mich an keine Budget-Überschreitung von zehn Prozent erinnern“, sagt Seniorchef Matthias Burkart. Das Gros der Projekte, rund 80 Prozent, hat Bausummen zwischen zehn und 20 Millionen Euro. Es können aber auch bis zu 100 Millionen sein.
Stark in der Umsetzung
4a Architekten kennt die Leere in den öffentlichen Kassen so gut wie Dienstwege, die etwa bei der Sanierung eines kommunalen Hallenbades eingehalten werden müssen. Daher legt das Büro jetzt sein Augenmerk verstärkt auf die HOAI-Leistungsphasen 6 bis 9. Für diese Dienstleistungen sehen die Stuttgarter Planer eine große Nachfrage bei Kommunen, Wohnungsbauunternehmen und auch bei anderen, eher entwurfsorientierten Architekturbüros. Daher haben sie 2011 eine eigene Firma gegründet, die 4a Baumanagement GmbH. In einem Umkreis von 200 Kilometern rund um Stuttgart nimmt sie Aufträge an.
An ihrer Spitze steht Geschäftsführer Achim Zumpfe. Der 41-jährige Architekt hat Macherqualitäten, genau wie seine Kollegen, sieben Bauleiter und zwei auf LV-Erstellung und Angebotseinholung spezialisierte Architektinnen. In diesem Punkt unterscheidet sich die junge GmbH vielleicht am meisten von vielen anderen Architekturbüros, die ihren Ruf als Planer pflegen. Die Stärke des Teams liege in der Umsetzung, betont Zumpfe. Eine Affinität zu Zahlen, Listen, Planungssoftware und Dokumentationen sei Grundvoraussetzung für den Job als Kosten- und Terminmanager.
Modellbaukünstler oder Reißbrettspezialisten findet man an den Arbeitsplätzen der neuen GmbH in Baustellencontainern nicht. 4a bringt ihnen aber großen Respekt entgegen. „Ich streite mit keinem Entwerfer darüber, ob eine Wand grün oder rot gestrichen wird“, sagt Zumpfe. Lieber diskutiert er mit den planenden Kollegen, ob ihre Vorgabe technisch überhaupt umsetzbar ist. Oder er spiegelt dem Gestalter wider, dass seine Vorstellung einer Fassadenverkleidung so nicht realisierbar ist, weil die handwerkliche Herstellung das Budget sprengen würde. „Dann motiviere ich den Kollegen, noch einmal über seinem Entwurf zu schlafen und mit einer technisch realisierbaren Lösung zurückzukommen“, sagt der sehr zielorientiert wirkende Geschäftsführer augenzwinkernd.
Zumpfe und seine Mitarbeiter können auf ein reiches Wissen zurückgreifen. Ihre umfangreiche Datenbank ist mit Preisen sowie Vor- und Nachkalkulationen abgearbeiteter Projekte gespeist, bildet die Basis der Projektrealisierer und gibt ihnen Sicherheit hinsichtlich Kosten und Machbarkeit. Darüber hinaus setzt die Baumanagement-Firma die Planungssoftware MS-Projekt ein, die feingliedrig alle Bauphasen in einem Terminplan abbildet und tagesaktuell zeigt, wie sich dieser bei Störungen verschiebt, wenn zum Beispiel der Estrichleger insolvent wird und ein Ersatzunternehmen erst vier Wochen später mit der Arbeit beginnt. Doch alles Zahlenwerk und jede Elektronik würden wenig nutzen, wenn die Baumanager nicht auch eine ausgeprägte Kommunikations- und Moderations-Ader hätten.
„Unsere Leute sind möglichst die ganze Woche auf der Baustelle“, erklärt Zumpfe. Nur im täglichen Dialog mit den Beteiligten könne ein Großprojekt reibungsarm ablaufen. Voraussetzung dafür sei zudem, dass die Umsetzer spätestens bei der Werksplanung von den Entwerfern in das Bauvorhaben einbezogen würden. Zumpfe verdeutlicht: „Am besten sitzen wir mit am Tisch, bevor es an die Detailplanung geht.“ Etwaige Mängel in den Entwürfen sprechen die 4a-Baumanager sofort an, wenn sie ihnen auffallen. Denn wenn die Baumanagement GmbH die späten Leistungsphasen übernimmt, steht sie in der Verantwortung, trägt das Risiko und haftet für Schäden und Verzug. Mit aller aus der Distanz gebotenen Vorsicht analysiert Matthias Burkart gescheiterte Projekte anderenorts. Beim Berliner Flughafen sieht er vor allem Kommunikationsprobleme zwischen Baumanagern und -herren.
Chancen für den Nachwuchs
Von der Idee einer eigenen Management-GmbH bis zur Realisierung dauerte es mehr als sechs Jahre, berichtet Matthias Burkart. Er und seine beiden Mitstreiter hatten schon Mitte der vergangener Dekade erkannt, dass Wachstum am besten gelingt, wenn das Büro Aufgaben übernimmt, die andere Architekten entweder nicht gerne leisten oder aber aufgrund räumlicher Distanz Kollegen vor Ort überlassen. „Auch sahen wir für Nachwuchsleute in einer Baumanagement-Gesellschaft den besten Weg, bei uns ein- und aufzusteigen.“ Geschäftsführer Zumpfe etwa ist am Gewinn beteiligt und soll in naher Zukunft Partner werden. Das sei vertraglich so geregelt.
Michael Sudahl ist freier Fachjournalist in Stuttgart.
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