Botschaft für Städtebauer
Ein Großteil des sogenannten Städtebaus im 20. Jahrhundert hatte das Ziel, die gemischte, dichte, individuelle und unübersichtliche Stadt abzuschaffen. Das Ergebnis ist oft grauenhaft, und die billigste Entschuldigung dafür lautet: Alle machten es so, keiner konnte anders. Eine faule Ausrede! Das beweist dieses Buch. Es zeigt an zahllosen Beispielen, dass auch im vorigen Jahrhundert fast immer und überall ein menschenfreundlicher, oft kleinteiliger, auch formal anspruchsvoller Städtebau praktiziert worden ist. Das Buch ist aber keine Moderne-Beschimpfung, sondern präsentiert eine kluge und über weite Strecken faszinierende Geschichte ambitionierten Städtebaus.
Wolfgang Sonne
Urbanität und Dichte im Städtebau des 20. Jahrhunderts
DOM Publishers, Berlin, 360 Seiten,
98 Euro
Leistungsschau der Innenarchitekten
Die Leistungsschau der immer selbstbewussteren Fachrichtung zeigt zwanzig Beispiele gelungener Raumgestaltung – Wohnen, Büros, Hotels, Geschäfte, Messestände und Praxen, vom 400-Quadratmeter-„Eventsalon“ eines Edelfriseurs (natürlich in Düsseldorf) bis zum 4,7 Quadratmeter kleinen, aber nicht engen Badezimmer (gediegen in Hamburg). Vieles ist schick anzusehen, aber das ist längst nicht alles: Quasi nebenbei erfährt man, um wie viel mehr als Ästhetik es ging – nämlich um das Zusammenspiel von Gestaltung, Licht, Klima, Materialien, Akustik und Ausstattung. Nicht nur Innenarchitekten können sich in dem Buch Inspiration abholen.
Bund deutscher Innenarchitekten (Hrsg.)
Handbuch Innenarchitektur 2014/15
Callwey Verlag, München,206 Seiten,
29,95 Euro
Berührende Biografie
Als 20-Jähriger wurde der polnische Bautechniker Alfred Przybylski nach Auschwitz verschleppt und überlebte als unfreiwilliger Helfer der KZ-Bauleitung. Nach dem Krieg war er als Architekt beim Neuaufbau Warschaus dabei; später lernte er über das Projekt einer Jugendbegegnungsstätte nahe dem einstigen KZ seinen deutschen Kollegen Helmut Morlok kennen. Dessen Buch über Przybylski erschreckt in seinen Passagen über das KZ und berührt wegen der dokumentierten Humanität Przybylskis, die dieser sich trotz allem bewahrte – und die er wohl als edelste Form des Widerstands gerade in dieser Hölle stärkte.
Helmut Morlok
„Ich lasse mein Leben nicht von Auschwitz beherrschen!“
Trotzalledem-Buchversand, 296 Seiten,
34,80 Euro, nur über www.trotzalledem.eu
War dieser Artikel hilfreich?
Weitere Artikel zu: