Gespräch: Roland Stimpel
Trommer: Architekten haben eine doppelte Verantwortung, auch beim Thema Wärmedämmung: gegenüber Bauherren und Nutzern, aber auch gegenüber der Gesellschaft, und wegen der Langlebigkeit der Bauten auch gegenüber der künftigen Generation. Unsere Verantwortung ist wirtschaftlich, sozial, kulturell und ökologisch. Da gibt es gerade beim Dämmen viel diskutierte Zielkonflikte. Ich freue mich, dass wir sie heute mit Ihnen besprechen können.
Franz: In der Praxis sind die Konflikte nicht so groß wie in manchen Diskussionen. Manche Kritiker tun so, als wollten Politik und Industrie alle Weltprobleme mit Dämmung lösen und auf nichts anderes Rücksicht nehmen. Beides ist falsch.
Zunächst gibt es nicht die eine Dämmung, sondern eine Vielzahl von unterschiedlichen Dämmstoffen mit unterschiedlichen Eigenschaften, die sich in verschiedensten Anwendungen im und am Gebäude wiederfinden. Oftmals ist die Kritik an der Dämmung zuerst eine Kritik an der Wahl eines ungeeigneten Dämmstoffes oder der falschen Anwendung, die dann pauschalisiert wird. Dämmstoffe sind kein Allheilmittel, sondern sie sind gute, millionenfach bewährte unterschiedliche Produkte, mit denen man bestimmte Aufgaben sehr gut lösen kann.
Trommer: Ich habe schon den Eindruck, dass beim Thema Energiesparen viele allzu sehr auf das Dämmen fixiert sind und Alternativen gar nicht richtig prüfen.
Franz: Wenn die Aufgabe lautet, Wärme im Gebäude zu halten und bei anderen Teilen der Gebäudehülle, vor allem den Fenstern, der Spielraum erschöpft ist – dann ist das Dämmen der einzig sinnvolle Weg.
Trommer: Da muss man weiter vorn ansetzen. Es geht ja nicht nur darum, einmal erzeugte Wärme im Haus zu halten, sondern auch darum, wie und wo die Wärme produziert und transportiert wird. Und auch darum, ob man sie tatsächlich immer in dem Maß braucht. Die Themen Energie und Energiewende sind viel komplexer, als dass man sie auf das Dämmen reduzieren könnte.
Franz: Aber es ist doch unbestritten, dass Gebäude für den größten Teil des Energieverbrauchs, für CO2-Ausstoß und Klimawandel verantwortlich sind, und in den Gebäuden vor allem die Heizungen.
Trommer: Man kann das auch auf andere Arten lösen, vor allem mit dem Einsatz regenerativer Energien oder mit lokalen Energieverbünden. In Wolfsburg, wo ich lange tätig war, werden mit der Abwärme des VW-Werks Wohnhäuser aus den 1930er-Jahren geheizt – deren Charakter man ohne Dämmstoffe erhalten kann. So etwas geht auch ohne riesige Autofabrik. Mit der Abwärme eines 2000-Quadratmeter-Supermarktes kann man einen Kindergarten heizen, der daneben steht. Der muss dann nicht mehr gedämmt werden.
Franz: Wenn Abwärme da ist und nicht anders verwendet werden kann, dann mag das so gehen. Aber das ist die große Ausnahme. Lassen Sie uns doch solche Wärmequellen und auch die regenerativ erzeugte Energie sparsam und effizient einsetzen – und eben nicht so, dass die meiste Wärme gleich wieder aus den Wänden entweicht. Im Übrigen wird ja mit Wind, Fotovoltaik und in Wasserkraftwerken nicht Wärme, sondern Strom erzeugt. Und dieser ist nur mit großen Effizienzverlusten in Wärme umzuwandeln.
Trommer: Wir werden in Zukunft auch mehr Wärme transportieren und stehen im Moment erst am Anfang eines neuen Forschungs- und Entwicklungsschubs, vielleicht sogar am Anfang einer zweiten Gründerzeit. Ihr Denken kreist um das Thema „Wärmeverlust vermeiden“. Dafür sind Ihre Produkte schließlich da. Architekten müssen aber breiter ansetzen. Wir haben heftig protestiert, als vor wenigen Jahren das Bauministerium in seiner Werbung ein Haus mit Zipfelmütze vorstellte. Das verengt die Sicht und verstellt den Blick auf andere Lösungen. Man kann nicht auf einem Produkt die ganze Energiewende aufbauen. Und man kann auch nicht nur an die Energiewende denken. Wir Architekten haben schließlich auch ästhetische, wirtschaftliche, ökologische und soziokulturelle Fragen zu bedenken und müssen all diese Folgen unseres Tuns im Auge behalten.
Franz: Wir haben ein gutes Gewissen, denn wir leisten unseren Teil zur Lösung der Probleme. Wenn mehr und mehr gedämmt wird, dann ist das ja letztlich nicht unsere Entscheidung, sondern die von vielen Tausend Bauherren und ihren Architekten. Und es wird noch viel zu wenig getan. Im Bestand werden jährlich etwa vier Prozent aller Fassaden angefasst, aber nur ein Prozent wird dabei energetisch ertüchtigt. Das liegt auch daran, dass die angeblich so strengen Normen tatsächlich oft lax sind. Zum Beispiel erklärt der Entwurf der EnEV-Novelle bei allen Häusern ab Baujahr 1984 weiteres Dämmen pauschal für unnötig. Dabei gehen Notwendigkeiten und Nutzerwünsche heute weit über die damaligen Neubaustandards hinaus.
