Schon wieder eine Umfrage! Nerven uns nicht Meinungs- und Marktforscher oft genug damit? Aber diese ist anders, denn sie ist von und für Architekten und Stadtplaner: Alle Kammern rufen die freiberuflichen Kollegen dazu auf, sich an unserer aktuellen Studie zu beteiligen. Es geht darin nicht um Ihre Zulassung oder Ihre Beiträge oder andere persönliche Dinge. Sondern – selbstverständlich anonymisiert – um Informationen, die Kammern brauchen, um sinnvoll für den Berufsstand zu arbeiten: Es geht um die Größe und wirtschaftliche Lage Ihres Büros, um Aufträge, Ausschreibungen, Spezialisierungen und mehr. Es geht um Vorschriften, die Ihre Arbeit vielleicht hemmen, um Risiken und Chancen in Zukunftsfeldern. Ein Extra-Fragebogen für freie Mitarbeiter beleuchtet die wirtschaftliche und soziale Situation dieser Architektengruppe.
Die wenigen Minuten, die Sie für das Ausfüllen brauchen, sind gut investiert: Ihre Kammer gewinnt so wertvolle Daten – nicht über Sie, sondern über den Berufsstand insgesamt. Woher kommen die Aufträge? Was bleibt vom Honorar nach allen Kosten übrig? Welche Tätigkeitsfelder lohnen sich besonders und welche sind eher problematisch? Sinn der Fragebögen ist es letztlich, ein realistisches, möglichst genaues Bild des Berufsstands insgesamt zu gewinnen. Nur wenn Kammern wissen, wo es gut läuft und wo umgekehrt besonders vielen Kollegen der Schuh drückt, lässt sich die Arbeit im Interesse aller Mitglieder optimieren.
Dies ist nicht die erste Befragung dieser Art. Für angestellte Architekten gab es eine solche Umfrage zuletzt vor einem Jahr (Ergebnisse hier und im DAB 11/2013 auf Seite 38). Für Freiberufler gibt es sie bei einigen Kammern seit 2004. Frühere Analysen haben zum Beispiel deutlich gemacht, wie dringend die Novellierungen der HOAI waren. Bürodaten zeigen, wie wichtig der Schutz vor Dumping-Konkurrenz ist und wo bei der sozialen Absicherung nachgelegt werden muss. Realistische Werte helfen auch, das wachsende Missverhältnis zwischen Einkünften und horrenden Prämien für die Haftpflichtversicherung zu zeigen. Die Entlastung davon ist für die Bundesarchitektenkammer ein zentrales Thema in dieser Wahlperiode.
Erstmals nehmen alle Kammern an einer Umfrage für Freiberufler teil. Es besteht Einigkeit darüber, dass sich die Arbeit nicht in den Pflichtaufgaben, wie Titelschutz und Aufsicht über die Mindestqualifikation der Architekten, beschränken soll. Kammern haben zwar im Kern gesetzliche Aufgaben. Aber es sind eben keine Behörden, sondern Einrichtungen der Selbstverwaltung, die sich – immer am Allgemeinwohl zu messen – für den Berufsstand einsetzen. Die Umfrage verdeutlicht, wie die Selbstverwaltung am besten funktioniert: als gemeinsames Projekt der Mitglieder.
Ich bitte Sie herzlich darum, sich die kurze Zeit für den Online-Fragebogen zu nehmen. Alle Erhebungsdaten werden nur so gespeichert, dass niemand auf den Datengeber zurückschließen kann. Selbstverständlich werden wir Sie ausführlich über die Ergebnisse informieren – hier im Deutschen Architektenblatt und anderswo. Dann können Sie die Informationen auch für sich ganz persönlich verwerten: Sie erkennen, wo Sie im Vergleich zu Ihren Kolleginnen und Kollegen stehen, wo Sie im Trend liegen und wo Sie vielleicht Veränderungsbedarf haben.
Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer.