DABonline | Deutsches Architektenblatt
Menü schließen

Mehr Inhalt

Services

DABonline | Deutsches Architektenblatt
Zurück Schwerpunkt: Natürlich

Beispiellos – aber auch beispielhaft?

Als „InnovationCity Ruhr“ soll Bottrop bis 2020 zur Modellstadt für Energieeffizienz werden. Architekten spielen dabei aber kaum eine Rolle.

28.04.20156 Min. Kommentar schreiben

20-Vorschau

Text: Nils Hille

Eigentlich müsste es eine Goldgrube sein – für alle aus der Region, die sich mit Bauen, Wohnen und Leben im urbanen Raum beschäftigen. Denn ­Ziele und Zahlen des Projekts „InnovationCity Ruhr“ (ICR) sind ehrgeizig und beeindruckend. Da soll ein 25 Quadratkilometer großer Teil der Ruhrgebietsstadt Bottrop mit rund 70.000 Einwohnern schon bis 2020 das schaffen, was die Bundesregierung für ganz Deutschland erst bis 2050 vorgesehen hat: die Reduktion der CO2-Emissionen um die Hälfte. Die 14.474 bestehenden Gebäude auf der Bottroper Fläche müssten so eigentlich zu einer Sanierungs-Auftragswelle für örtliche Architekten führen. Doch unter diesen herrscht statt Aufbruch- oder gar Goldgräberstimmung meist Ernüchterung – wenn sie sich überhaupt mit der ICR beschäftigen.

Der Start im Jahr 2010 war vielversprechend. Und auch die allgemeine Bilanz, die sich nun nach der ersten Halbzeit ziehen lässt, kann sich sehen lassen: Das Energieeffizienz-Ehrgeizprojekt umfasst mittlerweile laut dem Koordinator Innovation City Management GmbH (ICM) rund 200 Einzelprojekte – von der Installation von hundert neuen, stark geförderten und dadurch preislich attraktiven KWK-Anlagen bis zum kostengünstigen Verleih von ­E-Fahrzeugen.

20-23 Artikel1
Modellstadt in der Stadt: Rund 70.000 Bottroper wohnen in dem 25 Quadratkilometer großen Teil der Ruhrgebietsstadt, der die InnovationCity Ruhr bildet (rot markiert)

Vorangegangen war ein Masterplan unter renommierter Federführung. Das ­Planungsbüro AS&P – Albert Speer und Partner aus Frankfurt formulierte Ziele, definierte 300 Maßnahmen und integrierte Vorschläge aus sechs Bürger- und Planungswerkstätten sowie einer Online-Ideenbox, an denen sich die Bottroper beteiligen konnten. Vor einem halben Jahrzehnt fand dann der offizielle Start der angestrebten Wandlung von der unauffälligen Ruhrpott-Stadt zur Vorzeige-City statt.

Seitdem verfolgen die Projektsteuerer das Grundkonzept „Energiewende von unten“. Sebastian Bittrich von ICM erklärt: „Das soll heißen, dass alle Bürger Akteure des Klimaschutzes sind. Haushalte, die bisher nur Energieverbraucher waren, werden nun auch zu Energieerzeugern.“ Dieses Ziel wollen die Projektsteuerer unter anderem durch Technologien wie Kraft-Wärme-Kopplung, Stromspeicher und erneuerbare Energien erreichen. Eine intelligente Vernetzung soll dann dazu führen, dass sich möglichst viele Gebäude untereinander versorgen können.

Schreibe einen Kommentar