
Text: Elke Kuehnle
Organische Photovoltaik-Module, integriert in die „Solarbäume“ des deutschen Expo-Pavillons in Mailand von Schmidhuber Architekten aus München – das sollte ursprünglich nur ein kleines Demonstrationsprojekt auf der aktuellen Weltausstellung sein. Überraschend wurde daraus ein buchstäbliches Highlight in puncto Energie und Material. Die „Solarbäume“ sind stilisierte Pflanzen mit organischen Photovoltaik-Modulen, die aus der Ausstellung emporwachsen und ein futuristisches Membrandach entfalten. Damit spenden sie den Besuchern Schatten und produzieren gleichzeitig Energie, die – in einem Lithium-Ionen Akku zwischengespeichert – abends zur Beleuchtung des Bauwerk genutzt wird.
Damit die organischen Photovoltaikzellen (OPV) den freien Formen der Solarbäume folgen, wurden sie in ein neuartiges, leichtes Seilnetz-Tragwerk eingebettet. Entwickelt wurde das Befestigungsprinzip von der Carl Stahl GmbH aus Süßen mithilfe parametrischer Software und in Kooperation mit den Architekten sowie dem Hersteller der Solarfolien Belectric OPV aus Nürnberg. Damit eröffnet sich eine gestalterische Freiheit, wie sie Architekten bei der Anwendung von photovoltaischen Materialien an Bauwerken schon lange fordern. Längst geht es nicht mehr um das schlichte Anschrauben von Solarpaneelen auf Dächern oder an Hauswänden, sondern um attraktive und funktionale Materialien – einem architektonischen Konzept folgend, nicht nur appliziert und die Optik störend. Potenzial dafür gäbe es für die OPV-Anwendung hierzulande mit einer geschätzten Fläche von rund 300 Quadratkilometern genug.

Lennart Wiechell, leitender Architekt und Managing Partner bei Schmidhuber, wagt große Worte: „Mit dem OPV-System wurde ein Meilenstein in der Welt der nachhaltigen Energien geschaffen.“ Seilnetz und Solarzellen wiegen auf einer Fläche von 25 mal 11 Metern – so groß ist etwa das Blätterdach eines Baumes – gerade einmal 70 bis 90 Kilogramm. Verwendet wurden hier blaue Zellen; verfügbar sind sie aber auch in Rot und Gelb. Solche Installationen können durchaus wirtschaftlich sein. Hermann Issa, Director Business Development & Sales bei Belectric OPV: „Bisher standen bei gebäudeintegrierten Anwendungen meist die Zusatzkosten im Vordergrund. Inzwischen überwiegen jedoch die Vorteile dieser Technologie.“ Solche Installationen benötigen nur 100 Volt, liegen also unter der 120-Volt-Gleichstrommarke. Damit gelten sie als ungefährlich, sind nicht anfällig für Kurzschlüsse, Hitze, Kälte oder Wasser. Solche Flächen kann man problemlos berühren. Außerdem sind die OPV-Zellen verschattungsresistent. Dadurch produzieren sie auch bei schlechtem Wetter oder bei Dämmerlicht gleich viel oder sogar mehr Energie, als herkömmliche Solarzellen.