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… oder kann das weg?

Mal ächten wir das bauliche Erbe, mal stellen wir es auf den Sockel. Mit Qualität hat das Urteil oft wenig zu tun.

17.12.20152 Min. Kommentar schreiben
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

Warum kümmert uns auf einmal die Nachkriegsmoderne? Weil diese Epochenbezeichnung eine endlose Friedfertigkeit unterstellt? Inzwischen wird sie schon bis in die 1970er Jahre datiert, so jedenfalls hörte man es beim letzten Hambacher Architekturgespräch. Es umkreiste die Frage, ob der Wiederaufbau nur ungeliebt sei oder überhaupt unterschätzt werde.

Aber wenn schon. Meist trauern wir doch nur den Nierentischen, Tütenlampen und schlanken, bauschadensträchtigen Tankstellendächern aus den 1950ern nach. Die brutale, verkehrsfreundliche Stadtsanierung, Erbschaft dieser Zeit, möchte niemand wiederhaben.

Denn: Es war doch immer so, dass wir glaubten, unser gegenwärtiges Bauen, dem wir gerne das Attribut zeitgemäß geben, sei das einzig wahre und deshalb frühere Architekturen fallweise geächtet oder auf den Sockel gestellt haben. Der Monumentalismus der dreißiger Jahre galt lange als gebauter Beweis der deutschen Kriegsschuld, Muschelkalk als Indiz für latente NS-Sympathien. Aber dann fanden einige Kollegen Interesse daran, und bis zur aktuellen Auffrischung von Arnold Brekers Atelier ist die Tändelei nicht abgerissen.

Oder die Postmoderne. Was hat Ulrich Conrads zu Berliner IBA-Zeiten gegen Kleihues und Klotz gegiftet, um sie als Verräter der nie eingelösten Sozialverpflichtung der Moderne zu entlarven. Heute pflegen PoMo-Fans eine Facebook-Seite.

Die Beispiele ließen sich fortsetzen, sie zeigen, dass unser lustfrei-trotziges Verantwortungsbewusstsein regelmäßig als politische Nachdenklichkeit ausgegeben wird. Statt Qualität beherrscht die Bekenntnisfrage nach dem Richtigen den Diskurs. Dann trifft es abwechselnd Hochhäuser, Einfamilienhäuser, Großraumbüros, offene Küchen, Brikettecken, gläserne Fassaden, ökologisches Bauen, Gentrifizierung, Denkmalpflege.

Ja, davon war in Hambach auch die Rede. Und Thomas Metz, Generaldirektor Kulturelles Erbe in Rheinland-Pfalz, monierte zu Recht, dass Architekten die Denkmalpfleger entweder als rückständige Verhinderer beschimpfen oder dankbar für ihre Traditionspflege in Dienst nehmen. Dabei geht es doch vielmehr darum, allgemeinverständliche Bewertungskriterien für die architektonischen Leistungen einer Zeit zu finden. Die Nachkriegsmoderne ist dabei nur eine Episode.

 

 

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