Trommer: Bei Gesetzen und Normen bin ich sehr skeptisch, wenn sie nicht ein finales Ziel setzen, zum Beispiel weniger Umweltbelastung, sondern wenn sie den Weg dahin zu sehr festschreiben wollen. Das behindert die Kreativität von Architekten, in jedem Einzelfall den besten Weg zu finden. Alternative Lösungen, die besser sein können als die vorgeschriebenen, werden dann nicht einmal mehr geprüft und geraten mehr und mehr aus dem Blickfeld.
Franz: Man kann aber nicht in eine Norm allgemein hineinschreiben: „Spart Energie“ oder „Setzt weniger CO2 frei“. Sondern man muss es präzisieren und auch quantifizieren. Sonst läuft jede Norm ins Leere.
Trommer: Das tut sie auch, wenn man es mit dem Präzisieren und Quantifizieren übertreibt. Dann werden die immer knappen Mittel an Geld, Ressourcen und Know-how nicht optimal eingesetzt. Und überstrenge Normen lähmen. Wo es nur die Wahl zwischen einem bestimmten, hohen Standard und dem Status quo gibt, tun manche gar nichts – auch wenn der Status quo nicht befriedigt. Gerade für uns Architekten kann und darf sich die Arbeit nicht darauf beschränken, Normen abzuarbeiten. Sondern wir müssen immer überlegen, ob es nicht auch ganz anders geht. Ich nenne ein Beispiel: Ich halte es für unsinnig, mit viel Geld Wohnhäuser der Nachkriegszeit zu dämmen, deren Grundrisse und Technik veraltet, deren Standorte schlecht sind und deren Substanz marode ist. In einer integrierten Betrachtung kann man in manchen Fällen zu dem Ergebnis kommen, dass sich aufwendiges Dämmen für die wenigen weiteren Lebensjahre des Hauses nicht lohnt, man sie am besten abreißt und Neubauten möglichst an bessere Standorte setzt. In anderen Fällen mag es geboten sein, die Häuser unsaniert und dafür sehr mietgünstig noch einige Jahre auf dem Markt zu lassen. Gerade in Großstädten mit Wohnungsmangel braucht es solche Nischen, in denen der Quadratmeter für drei Euro vermietbar ist.
Franz: Drei Euro kalt! Die hohen Heizkosten kommen obendrauf.
Trommer: Wenn gedämmt wird, dann kommen sie als Modernisierungszuschlag auf die Kaltmiete obendrauf. Dieses Thema lässt sich so oder so nicht zulasten der Mieter lösen, die das Geld schlicht nicht haben. Sondern hier braucht es Anreize, zum Beispiel steuerliche Förderung, und es braucht kommunalen Wohnungsbau für einkommensschwache Schichten. Die Architektenkammern fordern dies.
Franz: In dem Punkt sind wir uns einig. Die Energiewende ist eine gesellschaftliche Aufgabe, und ihre Kosten können nicht von jedem individuell geschultert werden. Das betrifft auch die Umlage für erneuerbare Energien, die für alle den Strom verteuert. Und die die Versuchung fördert, diese angeblich schonend erzeugten Energien großzügig zu verbrauchen. Sehr oft dürfte es billiger für die Gesellschaft und den Einzelnen sein, beim Verbrauch anzusetzen statt in der Produktion.
Trommer: Das kann man ja auf verschiedene Art tun. Man kann die Effizienz des Energieeinsatzes erhöhen, wofür auch Dämmen oft sinnvoll ist. Man kann aber auch den ganz anderen Ansatz der Suffizienz wählen, der bei einer Senkung des Bedarfs ansetzt. Müssen wir überhaupt so viele und so große Räume immer so warm haben? Ist es wirklich ein Tabu, im Winter auch mal zu einem dickeren Pullover zu raten? Muss jeder Raum das ganze Jahr über gleich warm sein? Können wir nicht stattdessen auch den Raumgebrauch der Saison anpassen? Das hat eine jahrhundertealte Tradition. Einzelne Architekten experimentieren jetzt wieder damit. Zum Beispiel mit einem stets warmen Kern von Räumen und einem Ring darum, der im Sommer mehr und im Winter weniger genutzt wird, einem „Reduit“ – der aber für den Kern als dicke, vor allem aus Luft bestehende Dämmschicht lohnt. Die eigentlichen Wände um den Kern und außen um den Ring müssen dann viel weniger gedämmt sein.
Franz: Ich sehe keine Anzeichen, dass die Gesellschaft so etwas im großen Stil will. Niemand lässt sich vorschreiben, was er im Winter in seiner Wohnung anzuziehen hat. Niemand legt im Herbst seine halbe Wohnung still und zieht sich auf die andere Hälfte zurück. Außerdem lässt sich das Energiekonzept, das Sie beschreiben, mit fast keinem Bestandsgrundriss realisieren. In der Realität geht der Trend zu immer mehr Wohnfläche pro Kopf. Die Bürger von heute haben ein Recht auf Komfort und Wärme; die Menschen von morgen haben ein Recht auf unzerstörte Umwelt und auf Energieressourcen, die wir ihnen übrig lassen. Wir sorgen für beides.
