Text: Marion Goldmann
Mietinteressenten bei Dirk Fabarius werden bei der Besichtigung zuerst auf die besondere Innengestaltung hingewiesen – auf gerundete Wände, flexible Raumaufteilungen und die vielen Einbaumöbel = ein Konzept also, das auf anpassungsfähigen Wohnraum setzt. Erst am Ende des Rundgangs zeigt man ihnen ein Display, das die intelligente Haustechnik des von Fabarius entwickelten „e-wohnstandards“ dokumentiert. Als „e-wohnungen“ bezeichnet der Berliner Initiator und Bauherr seine Produkte, die er seit 2006 in vier modernisierten Altbauten realisiert hat. Fabarius sieht die Hausautomation als „stillen Diener“ im Hintergrund; den Begriff Smart Home vermeidet er lieber. Der Ausdruck schrecke viele noch ab. Alle 150 Wohnungen in zentralen Lagen Berlins waren jedoch relativ schnell vermietet.
Bei seinem ersten Projekt plante Fabarius eine Hausautomation einschließlich einer Multimediaverkabelung quasi als Selbstverständlichkeit ein. Da aber die Systemintegration in der Planung nicht berücksichtigt wurde, erfüllte sich dieser Wunsch vorerst nicht. Installiert wurde sie nachträglich mithilfe eines sogenannten Systemintegrators, eines auf Gebäudeautomation spezialisierten Elektrofachbetriebs. Das erhöhte die Kosten, auch weil das Verlegen von Leitungen kleinere Teilrückbauten erforderte. Vor allem machte dieses Prozedere das Hauptproblem deutlich: Es fehlte an kompetenter Beratung und vorbildhaften Objekten.
Das gilt noch heute. Bislang verwirklichte Smart Homes sind entweder Einfamilienhäuser oder geförderte Vorzeigeprojekte, wie das T-Com-Haus der Deutschen Telekom oder das inHaus1 für den Wohnimmobilienbereich des Fraunhofer-inHaus-Zentrums in Duisburg. Hier können Nutzer die Technik zwar ausprobieren, aber ansonsten stehen Interessenten meist allein da. Bis heute gibt es kaum übergreifende Informationen über Auswahlkriterien und planungsrelevante Aspekte der Technik – es sei denn, man klappert die Hersteller der Reihe nach ab und arbeitet sich zudem in die Technik ein. Dirk Fabarius ist mit seinem Team diesen Weg gegangen. Bis heute hat er insgesamt etwa 10.000 Quadratmeter e-wohnfläche realisiert – eine bundesweit einzigartige Größenordnung des Einsatzes intelligenter Haustechnik im vermieteten Geschosswohnungsbau. Die Bauten sind jedoch nicht mit Technik vollgestopft, sondern orientieren sich an einem Grundbedarf.
Die Basisausstattung umfasst die Multimediaverkabelung sowie die Steuerung der Funktionen Sonnenschutz, Licht, Türschließung, Aufzug und Heizung. Beim zweiten Projekt wurde zusätzlich ein Abrechnungssystem zur Müllerfassung installiert. Beim vierten Projekt ist die Ablesung des Strom-, Wasser- und Heizwärmeverbrauchs neu hinzugekommen. Dennoch bleibt ausreichend Platz im Verteilerkasten, um bei Bedarf auch nach Jahren noch weiter aufrüsten zu können. Gleichzeitig verdeutlicht dieser scheinbar banale Aspekt einen wesentlichen Punkt des e-wohnen-Konzepts: die Ausbaufähigkeit und Variabilität.
Das hat natürlich auch Einfluss auf die Architektur. Normalerweise ist sie zuerst da, und die Technik wird im späteren Verlauf der Planung integriert. So funktioniert das bei e-wohnen nicht mehr. Allein der Verteilerkasten ist 1 x 1 Meter groß. Die Planer des Berliner Büros hmp hertfelder & montojo können gut damit leben. Sie haben die letzten drei Projekte realisiert. Architekt Siegfried Hertfelder: „Technik, Energieeffizienz und Architektur werden bei uns von Anfang an miteinander verknüpft.“ Er entwickelte zusammen mit Dirk Fabarius gestalterische Lösungen, hinter denen die technischen Komponenten verschwinden. Zum Beispiel dient die geschwungene Linienführung der Flurwände nicht ausschließlich als stilprägendes Element. Die technischen Anlagen befinden sich hier hinter bewusst angelegten Ausbuchtungen. Auch bei den sogenannten Badboxen erscheinen die Rundungen zunächst als nicht alltägliches Design. Dass sich dahinter der Installationsschacht verbirgt, fällt keinem auf. Die Arbeit am e-wohnen verlangt von Anfang an eine enge Vernetzung mit den Fachingenieuren. Zeitweise hatte die Planungsgruppe bis zu 15 Beteiligte, die voneinander viel zu lernen hatten.
Hertfelder nutzt seine Erfahrungen auch für andere Projekte. Im energieeffizienten Bauen sind mehr und mehr technische Belange und Einbauten zu berücksichtigen – zum Beispiel das ästhetisch ansprechende Unterbringen von Lüftungsgeräten oder der Einsatz von Flächenheizungen, ohne dass die Anschlüsse sofort ins Auge fallen.
Bei der Hausautomation geht nichts ohne kompetente Elektrofirmen. Viele von ihnen treten inzwischen beratend auf und erfragen im Vorfeld der Planung Installationslösungen. Zwar müssen Architekten nicht detailliert über die Technik Bescheid wissen, aber über deren Nutzen durchaus. Zum Beispiel lässt sich mit intelligenter Steuerungstechnik die Energieeffizienz steigern. Hertfelder: „Damit konnten wir im jüngsten Projekt erreichen, dass sich der Verbrauch von Heizenergie, Strom und Wasser deutlicher als bisher ablesen lässt. Dafür interessieren sich zunehmend auch die Nutzer.“
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