Ein unter Hitzeeinwirkung glasartig formbarer, jedoch unzerbrechlicher Kunststoff soll dabei helfen, die Plastikflut einzudämmen. Die Vitrimere bilden eine Kunststoffklasse, die einfach zu reparieren, recycelbar und robust sei, so das Europäische Patentamt (EPA). Vitrimere sollen eine ökologische Alternative zu den bewährt belastbaren Duroplasten (Duromere) bilden. Diese sowohl mechanisch und thermisch als auch chemisch widerstandsfähigen Polymerwerkstoffe finden zahlreiche Anwendungsgebiete, vom Topfgriff im Haushalt bis zum Schutzhelm. In der Autoindustrie werden leichte Duroplaste etwa im Motorraum eingesetzt; Bekanntheit erlangte der Werkstoff früher durch die Karosserieaußenhaut des Trabant. Nachteil der Duromere: Sie können nach der Aushärtung nicht mehr verformt werden und sind deshalb schwer recycelbar.
Der französische Physiker Ludwik Leibler forschte gemeinsam mit seinem Team an der ESPCI Paris Tech (Ecole Supérieure de Physique et Chimie Industrielles) nach einem Kunststoff, der im festen Zustand so robust ist wie Duroplaste oder Gummi, sich jedoch auch nachträglich verformen lässt. Die Vitrimere bestehen aus einem Netz von Molekülen, welche unter Hitze rasch ihre Struktur verändern können, ohne dass sich die Anzahl der molekularen Verbindungen ändert. Vitrimere können verschweißt werden, was komplexe Objektformen zulässt. Die bedeutungsvolle Entdeckung der Vitrimere im Jahr 2011 revolutionierte die Polymerindustrie, so das EPA.
Für diese wegbereitende Leistung wurde Leibler als einer von drei Finalisten für den Europäischen Erfinderpreis 2015 in der Kategorie „Forschung“ nominiert.