Trommer: Wir Architekten resignieren nicht vor tatsächlichen und vorgeblichen Wünschen. Sondern wir suchen Formen, die private Wünsche und gemeinsame Notwendigkeiten übereinbringen. Viele von uns sind ja auch aus energetischen Gründen skeptisch gegenüber Dämmstoffen. Deren Produktion kostet viel Energie. Und der Einspar-Effekt ist oft geringer, als vorher versprochen und vorgerechnet wird.
Franz: Der Energieverbrauch in der Produktion und der Umfang der in Dämmstoffen gebundenen Energie wird oft überschätzt. Bei allen seriösen Berechnungen über den gesamten Lebenszyklus sind die Energiebilanzen klar im grünen Bereich. Die zur Produktion benötigte Primärenergie wird bei den üblichen Dämmstoffdicken in der Regel sogar innerhalb eines Jahres durch die eingesparte Heizenergie ausgeglichen. Und wenn Einspar-Effekte nicht erreicht werden, dann liegt das manchmal auch an falscher Verarbeitung am Bau. Der Standard des Handwerks ist zwar in Deutschland so hoch wie praktisch nirgendwo auf der Welt. Aber auch unsere Produkte kann man richtig und falsch anbringen, zum Beispiel mit mangelnder Sorgfalt in den Ecken. Doch das können Sie nicht unserem Produkt vorwerfen. Wir geben dem Handwerk jeden Rat und jede Hilfe, damit es richtig gemacht wird.
Trommer: Was natürlich lobenswert ist, aber auch auf eine gewisse Fehlerträchtigkeit deutet. Nun komme ich zum nächsten kritischen Punkt: dem Stoffeinsatz und dem Recycling. Zum Dämmen braucht man immens viel Material, oft aus so wertvollen und immer knapperen Rohstoffen wie Erdöl. Man schafft Verbundstoffe, die hinterher kaum noch zu trennen sind – also auch nicht zu recyceln.
Franz: So pauschal stimmt das nicht. Erstens gibt es verschiedenste Dämmstoffe. Zweitens werden sie zum Teil schon aus Recyclingmaterial hergestellt, zum Beispiel Glaswolle aus Altglas. Sie und auch Steinwolle lassen sich hervorragend recyceln. Drittens arbeitet unsere Branche intensiv an Stoffen und Systemen, die noch besser recyclingfähig sind. Viertens schließlich lassen sich Stoffe wie Polystyrol bei sehr hohen Temperaturen verbrennen. Das setzt keine Gifte frei, und das ist auch nicht so verschwenderisch, wie es klingen mag. Den Ausgangsstoff Erdöl verbrennen wir massenhaft in Automotoren, Heizkesseln und Kraftwerken. Und als Ultima Ratio ist das Verbrennen von Dämmstoffen auch nicht schlechter. Zum Schluss möchte ich darauf hinweisen, dass die Lebensdauern gedämmter Fassaden gern unterschätzt werden. Da wird häufig von nur zwanzig Jahren gesprochen. Aber fast alle Dämmschichten, die vor über zwanzig Jahren angebracht wurden, sind noch da.
Trommer: Aber nicht immer heil. Manche werden von Spechten zerhackt, bei anderen reicht schon ein kräftig geschossener Fußball.
Franz: Das ist eher ein Problem der Putzstärke. Es rentiert sich auf Dauer, mehr anzubringen.
Trommer: Nach einigen Bränden von Dämmschichten wird auch dies stark diskutiert.
Franz: In der jüngeren Vergangenheit gab es in der Tat zahlreiche Medienberichte zu Fassadenbränden. Das Interesse ist groß; oft vermissen wir allerdings eine qualifizierte Bewertung. Wir müssen dabei auch beachten, dass andere Wandbaustoff-Hersteller gedämmte Fassaden als Wettbewerb zu ihren Produkten sehen. Wir begrüßen, dass der Fachverband für Wärmedämmverbundsysteme die Diskussion mit Brandschutzexperten, Investoren und Architekten sucht. Grundsätzlich sind Wärmedämmsysteme nicht infrage zu stellen.
Trommer: Ich wäre bereit, bei neuen Erkenntnissen alles infrage zu stellen. Aber jetzt zu gesicherten älteren Erkenntnissen: Gedämmte Häuser überfordern viele Nutzer. Sie heizen und lüften nicht adäquat; die Folgen, wie Schimmel und andere Bauschäden, sind hinlänglich bekannt. Physikalisch-technisch mögen Dämmstoffe bei richtigem Verhalten noch so wirksam sein. Aber was nützt das, wenn dieses Verhalten vielen Menschen nicht zu vermitteln ist?
