Erste Phase:
„Nach dem Erhalt einer schlechten Nachricht, zum Beispiel bei Absage eines erhofften wichtigen Auftrags, ist die erste Phase vergleichbar mit einem Schock. Sie können es nicht fassen, fühlt sich ohnmächtig und ist nicht mehr ‚Herr der Situation’. In dieser Phase ist es schwer, handlungsfähig zu sein – und Sie sollten dies auch gar nicht erst versuchen. Wichtiger ist es erst einmal, emotional wieder den Boden unter die Füße zu kriegen, zum Beispiel durch bewusstes Abstand nehmen. Machen Sie Spaziergänge, gehen Sie Joggen oder nehmen Sie sich ein langes Wochenende.
Zweite Phase:
„Hier neigen viele Menschen dazu, die neue Situation abzulehnen und gehen in den Widerstand. Dies ist ein zwar ein Versuch des Systems, sich selbst wieder zu stabilisieren, geht aber leider nur mit einer gehörigen Portion Realitätsverlust. Wenn die neue Situation gar nicht plötzlich, sondern eher schleichend eintritt, ist die erste Phase schwächer ausgeprägt, die zweite Phase aber um so stärker: Entweder war das Preisgericht unfähig oder der erhoffte neue Auftraggeber ein Dilettant oder der Wettbewerber, der den Auftrag dann bekommen hat, grob unfair. In dieser Phase werden auch gerne Verträge, die HOAI oder bei Baufehlern die VOB oder gleich der Anwalt zu Rate gezogen. Gerade bei Letzterem beginnen nun gern die üblichen Schwarzer-Peter-Spiele mit den Versuchen, die Schuldigen irgendwo anders zu finden. Psychologisch gesehen wird also viel Energie in die Abwehr investiert, um einen Zustand zu erhalten, den es aber so nicht mehr gibt. Sinnvoll wäre es in dieser Phase vielmehr, möglichst viele Informationen über die veränderte Situation zu sammeln und für den Frustabbau ein für die weitere Arbeit unschädliches Revier zu suchen. „Schönreden“ oder gar Leugnen aller Veränderungen sind übrigens andere Methoden der Abwehr in dieser Phase.“
Dritte Phase:
„Jetzt kommt die Wahrheit der neuen Situation vollständig an. Die gefühlte Selbstkompetenz geht damit in den Keller und ein Gefühl allgemeiner Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Es ist gut, wenn Sie hier versuchen, nicht nur das Schlechte zu sehen, sondern auch konstruktiv die noch tragfähigen Säulen. Diese Phase ist eigentlich die Wichtigste. Erst wenn Sie ganz im Keller angekommen sind, also die ganze Wahrheit schonungslos anerkennt haben, kann eine konstruktive Auseinandersetzung und damit auch Änderung der Situation beginnen. Dann können Sie Antworten auf die Fragen, was trägt und wo genau Veränderungen passieren sollten, beantworten. Die neue Situation wird natürlich zu Beginn noch wackelig und von Rückschlägen begleitet sein, trägt aber die Chance in sich, eine bessere Antwort auf die veränderte Situation zu geben.“
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