Er wurde von Wallpaper, dem amerikanischen Zentralorgan des gehobenen Lifestyles, zu einem der 30 wichtigsten Architekten weltweit gekürt, die Fachpresse huldigte ihm mit Bildstrecken und langen Interviews – kann sein, dass Antonio Cardillo von so viel Ruhm etwas überrascht war. Zweifellos unangenehm überrascht waren freilich die Fachmagazine und deren Leser, als herauskam, dass die berückende Architektur des ach so jungen, ach so begnadeten Baumeisters aus Italien nur auf Fotopapier existierte – perfekte Renderings von Entwürfen, die leider zu schön waren, um wahr zu sein. Cardillo hatte diese Bilder an Redaktionen in der ganzen Welt geschickt, wo man sich nur zu gern vom diskreten Charme des Newcomers blenden ließ. Niemand kontrollierte, ob es die Bauten auch wirklich gab.
Die von Ihnen zitierten Architekturmagazine (HOME und build) hüllten sich in vornehmes Schweigen, als sie vom ‚Spiegel‘ mit der Wahrheit konfrontiert wurden.
Aufgedeckt hat die Story der Wiener Architekturkritiker und Redakteur des österreichischen Fachmagazins ARCHITEKTUR, der die Story in der Wiener Stadtzeitung ‚Falter‘ und in der NZZ veröffentlichte. Auch der Spiegelartikel kam durch seine Informationen zu Stande.
Peter Reischer, Architekturfotograf, Wien