Franz: Natürlich nicht allen Menschen gleichzeitig. Aber viele kommen gut damit zurecht und freuen sich über warme Räume, niedrige Heizkosten und eine von ihnen selbst hochgehaltene Luftqualität. Wir setzen hier auf Aufklärung und Gewöhnung. Es ist ja kein hoch abstraktes Thema, sondern es geht um alltagspraktisches Verhalten, das jeder lernen kann. Und bei hoch gedämmten Häusern wird ja auch mehr und mehr mit Lüftungsanlagen gearbeitet, die die gewünschte Frische und gleichmäßige Wärme quasi von allein bringen.
Trommer: Es ist nicht zwangsläufig richtig, Häuser technisch so hochzurüsten, dass sie so sorgfältig und kundig wie eine Maschine bedient werden müssen und viele Komponenten während des Lebenszyklus des Hauses mehrfach ausgetauscht werden müssen. Wir Deutschen sind in der Welt renommiert für unsere oft perfekten Lösungen. Aber wir sind auch manchmal berüchtigt für unsere komplizierten Lösungen. Auch Häuser und ihre Technik sind Exportgüter; viele Architekturbüros sind da sehr erfolgreich. Aber das sind nicht die mit den kompliziertesten Lösungen, sondern die mit den stimmigsten, am besten bedienbaren. Und natürlich müssen sie auch ästhetisch in Ordnung sein.
Franz: Gut, dass Sie dies ansprechen. Es gibt ja Leute, die das Dämmen pauschal als Banausentum beschimpfen. Das wäre es, wenn man pauschal jedes Haus dämmen würde, auch jedes Denkmal, jede Gründerzeitfassade und jeden filigranen Bau aus den 1920er- oder 1950er-Jahren. Aber wenn wir sagen: Dämmt dort, wo es vernünftig ist, dann haben wir auch die ästhetische Seite im Kopf. Und da gibt es viele Beispiele gerade von Häusern aus den 50er- bis 80er-Jahren, die durch Dämmung ästhetisch klar gewonnen haben. Aus grauen Mäusen oder grauen Elefanten sind durchdacht gestaltete, ansehnliche Gebäude geworden.
Trommer: Ein Problem entsteht fast immer: Durch die Dicke der Dämmschicht wird die Baumasse optisch vergrößert, Fensterlaibungen werden tiefer. Es entsteht der Schießscharten-Effekt, der zudem die Räume dunkler macht.
Franz: Laibungen kann man auch anschrägen. Oder man kann Fenster nach außen setzen und dahinter Fensterbänke. Dann ist es keine Beeinträchtigung, sondern ein Gewinn an Wohnwert. Genau solche Überlegungen wünschen wir uns von Architekten und sehen hier Bedarf für ihre besonderen Fähigkeiten. Und da bei wertvollen historischen Fassaden keine Außendämmung infrage kommt, entwickeln unsere Unternehmen immer bessere Innendämmungen. Es gibt sehr gute Dämmstoffe mit nur 20 Millimetern Stärke aus Schaum und Mineralwolle. Bei der Entwicklung solcher Stoffe lassen wir uns von Architekten gern antreiben. Schildern Sie uns ihre Probleme, nennen Sie uns Ihre Anforderungen. Wir tun unser Möglichstes, um unsere Produkte in Ihrem Sinn zu verbessern.
Wenn von 125 000 eingetragenen Architekten 2500 zertifiziert für Passivhausplanung sind und ungefähr die vierfache Anzahl von Kollegen sich mit dem System Passivhaus intensiv beschäftigt, braucht man sich über die Aussagen von Kollege Trommer nicht mehr zu wundern. Er hat dann natürlich recht, von DEN Architekten zu sprechen. Ich stimme zu, es ist vielfach sinnvoller, nicht zu dämmen und das Haus abzureißen.
Aber dann wird es nur noch peinlich. Kein Architekt wird ein historisch wertvolles Haus von außen dämmen. Das meiste von sich hochmeinenden Architekten Erschaffene ist aber nicht wertvolle Bausubstanz, sondern Schrott. Das Thema taugt also nicht, Dämmung zu verteufeln.
Nun zum WDVS-System. Bereits vor zehn Jahren haben Kollegen, ich war sicher nicht der einzige, erkannt, dass Probleme bei dicken Dämmpaketen auftreten. Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Machen und Jammern oder Nichtmachen und sich einen anderen Weg ausdenken. Mein Weg führte zu einem dicken Dämmpaket hinter einer hinter-lüfteten Schale. So, wie die Altvorderen schon immer ihre Häuser geschützt haben. Nix Algen, Nix ins Grundwasser eindringende lösbare Giftstoffe, Nix Fußball, Nix Specht, Nix kompliziertes Recyclen. Die passivhaustaugliche Anbringung brachte zwei Patente vom Deutschen Patent- und Markenamt. Es geht also auch anders.
Und nun zur „komplizierten“ Lüftung bei hochgedämmten Gebäuden und der die Bauherren überfordernde Technik. In der Tat, wer zu blöd ist, alle Vierteljahr einen Ersatzfilter zu tauschen, möge sich um eine Stube mit beschütztem Wohnumfeld kümmern. Mit automatischer Lüftung sind viele Probleme nicht mehr existent.
