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Kammer-Aktionen von A bis Z

Was tut die Bundesarchitektenkammer aktuell für ihre Mitglieder? Ein kleines, inhaltlich unvollständiges Alphabet hilfreicher Aktivitäten, Initiativen und Institutionen zeigt die Vielfalt der Arbeit

26.11.201510 Min. Kommentar schreiben

Text: Roland Stimpel

Architekturqualität

Hohe Architekturqualität ist das A und O, das die Existenz und die Rechte des Berufsstands rechtfertigt. Immer wieder tritt die Bundesarchitektenkammer (BAK) für sie ein: zum Beispiel im „Bündnis für bezahlbares Wohnen“, mit dem Symposium „Architekturqualität im kostengünstigen Wohnungsbau“, das konkrete Empfehlungen für die Senkung von Baukosten ohne Abstriche beim Wohnwert erarbeitet hat. Oder bei der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB). Sie bezieht jetzt in ihre Nachhaltigkeits-Bewertung auch die gestalterische und baukulturelle Qualität von Gebäuden ein. <

BIM

Building Information Modeling verändert die Planungswelt womöglich noch stärker als vor 25 Jahren das CAD. Für ein möglichst architektengerechtes BIM arbeitet seit Anfang 2015 die Expertengruppe BIM der BAK, die sich mit allen relevanten Themen in diesem Kontext beschäftigt. Dazu gehören Haftung, Honorar, Bürostrukturen, Kosten, Vergaberecht, technische Entwicklung, Baukultur und Wettbewerbsfähigkeit. Zugleich ist die BAK Gründungsmitglied der „planen-bauen 4.0 – Gesellschaft zur Digitalisierung des Planens, Bauens und Betreibens mbH“, die allen am Bau Beteiligten die Effizienzpotenziale des digitalen Bauens zugänglich machen will.

Construction 2020

Die EU-Kommission will eine „Strategie für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit des Baugewerbes und seiner Unternehmen“ entwickeln – „Construction 2020“ heißt das Stichwort. Davon können Architekten massiv betroffen sein, im Guten wie im Schlechten. Der europäische Dachverband der Architektenkammern und -organisationen (ACE) ist an dem Prozess beteiligt; über den ACE bringt die BAK die Position der deutschen Architekten ein.

Deutscher Architekturpreis

Der Deutsche Architekturpreis ist die (ge-)wichtigste Auszeichnung für gelungene Bauwerke in Deutschland. Alle zwei Jahre verleihen ihn das Bundesministerium für Umwelt und Bau und die BAK gemeinsam. Die Verleihung 2015 war Schluss- und einer der Höhepunkte des Deutschen Architektentags am 11. und 12. Oktober in Hannover. Die prämierten Entwürfe belegten das hohe Niveau der Baukultur im Land. An der Spitze stand diesmal die Kölner Immanuelkirche mit Gemeindezentrum, entworfen von Sauerbruch Hutton aus Berlin.

Export

Das Netzwerk Architekturexport NAX der BAK hilft deutschen Architekten auf ihrem Weg zu neuen Märkten. NAX macht sich dafür stark, dass „Architektur Made in Germany“ weltweit immer bekannter wird. 45 international tätige Planungsbüros unterstützen das NAX als Paten. Eine wichtige Veranstaltung war 2015 der vierte Außenwirtschaftstag Architektur, Planen und Bauen am 28. Januar im Auswärtigen Amt in Berlin mit 300 Teilnehmern.

Fortbildung

Neue Techniken und Tücken der Verträge, Rhetorik und Brandschutz – so gut wie alle gewichtigen Praxisthemen decken die Fortbildungs-Veranstaltungen der Architektenkammern der Länder ab. Fast 700 Seminare, Tagungen, Exkursionen und Trainings bieten die Kammern pro Jahr. Fortbildung ist in manchen Bundesländern freiwillig, in anderen Pflicht – und immer zu empfehlen. Alle Angebote unter: www.architekten-fortbildung.de

Geschäftsklima

Viermal im Jahr ermittelt das Münchener ifo-Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag der BAK die wirtschaftliche Lage und Stimmung freier Architekten: Wie lange reichen die Aufträge, welches Volumen haben sie, welche Bauaufgaben leben auf und welche schrumpfen? Seit Überwindung der Finanzkrise von 2009 sind Auftragslage und Stimmung kontinuierlich besser als im vorigen Jahrzehnt.

HOAI

2013 wurde sie zuletzt gründlich reformiert; 2015 geriet die Honorarordnung ins Fadenkreuz der Europäischen Kommission. Sie bezeichnete sie als unvereinbar mit dem deutschen Preisrecht und plädierte für ihre Abschaffung. Doch nach einer großen Protestwelle von Architekten und Ingenieuren, unterstützt von anderen Freiberuflern, sprach sich die deutsche Bundesregierung gegenüber Brüssel klar für die HOAI aus. Sollte jetzt die EU-Kommission gegen die HOAI vor dem Europäischen Gerichtshof klagen, muss sie mit politisch starkem und fachlich fundiertem Widerstand rechnen.

