Text: Wolf Schneider
Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.“ Der Philosoph Ludwig Wittgenstein hat das gesagt. Und die Erfahrung lehrt: Ein erzähltes Mittagessen sättigt nicht, und den Duft eines Parfüms kann auch das blumigste Wort nicht vermitteln.
Das hat sich bestätigt, als ich ein paar Dutzend Beispiele aus der Architektensprache sichtete. Ich bewunderte Hochseilakte der Unsagbarkeit: „Zugleich hinterfragt die Transluzenz der Hülle die erste Wahrnehmung“, und zu den „Entwurfselementen“ eines Neubaus gehört „zugleich solitäre Setzung sowie beredte Inszenierung einer Morphologie“. Ich fragte mich, ob „die primäre Anmutung eines Baumkörpers“ auf einen Baum hindeutet oder gerade nicht auf diesen. Und aus „der leichten Auffindbarkeit aller Nutzungsbereiche“ wagte ich zu schließen, dass ich mich in diesem Gebäude nicht verirren würde.
Während aber der Duft eines Parfüms durch kein anderes Medium auch nur angedeutet werden kann, stehen dem Architekten die Zeichnung, der Grundriß, das Foto, das Modell, die Computersimulation zur Verfügung – mit einem Grad der Annäherung an die Realität, der sich durch erläuternde Wörter zu einem Gesamtkunstwerk runden kann. Wer es mit der Sprache allein versuchen will, der heiße am besten Goethe und beschreibe das Straßburger Münster.