Passivhäuser schöpfen Energie aus solarer Strahlung und Wärmeabgabe von Mensch und Technik. Die notwendige Restenergie ist bei richtig dimensionierter Dämmung minimal. Eine komplizierte Heizung ist unnötig. Gefährliche CO -Emission via trendigem Holz-Pellets gibt es nicht. Und die Frage, ob ein zu Pellets verarbeiteter Baum immer noch zugunsten CO2-Reduktion weiterexistiert, konnten verantwortungsbewusste Ökojünger schlussendlich nicht beantworten.
Ich weiß nicht, warum Architekten sich so vehment gegen Wärmedämmung sträuben wie Herr Trömmer. Ist das jetzt nur schlechtes dialektisches Spiel oder denken Sie tatsächlich so?
Mir fallen in diesem Zusammenhang die Diskussionen ein, die vor 20 Jahren um das für und wider von CAD-Systemen in Architekturbüros geführt wurden. Heute erübrigt sich die Frage, wer daran Schaden genommen hat.
Das Leben ist sehr komplex geworden – in allen Bereichen. Warum soll mir ein Automobil mit vielen Regelmechanismen das Leben angenehmer und sicherer machen können und eine Wohnung nicht? Warum darf man beim Wohnen nicht weiterdenken? Natürlich muss man beim Dämmen und Herstellen von Dichtigkeiten lüftungstechnische Maßnahmen ergreifen. Sicherlich ist das komplizierter als Fenster auf – Fenster zu. Aber auch besser.
Ich glaube wir Architekten sind uns viel zu wenig der großen Palette von Möglichkeiten bewusst, die uns zur Verfügung steht, um alleine schon die Wohnqualität von Bestandsimmobilien mit relativ geringem Aufwand spürbar zu verbessern. Hohlschichten in zweischaligem Mauerwerk können mit Einblasdämmung für vielleicht € 2.500,- ohne dass man gar etwas sieht, für eine enorme Wohnwertverbesserung sorgen. Wie viele Dachschrägen und oberste Geschossdecke sind ungedämmt? Mag sein, dass es sich nicht lohnt, wenn ein Mensch am Ende seines Lebens in Wärmedämmung investiert aber die neuen Besitzer werden das ganz anders sehen.
Ich empfinde die oben abgedruckte Disskussion als oberflächlich, weil sie keine Antworten auf die brennendsten Fragen gibt :
Mit welchen Argumenten kann ein Architekt eine Schaumstofffassade verantworten, die schneller vergammelt als die Hypotheken getilgt sind ?
Mit welchen Argumenten kann ein Architekt verantworten, dass die Anti-Algenmittel im Putz durch Regen, oder die Reinigungsmittel für verschmutzte Fassaden, ins Grundwasser gelangen ?
Wie muss eine Schaumstofffassade mindestens verkleidet sein, damit eine normale Lebensdauer eines Bauwerkes und keine Umweltverschmutzung erreicht wird ?
Das Energieeinspargesetz EnEG (heute schon gelesen?) fordert im § 5 die Wirtschaftlichkeit von Energiesparinvestitionen. Die Rechtsprechung und die Schwesterverordnung der EnEV auf Ermächtigungsgrundlage des EnEG, die HeizkostenVO, nennt 10 Jahre als Amortisationsgrenze. In dieser Frist ist wohl kein WDVS der Welt rechnerisch amortisiert, ein Verstoß gegen das Gesetz. Hierzu schuldet der Architekt seinem Bauherrn als vertragliche Nebenpflicht Aufklärung. Er muß ihm zumindest anbieten, für ihn die diesbezüglich vorgesehene Befreiung gem. § 25 EnEV zu erwirken. Oder sich freizeichnen lassen, wenn nach seiner (bzw. des hilfreichen Dämmstoffvertreters) Planung unwirtschaftlich gebaut wird.
Zum anderen ist inzwischen herausgekommen (Fraunhofer-Institut für Bauphysik, GEWOS-Untersuchung, vgl. einschlägige Artikel in der Immobilienwirtschaft 9 und 11/12 2012, der WELT und der Wirtschaftswoche), daß Fassadendämmung IMMER zu erhöhten Heizkosten führt. Sie sperrt die Solarenergie aus, dahinter wird die Wand tagsüber sehr viel kälter, als ohne. Und da der Taupunkt oft auf bzw. in der Dämmung sitzt, fällt dort immer Kondensat, auch mal als Eis an. Das gilt selbstverständlich auch für hinterlüftete Fassadendämmung, die deswegen alles andere als DIE Lösung ist. Man muß sie nur mal auspacken. Die Dämmstoffe lassen das eingetaute Wasser nur ungern bzw. nie wieder raus. Das Ergebnis ist in „NDR 45 Minuten – Wahnsinn Wärmedämmung (11/2011)“ zu sehen: Abgesoffenes WDVS nach wenigen jahren Standzeit. Inzwischen an allen Fassaden komplett abgerissen, da komplett aufgenäßt.
Diese Fakten sollten nicht nur diskutiert, sondern in der Planung auch berücksichtigt werden, bevor der Schaden die Haftpflicht belastet. Die Juristen wissen inzwischen Bescheid. Die Bauherren bald. Die Gestaltungsfrage ist dagegen pure Nebensache.
