DABonline | Deutsches Architektenblatt
Menü schließen

Mehr Inhalt

Services

DABonline | Deutsches Architektenblatt
Zurück Mehrgeschossiger Holzbau

Bauen in der Erdbebenzone

Beispielhaft: Wie eine erdbebensichere Wohnanlage in Mailand entstand

27.01.20142 Min. Kommentar schreiben

Text: Susanne Jacob-Freitag

Mailand gilt wie ganz Italien als Erdbebenzone. So achteten Architekten und Ingenieure bei den vier Neungeschossern der im Herbst 2013 fertiggestellten Wohnanlage an der Straße „Via Cenni“ in Mailand auf ein möglichst kompaktes und regelmäßiges Tragwerk im Grundriss und Aufriss.

Die vier 28 m hohen Holzhochhäuser, die durch zweigeschossige Gebäuderiegel verbunden sind, bestehen komplett aus Brettsperrholz (BSP), ebenso deren Treppenhäuser und Aufzugsschächte. Die Wohntürme sind auf einer Grundfläche von 13,6 m × 19,1 m errichtet. Die BSP-Wandelemente weisen im Erdgeschoss eine Stärke von 20 cm auf, nehmen aber nach oben hin ab und sind im zweiten, dritten und vierten Stock nur noch 18 cm dick bzw. reduzieren sich bis zum neunten Stockwerk über 16 und 14 cm auf 12 cm. Innerhalb eines Stockwerks sind die Wandstärken jedoch immer gleich.

Die Deckenplatten überspannen bis zu 6,70 m, teilweise sind sie als Kragarme über die Außenwände hinaus geführt und bilden die Balkone. Einige Innenwände kragen analog zu den Decken als wandartige Träger ins Freie aus und dienen den Balkonen oder Loggien als seitliche Wandabschlüsse. Je nach Spannweite variiert die Dicke der Deckenplatten zwischen 20 und 23 cm. Ihre Spannrichtungen sind in jedem Stockwerk unterschiedlich, sodass die Lasten relativ gleichmäßig auf die tragenden Wände verteilt werden.

Die längs und quer angeordneten Wandscheiben innerhalb der Geschossgrundrisse steifen das Gebäude vertikal aus. Die Deckenplatten – stumpf gestoßen und mit Diagonalverschraubungen zu Scheiben ausgebildet – sorgen für die horizontale Aussteifung. Insgesamt entsteht durch die Anordnung der Wand- und Deckenelemente ein wabenartiges, räumliches Tragwerk mit hoher Steifigkeit. Die zentrale Anordnung des Erschließungskerns ist ebenfalls günstig und geht auf den Grundsatz der Regelmäßigkeit zurück.

Um einen L-förmigen Aufriss zu vermeiden, folgten die Planer diesem Grundsatz auch in Bezug auf das Gebäudeensemble und haben die neun- und zweigeschossigen Bauten mit großen Fugen von 8 cm Breite getrennt voneinander konzipiert und errichtet. Zur Aufnahme der dynamischen Erdbebenkräfte sind in den Holzgebäuden rund 700.000 Verbindungsmittel verbaut.

Dipl.-Ing. (FH) Susanne Jacob-Freitag ist freie Baufachjournalistin in Karlsruhe.


DABonline.de Spezial Mehrgeschossiger Holzbau

Alle Beiträge zum Thema finden Sie hier.

War dieser Artikel hilfreich?

Danke für Ihr Feedback!

Weitere Artikel zu:

Schreibe einen Kommentar

Sie wollen schon gehen?

Bleiben Sie informiert mit dem DABnewsletter und lesen Sie alle zwei Wochen das Wichtigste aus Architektur, Bautechnik und Baurecht.

Wir nutzen die von Ihnen angegebenen Daten sowie Ihre E-Mail Adresse, um Ihnen die von Ihnen ausgewählten Newsletter zuzusenden. Dies setzt Ihre Einwilligung voraus, die wir über eine Bestätigungs-E-Mail noch einmal abfragen. Sie können den Bezug des Newsletters jederzeit unter dem Abmeldelink im Newsletter kostenfrei abbestellen. Nähere Angaben zum Umgang mit Ihren personenbezogenen Daten und zu Ihren Rechten finden Sie hier.