Impulse für den Wohnungsbau

Das von der BAK unterstützte Netzwerk „Impulse für den Wohnungsbau“ besteht aus 25 Verbänden, die die politischen Rahmenbedingungen für die Schaffung von genügendem und geeignetem Wohnraum verbessern wollen. Zuletzt ging es beispielsweise um mehr Sozialwohnungsbau, um menschenwürdiges Wohnen für Flüchtlinge und um Anreize für mehr freiwillige energetische Gebäudesanierungen.

Jurys

Immer wieder sind Vertreter der BAK in wichtigen Jurys vertreten – 2015 für den Deutschen Architekturpreis und für die Kuratoren des deutschen Pavillons auf der Architekturbiennale in Venedig. Zugleich wird die BAK immer wieder aufgefordert, Preis-Kandidaten zu nennen, etwa für den Deutschen Preis für Denkmalschutz und den Mies van der Rohe Award for European Architecture.

KfW

Schon seit 2012 läuft die gemeinsame Initiative von BAK und KfW „Besser mit Architekten – Energieeffiziente Gebäude“. Sie dient vor allem dem Wissenstransfer: In Veranstaltungen werden von ihr geförderte Projekte präsentiert. Das Projekt wurde wegen des großen Erfolgs zum dritten Mal verlängert, nun bis ins Jahr 2016.

Listen

Wir bleiben bei der KfW. Die Bundesregierung hat „Expertenlisten“ eingerichtet, in denen eingetragen sein muss, wer als Planer für sein Projekt KfW-Förderung genießen will. Die BAK strebt an, dass diese Listen praxisnah und ohne überzogene Bürokratie von den Kammern geführt werden. Dazu laufen Verhandlungen mit der Deutschen Energie-Agentur dena, die diese Listen bisher im Auftrag der KfW führt.

MIPIM

Auf der weltgrößten Immobilienmesse im südfranzösischen Cannes trafen sich im März 2015 rund 21.000 Experten aus 90 Ländern. Im „German Pavilion“ präsentierten 22 deutsche Planer ihre Projekte und Dienstleistungen – bereits zum ­achten Mal unterstützt vom Netzwerk Architekturexport NAX und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Auch auf der wichtigsten nationalen Immobilienmesse war die BAK ebenfalls zum achten Mal in Folge vertreten: auf der Expo Real in München im Oktober.

Normen

Normen prägen das Planen und Bauen immer stärker und verursachen wachsenden Aufwand. Architektenkammern haben in alle relevanten Normgremien Mitglieder entsandt und nehmen Einfluss; insgesamt sind Architekten derzeit in über 65 Normausschüssen vertreten. BAK-Präsidentin Barbara Ettinger-Brinckmann ist seit Anfang 2015 Mitglied im Präsidium des Deutschen Instituts für Normung DIN. Als Hilfe zum alltäglichen Umgang dient das Normenportal Architektur (NOP). Auf seine rund 500 Normdokumente, die regelmäßig aktuaalisiert werden, können ausschließlich Mitglieder der Architektenkammern zugreifen. Bis Mitte 2015 waren rund 1.700 Einzellizenzen vergeben, die ab 2016 jährlich 210 Euro plus Mehrwertsteuer kosten.

Offensive Gutes Bauen

In der Offensive Gutes Bauen sind rund 120 Organisationen der Bauwirtschaft, u. a. Sozialpartner, Fachverbände und Verbraucherschutzverbände der Bauherren, zusammengeschlossen. Zuletzt arbeitete sie an der Praxishilfe „Check-bauen“, die für Bauherren ein Instrument für optimale Planung und Durchführung ihrer Projekte sein soll. Die Architektenkammer Thüringen hat sie überarbeitet, dabei die Inhalte auf ein verständliches Maß gebracht und die Positionen der Architekten und Planer deutlicher herausgearbeitet.

Positionspapiere

Es klingt dröge, ist aber eine wichtige Voraussetzung für politische Verbandsarbeit: das Finden einer gemeinsamen Position aller Architektenkammern und die Bildung gemeinsamer Plattformen mit anderen Verbänden und Organisationen. Je besser dies gelingt, desto größer ist oft die Schlagkraft der Argumente. Das thematische Spektrum der jüngeren BAK-Positionspapiere ist breit und reicht von der energetischen Stadtsanierung über Fragen des Wohnungsbaus für Flüchtlinge, das Befreiungsrecht von der Rentenversicherung bis zum Steuerbonus für die energetische Gebäudesanierung.

Qualifikation

Die EU hat ihre Richtlinie über die Anerkennung von Berufsqualifikationen novelliert. Die Architekten und Baukammergesetze der Länder mussten dem angepasst werden. Ein wichtiges und umstrittenes Thema hierbei war die Dauer der Ausbildung für Innen- und Landschaftsarchitekten sowie für Stadtplaner.