Zunächst war ich ja entsetzt, als ich die Diskussion über Fassadendämmung gelesen habe – kann es denn sein, dass einer der obersten Repräsentanten meines Berufsstandes, der ja auch die vielschichtige gesellschaftliche Verantwortung der Architekten betont, sich zu einem so wichtigen Thema äußern und so wenig Ahnung davon haben? Es schien mir, als würden Beitrag für Beitrag die gängigen Klischees und Vorurteile gegen Dämmung auf Stammtischniveau von Herrn Trommer angesprochen , um von Herrn Franz widerlegt zu werden.
Dann dachte ich, das Ganze hat Methode. Wenn Herr Trommer, wie anfangs beschrieben, schon so viel mit Energieplanung zu tun hatte, ist der Dilettantismus nur gespielt, um Herrn Franz mit seiner Sachkenntnis gut aussehen zu lassen. Ein didaktisches Mittel sozusagen. Man nimmt den bauphysikalisch unbeleckten Kollegen die Hemmungen, auch die absurdesten Auffassungen anzusprechen (wie z. B. „Die Herstellung von Dämmung verschlingt wertvolle Ressourcen, das Heizen wohl nicht.“ oder „Wenn irgendwo verwertbare Abwärme zur Verfügung steht, weil dort die entsprechenden Vorkehrungen zur Vermeidung noch nicht getroffen wurden, dann freue ich mich, ein Haus ohne Dämmung beheizen zu können, anstatt zwanzig Häuser mit Dämmung.“ und, einer der besten Lacher „Eine zentrale Lüftung ist kompliziert, eine Zentralheizung wohl nicht.“ usw.), und die solide begründete Argumentation von Herrn Franz dient dann sofort als Weiterbildung in ein paar Grundfragen.
Dieser Gedanke beruhigte mich ein wenig.
Trotzdem, eine Restunsicherheit bei mir bleibt, dass das alles doch ernst gemeint war. Haben wir denn, bei all unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung, keine drängenderen Probleme als die Fensterlaibungsgeometrie zu lösen? Übrigens, aus gewöhnlich gut informierten Kreisen ist mir zugetragen worden, dass es nicht reicht, nur die Häuser in Küstennähe zu dämmen, um den Anstieg des Meeresspiegels zu verhindern. Damit will ich sagen, dass das Problem des hohen Energieverbrauchs und seiner Folgen immens, global, Generationen übergreifend und nicht mit Strickwaren zu lösen ist.
Vor dem Hintergrund dieses Restzweifels kann man den letzten Beitrag von Herrn Franz auch so verstehen: Liebe Architekten, macht erst mal eure Hausaufgaben, damit wir dann auf Augenhöhe dikutieren können.
Meine Erfahrung aus 15 Jahren Passivhausplanung und den vielen Rückmeldungen der Nutzer ist jedenfalls, dass ein gutes Haus auch gut gedämmt ist.
Architekten = Dämmskeptiker?
In der Diskussion um das Thema Fassaden und Wärmedämmung entsteht der Eindruck, dass Architekten insgesamt skeptisch gegenüber Wärmeschutz und Dämmstoffen im Besonderen wären. Dem muss hier widersprochen werden. Denn das hieße auch, dass der Berufsstand der Architekten nicht mitmacht bei Klimaschutz und Energiewende. Denn ohne zukunftsweisenden Wärmeschutz bleibt der Wärmebedarf der Gebäude hoch. Dann ist es nicht möglich, die Gebäude mit erneuerbaren Energien zu versorgen. Die dafür notwendigen Anlagen sind zwar risikoärmer, sie beanspruchen jedoch viel Platz in den Kulturlandschaften und sind überall sichtbar. Hier existieren Grenzen des mach- und kulturell akzeptierbaren. Herr Trommer vertritt hier also seine persönliche Meinung, nicht jedoch die Haltung der Architekten insgesamt. Viele Architekten, speziell die jüngere Generation, orientieren ihr professionelles Handeln zunehmend an den Themen Langlebigkeit und Verantwortung gegenüber künftigen Generationen. Sie wissen, dass die gesetzlichen Standards der EnEV hierfür nicht zielführend sind. Sie wissen aber auch, dass Wärmeschutz alleine nicht ausreicht, sondern hier alle energetisch relevanten Faktoren untereinander abzustimmen sind, die in der Energiebilanz eines Gebäudes eine Rolle spielen (z.B. Wärmeschutz, Luft- und Winddichtigkeit, Lüftung, Verglasungen, Versorgungskonzepte) . Bei dieser Auseinandersetzung wird schnell klar, dass ein Gegeneinander-Ausspielen der Maßnahmen („Kraft-Wärme-Kopplung statt Wärmedämmung“) nicht zielführend ist. Klimaschutzszenarien zeigen, dass ohne einen hochwertigen Wärmeschutz – nicht nur im Neubau sondern auch bei der energetischen Modernisierung im Bestand – der Gebäudepark auf längere Sicht nicht zukunftsfähig gemacht werden kann. Das beinhaltet nicht nur die Frage der künftigen Energieversorgung, sondern auch soziale Fragen (mittel- und langfristig bezahlbarer Wohnraum) und den Werterhalt des Kapitalstocks der Gebäude insgesamt. Die konkreten Konsequenzen der baukulturellen Frage werden im Interview peinlicherweise von Herrn Franz, dem Vorsitzenden des Gesamtverbands der Dämmstoffindustrie, angesprochen. Hier müssen sich doch zuallererst die Architekten schützend vor die Gebäude mit hoher Eingriffsempfindlichkeit stellen. Das betrifft im Übrigen nicht nur den Denkmalbestand. Wie Herr Franz richtig ausführt, kommt bei ihnen i.d.R. ein Außenwärmeschutz nicht in Frage. Für diese Bestände sind differenzierte und auf den Einzelfall abgestimmte Lösungen notwendig. Das ist ein interessantes Arbeitsfeld für Architekten, das viel bauphysikalischen Sachverstand erfordert. Davon ist im Interview überhaupt keine Rede. Leider entsteht in der Summe der verheerende Eindruck, dass Architekten weder zu den Fragen der Energiewende noch zu denen der Baukultur substanzielle Beiträge leisten wollen und können, sondern dazu bestenfalls „Meinungen“ haben. Weil dem aber nicht so ist, sollte Herr Trommer zu diesen Fragen künftig besser schweigen.
