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Das Imperium schlägt zurück

Das Büro gmp hat wieder ein Buch herausgebracht – diesmal mit den Versuchen von Kritikern, der Produktion des Büros schreiberisch zu folgen.

24.11.20162 Min. Kommentar schreiben
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

Vor einigen Jahren hatten mich die Architekten von Gerkan, Marg und Partner nach Hamburg eingeladen. Ich sollte erläutern, warum ihre erfolgreichen Arbeiten in meiner Zeitschrift „Baumeister“ so wenig veröffentlicht würden. Gottlob konnte ich auf einen Vortrag verweisen, in dem ich etwas salopp gefragt hatte, ob man nach dem 34. gelungenen Bürobau von gmp auch noch auf den 35. neugierig sein müsse. Für mich behalten habe ich die Worte Dietmar Steiners, dessen Einschätzung der deutschen Architektur auf gmp hätte gemünzt sein können: „Alles…sehr sauber, sehr anständig und ordentlich…alles funktioniert“, aber es „hat keinen Glanz, keinen Glamour… die Welt der Architektur ignoriert sie.“

Ich hätte noch hinzufügen können, dass die gmp-eigenen Publikationen die Veröffentlichungen meines Verlags schon damals im Umfang überstiegen, zumal sie international auch in Englisch und Mandarin verbreitet wurden. Jetzt setzt das Büro seinen Buchausstoß mit einem Folianten fort, der Kritiken ihrer Bauten sammelt: „Die Kunst der richtigen Distanz“.

Es stimmt schon: Viele Kollegen meiner Generation, die man, um ihren weltfremden Idealismus zu rubrizieren, pauschal als die 68er bezeichnet, hielten es für weise, allem, was funktionierte und erfolgreich war, mit Misstrauen zu begegnen. Es ging gar nicht anders. Über gmp zu schreiben hieß, angriffslustig nach Indizien zu suchen, um wenigstens ein klein wenig Galle ausgießen zu können. So ging Kritik, nur nicht einschüchtern lassen.

Mit zunehmendem Alter wurden gmp dünnhäutiger. Ihr internationales Riesenwerk überforderte längst die Ressourcen schlecht bezahlter Journalisten zum gewissenhaften Nachbearbeiten. Und wenn die Deutung zu wünschen übrig ließ, wurden sogar mal Anwälte eingeschaltet. Davon erfährt man im neuesten Buch nichts. Dennoch liest man die Kollegentexte gerne (wieder), sie liefern eine aktuelle Baugeschichte und eine didaktische Buchstabiertafel für die Debütanten der Zunft. Dass ein Mitherausgeber das Vorwort für seine eigene Lebensbeichte nutzt, sich zu Heinrich Klotz und Manfred Sack auf Augenhöhe reckt, kann man der „Edelfeder“ (Meyhöfer über Meyhöfer) nachsehen.

PS Was die „richtige Distanz“ bei dieser Presseschau bedeutet, stellte sich erst im Nachhinein heraus: Weder hat man die Autoren um eine Nachdruckgenehmigung gefragt, noch ein Honorar dafür gezahlt.

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