Reformkommission Großprojekte

Nach den bekannten Skandalen um gescheiterte, verzögerte und verteuerte Großprojekte berief die Bundesregierung 2013 eine Reformkommission zu diesem Thema ein, der auch BAK-Präsidentin Barbara Ettinger-Brinckmann angehörte. Gemeinsam mit Verkehrsminister Alexander Dobrindt stellte Ettinger-Brinckmann am 29. Juni 2015 den Abschlussbericht vor. Dort findet sich unter anderem der Satz: „Die Vergabe von Bauprojekten nach reinem Preiswettbewerb birgt das Risiko, dass sich der vermeintliche Vorteil des Billigbieterprinzips auf lange Sicht in sein Gegenteil für den öffentlichen Auftraggeber verkehrt.“ Außerdem nennt der Abschlussbericht auf Initiative der BAK die Trennung von Planung und Ausführung als Grundmodell auch für Großprojekte.

Städte-Agenda

Die EU-Kommission erstellt eine „Städte-Agenda“, zu der auch die BAK konsultiert wurde. Ihr Positionspapier hebt die Bedeutung des Berufsstands hervor, unterstreicht die Bedeutung der europäischen Baukultur und äußert sich zu Energiesicherheit und Ressourcenschonung, Identität und Migration – vier Themen, bei denen die Expertise von Architekten und Stadtplanern unabdingbar ist.

Tag der Architektur

Auch in diesem Jahr öffneten rund 1.500 Projekte in ganz Deutschland ihre Tore für Besucher. Die Arbeit findet vor allem vor Ort statt. Von der BAK wurde sie zentral mit einer App und mit auffälligen Bannern für die geöffneten Häuser unterstützt, außerdem durch begleitende Pressearbeit. Einzelne Bauten verzeichneten Rekord-Andrang mit bis zu 800 Besuchern.

Umfragen

Jedes Jahr veranstaltet das Sozialforschungs-Institut Hommerich eine Umfrage im Auftrag der Architektenkammern – abwechselnd unter freiberuflichen und unter angestellten sowie verbeamteten Architekten. Letztere waren 2015 an der Reihe – Ergebnisse siehe Ausgabe 11/2015 ab Seite 35.

Vertragsrecht

Jeder selbstständige Architekt kennt die drückende Haftungslast. Seit Langem arbeitet die BAK daran, sie zu mindern. 2015 ist Bewegung in das Thema gekommen: Nach einem Entwurf aus dem Bundes-Justizministerium soll der Bauherr sich bei Schäden zunächst an die ausführende Firma wenden und sie zur Beseitigung auffordern. An weiteren Vorschlägen für Entlastungs-Schritte wird in der BAK intensiv gearbeitet.

Wettbewerbe

Geänderte EU-Vorschriften zwingen auch Deutschland, sein Vergaberecht anzupassen. Hierbei hat die BAK zwei zentrale Forderungen zu Wettbewerben: Erstens sollen sie das Regelverfahren bei der Vergabe von Aufträgen der öffentlichen Hand für Architekten sein. Zweitens sollen die künftigen Zugangskriterien denjenigen Büros mehr Chancen geben, die klein oder jung sind oder die in der jeweiligen Bauaufgabe keine aktuellen Referenzen haben. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe dauerte die Diskussion um das Vergaberecht an.

Xu Shaoxi

Xu Shaoxi besuchte Deutschland als Chinas Minister für Entwicklung und Reform ; in Berlin eröffnete er mit Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ein „Deutsch-Chinesisches Forum für wirtschaftliche und technologische Zusammenarbeit“. BAK-Präsidentin Barbara Ettinger-Brinckmann diskutierte auf einem Forums-Podium über Leistungen deutscher Architekten, für die es aus China zusätzliche Nachfrage geben kann.

Youtube

Wer nicht immer nur lesen mag, kann Filme gucken: Genau 231 zum Stichwort „Architektenkammer“ waren zuletzt bei Youtube eingestellt. Das Spektrum reicht von energetischen Sanierungen niedersächsischer Wohnhäuser über den Sommerempfang der Kammer Baden-Württemberg bis zur Entwurfsshow von Nachwuchsarchitekten und -stadtplanern im Aachener „Urban Slam“, den die Kammer Nordrhein-Westfalen organisiert hat.

Zuletzt: Das Deutsche Architektenblatt

Über unsere Qualität können wir schlecht selbst urteilen – das können Sie als Leser besser. Aber aus dem Reich der Quantität haben wir eine stolze Zahl zu vermelden: Dies ist die hundertste Ausgabe, die erscheint, seit der corps-Verlag im Jahr 2007 die Erstellung des Blattes übernommen hat. Wir freuen uns, dass wir so lange für die Architektenschaft arbeiten dürfen und würden uns freuen, wenn Sie uns mit lebhaftem Echo und wenn nötig Kritik durch hundert weitere Hefte begleiten.

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