Dr. Rainer Vallentin, Architekt und Stadtplaner München
ursache oder wirkung?
es ist schon erschreckend, geradezu peinlich wenn herr trommer abwärme als lösung des problems benennt.die abwärme ist vergeudete energie, sie wird nicht veredelt, wenn damit ein energieverschwendender bau beheizt wird. im vergleich zum passivhausstandard hab ich dann immernoch faktor 10-11 zuviel energie verbraucht,auch mit der abwärme. das gleiche gilt für die fernwärme, sie ist im gegensatz zu dem von entsprechenden lobbyisten implantierten denken nicht geschenkt. die beste energie ist nach wie vor die, die nicht gebraucht wird.
die argumentation von herrn trommer läuft in kurzform darauf hinaus, dass sich die fachingenieure um den klimawandel kümmern können, der architekt hat in seiner gesamtsicht höhere aufgaben. das geht so gar nicht.
Was für eine absurde Diskussion! Jeder der sich mit der Thematik ernsthaft auseinandergesetzt hat, weiß wie die Normungsausschüsse besetzt sind, die zu so unzulänglichen Machwerken wie der EnEv führen. Das die Industrie hier ansetzt um ihr Schäfchen ins Trockene zu bringen, ist wohlbekannt. Vor ca. 10 Jahren wurde auf den Aachener Sachverständigentagen bereits deutlich darauf hingewiesen. Und was machen „wir“ Architekten mal wieder? Lassen uns von Wirtschaft und Politik vor den Klimaschutz-, Energiewende- und Nachhaltigkeitskarren spannen, in der Hoffnung, unsere dauerhaft miese wirtschaftliche Situation endlich wieder verbessern zu können.
Wo sind denn die Kritiker aus unseren Reihen? Die abgedachte Verschärfung der EnEv hilft nur der Industrie. Das böse CO2 wird deshalb unsere Republik nicht verschonen.
Da wird fadenscheinig versucht über Fassadegestltung zu diskutieren. Lachhaft! Schauen Sie sich doch mal um, wie es in den Neubausiedlungen aussieht. Der Architekt als Erfüllungsgehilfe der Industrie und einer bizarren sogen. Klimapolitik. Das ist es, was man in diesem Land wahrnimmt.
Ich werde jedenfalls eher meinen Beruf an den Nägel hängen, bevor ich mich dem gesetzlich vorgeschriebenen WDVS-Wahn unterwerfen werde.
Amortisationszeitraum und Wirtschaftlichkeit
§ 5 EnEG nennt als Maßstab für den Amortisationszeitraum gerade die übliche Nutzungsdauer. Diese ist bei Verbrauchserfassungsgeräten 10 Jahre, daher wird dieser Zeitraum in der HeizkVO genannt. Die übliche Nutzungsdauer von opaken Bauteilen der Gebäudehülle liegt über 40 Jahre, wie an dem Zustand des Gebäudebestandes in Deutschland mühelos zu erkennen ist. Die Verkürzung auf 10 Jahre, wie von K.Fischer in seinem Kommentar behauptet oder auf 20 Jahre, wie in den Wirtschaftlichkeitsgutachten des BMVBS zur EnEV Novelle vorgenommen, entspricht damit nicht der gesetzlichen Anforderung. Will man die Amortisationszeit aufgrund der Unsicherheit der Energiekostenentwicklung zeitlich kürzer als die übliche Nutzungsdauer fassen, muss man zumindest den Restwert der Investition berücksichtigen. Ein Weg, den die EU Kommission mit der Berechnungsmethode zum kostenoptimalen Niveau geht. Ein Haftungsproblem wegen der Unwirtschaftlichkeit des Einsatzes von Wärmedämmung gibt es damit in der Regel nicht. Eher dürfte der Rat zum Verzicht auf Wärmedämmung bei ohnehin anstehenden Sanierungen problematisch sein, denn bei Pinselsanierungen gibt es überhaupt kein Refinanzierung über eingesparte Energie und einen besseren Zeitpunkt zur Verbesserung des Wärmeschutzes dürfte es unter Wirtschaftlichkeitsaspekten kaum geben.
