Text: Roland Stimpel
Architekten können auf Autobauer nur neidisch sein: Da wird erst mal für ein paar Milliarden Euro jahrelang designt, modelliert, gemockupt und geerlkönigt; nach feierlicher Enthüllung auf einer Messe fährt das Werk in Millionen Exemplaren durch die Städte und am Ende kriegt es ein „H“ aufs Nummernschild – Denkmalschutz vom Zulassungsamt. Jetzt aber robbt sich ein Autogestalter an die Architektur heran. Benoit Jacob, laut Pressemitteilung des Hauses „Designchef der Subbrand BMW i“, durfte sich und seinen Wagen auf drei Seiten im „Baumeister“ präsentieren.
Benoit Jacob verrät dort: „Beim BMW i3 haben wir uns viele Inspirationen aus der Welt der Architektur geholt.“ Zum Beispiel den Projektnamen; der hieß bei dem Wagen noch „Megacity“. Ein Auto wie ein Stadtraum? Äh, nein, eher wie einen Innenraum: „Wir wollten ein Auto gestalten wie eine Lounge.“ Also wie einen mehr oder minder öffentlichen Bereich des Hauses. Aber weil Jacob gerade beim Wortanfang „Lo“ ist, spricht er wenige Zeilen später vom „Auto als Loft“ – wir sind also im Privaten. „Der Innenraum hat raue Wände aus Naturfaser-Kunststoff. Das ist das Pendant zur rohen Betonwand in urbanen Lofts.“
Der Wagen hat sogar Stil, und zwar keinen und jeden: „Ich will nicht sagen, das Auto ist modern oder postmodern. Aber sicher will das Auto ein Stück Zukunft kommunizieren. Das Grüne steckt in ihm.“ Und natürlich auch das Internet. Zur Hinterseite des Wagens kam es so: „Unsere Inspiration war das Smartphone. Das soll eine Art von Magie ausstrahlen. Die Heckklappe reflektiert wie ein iPad die Straße – und die Architektur der Stadt. Das heißt: Wir vergrößern die Stadt. Wir wirken an ihrem ‚Look and Feel‘ mit – wie Architekten.“ Und wie bei Architekten zählt die Materialästhetik. „Die Fußleiste zeigt beim Einstieg ganz bewusst Karbon. Das ist ehrlich und offen.“ Das Eukalyptusholz neben der Kohlefaser wirkt „wiederum authentisch“. Nur das offenbar Innovativste am Wagen hat nicht direkt mit Architektur zu tun: das Schälchen für den Kaffee-to-go-Becher neben dem Fahrersitz. „Alle Welt will Cupholder in Autos. Aber unsere kann man abmachen.“
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