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Verfehltes Verputzen

Trotz modernster Technologien sind Putzsysteme für Mauerwerk heute gegen Schäden anfälliger denn je

01.11.20159 Min. Kommentar schreiben
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Problematischer Putzgrund: inhomogen durchfeuchtetes Mauerwerk.

Text: Harry Luik

Neue Mauerwerkskonstruktionen, schnelle Bauweisen, Preiskampf und nachlassendes Wissen über die Putztechnik führen immer wieder zu Schäden an Außenputzen. Zunehmend treten sie auch an vermeintlich einfachen Putzsystemen auf, weil die Putzrezepturen kaum mehr Reserven bieten.

Putze haben die Aufgabe, das Mauerwerk vor Witterungseinflüssen zu schützen und die Oberfläche zu gestalten. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts bestand das meist sehr dicke Mauerwerk aus schweren, druckfesten Vollsteinen. Mit dem Aufkommen von Kunstharzoberputzen mussten Unterputze zusätzlich hohe Druckfestigkeiten aufweisen, weshalb 1985 in der Putznorm DIN 18550-2 Mindestdruckfestigkeiten für die Putzmörtelgruppen festgelegt wurden. Aufgrund dessen wurden die Putze damals härter formuliert. Gegenläufig dazu entwickelte man aufgrund des höheren Wärmeschutzes poröse, leichtere Mauersteine mit geringeren Wärmeleitfähigkeiten. Gleichzeitig wurden damit die Druckfestigkeiten der Mauersteine reduziert, mit der Folge, dass sich auf zu weichen Mauerwerken Putzrisse zeigten. Seither hängt die Entwicklung der Putzmörtel an den Druckfestigkeiten moderner Mauersteine, was jahrelang durch Leichtzuschläge gelang. Heute ist man an einem Punkt angelangt, an dem die niedrigen Druckfestigkeiten der Putzmörtel nur noch durch extreme Zugabemengen an Leichtzuschlagstoffen erreicht werden. Doch damit nicht genug: Durch die Abkehr von rein hydraulisch abbindenden Mörteln mit Sanden in ausgeklügelten Sieblinien als Stützgerüst entstehen neue Probleme. Die Bindung weicher Zuschläge in Einkorngrößen kann ein mineralisches Bindemittel allein nicht schaffen. Um die gewünschten Mörteleigenschaften sicherzustellen, sind organische Zusätze erforderlich. Dies hat jedoch enorme Auswirkungen auf die Putzweisen und stellt neue Anforderungen an die Beschaffenheit des Untergrundes und die klimatischen Bedingungen bei der Applikation und während des Abbindeprozesses.

Bei Putzen ohne Zusätze mussten früher Haftbrücken (Spritzbewurf)

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Sichtbares Fugenbild: Zu große Hitze bei der Verarbeitung störte hier den Abbindeprozess.

aufgespritzt, der Untergrund vorgenässt und mehrschichtig verputzt werden immer mit genau definierten Wassermengen und bei Arbeit im Schatten. Die Nachbehandlung durch Verhängen und Benässung war eine obligatorische Leistung. Diesen Aufwand sollten Zusätze deutlich minimieren. Doch Methylcellulose, Hydrophobierungsmittel und Haftzusätze entfalten ihre Wirkung nur unter bestimmten Randbedingungen. Außerdem sind diesen Stoffen technische Grenzen gesetzt. Ihre Aufgabe erfüllen sie nur dann gut, wenn sie in ausreichender Menge werkseitig zugegeben werden. Doch aufgrund ihres erheblichen Anteils an den Rohstoffkosten dosieren die Putzhersteller die Zusätze mit spitzem Bleistift. So bleibt von ihren Vorteilen unterm Strich nichts übrig, wenn sie infolge von Verarbeitungsfehlern und sparsamer Anwendung versagen.

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