Seit 1968 bemühe ich mich in meiner Ingenierarbeit schadensfrei zu bleiben.
1970 wurde ich als junger angestellter Ingenieur aufgefordert, wider besseren Wissen,
bei einem reinen Stahlbeton-Neubau eine Innendämmung zu planen.
Das war noch vor der Ölkrise !
Mein persönlich vorgetragener Protest beim Planer blieb ohne Erfolg.
Meinen Frust hierzu hatte ich dann in der Vorbemerkung verewigt.
Die nahezu jährlichen malermäßigen Versuche sich gegen die Folgen der Feuchte zu wehren, zermürbten die Bewohner – im Treppenhaus hatten sie es völli aufgegeben.
Fast 20 Jahre benötigten die Bewohner, um endlich zu erkennen – hier liegt ein Planungsfehler vor – gegen den sich juristisch zu wehren lohnt.
Die Schäden im Treppenhaus waren erbärmlich.
Die Schuldzuweisung simpel.
Der Ingenieur ist schuldlos – er hat den Planer mündlich und schriftlich
auf die Risiken hingewiesen.
Der Planer trägt die Gesamtschuld – er hat gegen den Stand der Technik
geplant und ausgeführt.
Heute erhalte ich eine kostenpflichtige Einladung in Sachen Innendämmung durch die Kammer – so weit geht mein guter Wille nun doch nicht.
Aber wenigstens zu diesem als Protest zu verstehenden Kommentar – allerdings zum Thema Innendämmung.
Ein Nachsatz zur Außendämmung.
Wie viele Planer gehen im Winter, bei – 10 ° C
dünn bekleidet aus dem Haus ?
Ich kenne keinen.
Teure Energie läßt man am besten bei den Erzeugern.
Plusenergiegebäude gibt es noch viel zu wenig – das erkennt man am besten
an den Investitionen der Enrgieriesen.
Ein hochmodernes Auto zu steuern ist ein Genuß – warten und reparieren überläßt man besser den Fachleuten.
Ein Gebäude mit höchstem Standard bei der Gebäudetechnik zu nutzen ist fantastisch – den Entwicklungsingenieuren sei dank !
Liebe Planer, nutzt Eure Chancen und Eure Kreavität – Viel Glück
Die 10 Jahre Amortisationszeit entsprechen den einschlägigen Gerichtsurteile zum Thema Wirtschaftlichkeit von Energiesparinvestitionen. Die Interpretation, daß sich das auf die Lebensdauer von irgendwas bezieht, erscheint mir gelinde gesagt fadenscheinig. Ich halte mich lieber an die Rechtsprechung. Und in den mir bisher bekannt gewordenen Befreiungen gem. § 25 EnEV hat sich die Behörde ebenfalls an die 10 Jahre gehalten. Mir genügt das.
Konrad Fischer
‚@Bruch: § 25 EnEV, der für den Architekten und auch für Ihren Gesamtverband der Dämmstoffindustrie GDI zählt:
„Eine unbillige Härte liegt insbesondere vor, wenn die erforderlichen Aufwendungen innerhalb der üblichen Nutzungsdauer, bei Anforderungen an bestehende Gebäude innerhalb angemessener Frist durch die eintretenden Einsparungen nicht erwirtschaftet werden können.“
Im Bestand muß die Frist also „angemessen“ sein, die gefestigte Rechtssprechung hat das bisher auf ca. 10 Jahre festgelegt – konform mit § 11 HeizkostenV. Und außerdem entspricht das sogar dem gesunden Menschenverstand, was bei lobbybeeinflußten Gesetzen und Verordnungen vielleicht nicht immer zutrifft 😉
Für uns Architekten heißt wirtschaftliche Planung, die wir dem Auftraggeber unabdingbar schulden, ebenfalls eine angemessene Wirtschaftlichkeit in der Dämmfrage. Und hier muß der AG gut aufgeklärt werden, sonst sind wir eben schon wieder dran. Für den Dämmstoffberater, der uns kostenlos die Planung bis zur Ausschreibung erledigt, wenn wir nur sein Produkt manipulativ und verbotenermaßen in den LV-Text bugsieren, ist eine entsprechende Hinweispflicht bei seiner „Produktberatung“ gegenüber dem planungsempfangenden Architekten anzunehmen. In Wahrheit läßt der uns aber oft lieber ins offene Messer laufen …
Schade, dass die beiden Intervieten (Trommer und Franz) nicht die Gelegenheit nutzen, die teilweise widersprüchlichen Erläuterungen und Argumente in Form einer zielführenden Planungsstrategie zu formulieren, die den planungsbeteiligten Bauherrn, Architekten und Fachplanern eine Hilfe sein könnte, um von den unsäglichen Pauschalurteilen weg zu kommen und die für jedes Projekt unterschiedlich anstehenden Probleme in gegenseitigem Einverständnis kompromissbereit zu lösen, wie es die tägliche Praxis erfordert. Nur dann besteht die Möglichkeit, das immer wieder geforderte Vertrauen zwischen Bauherrn und Architekten zu erreichen.
Prof. Ulrich Elwert, Dipl.-Ing. Freier Architekt, Ravensburg