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Frankfurt. Die Altstadt

Mit „Moderne trifft Tradition“ lockte das Architektenblatt im September nach Frankfurt. Was es zu sehen gibt, stellt das bisher Gewisse in Frage. Betroffen sind alle Architekturfakultäten.

07.12.20162 Min. Kommentar schreiben
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)
Wolfgang Bachmann. (Foto: Myrzik Jarisch)

Text: Wolfgang Bachmann

Wenn man im Abstand von einigen Monaten nach Frankfurt kommt, wird einem die zentrale Baustelle zwischen Dom und Römer immer unheimlicher. Es geht voran, Geschichte wird gemacht. Die vierte Altstadt in hundert Jahren entsteht, Industrie und Handwerk finden dabei in einer beispiellosen Kooperation zusammen.

Hatte man am Römer Ende der 1980er Jahre noch echte Fachwerkhäuser geschnitzt und sie mit zwei assistierenden modernen Hauszeilen brandschutzsolide erschlossen, so ist nun alles außer Rand und Band. Wenn in spätestens zwei Jahren alles fertig wird, darf man sich auf das wetteifernde Feuilleton freuen, das sich über diese Architektur-Melange erhitzen wird. Es geht um ein innerstädtisches Quartier, in dem Handel und Wandel, Wohnen und Thronen, Wahrheit und Lüge, Kommerz und Kunst in allen Maßstäben miteinander verflochten sind. Die Projektleiterin der städtischen Baugesellschaft, die ab Leistungsphase 6 die Ausführung an ein generalplanendes Architekturbüro delegiert hat, nennt diese Typologie „eine Einkaufsmall ohne Dach“. Damit ist die labyrinthisch verzweigte Erdgeschosszone gemeint, über der sich auf oft winzigen Parzellen fünf Wohngeschosse türmen.

Noch kann man die betonierten Außenwände sehen, die nach einer satten Mineralfaserdämmung hinter mehr oder weniger mittelalterlich scharrierten Sandsteinen oder Putz verschwinden. Fachwerk endet (später unsichtbar) in Stahlschuhen, massive Eichenpfosten werden von Rohrprofilen stabilisiert. Bewahrte, transloszierte oder nachgebildete Spolien verbinden passivhausnahe Architektur mit Kunstgewerbe.

Was im Kleinen zwischen einer Nahezu-Rekonstruktion und abstrakt nachgezeichneten Umrissen changiert, wiederholt sich im städtebaulichen Maßstab. Sowohl in der Höhenentwicklung der Tiefgarage nebst karolingischen und merowingischen Fundamenten als auch im umgeleiteten Verlauf des historischen Krönungswegs zeigt sich der beherzte Griff in die Asservatenkammer der Baukultur. Vielleicht schmeichelt das Ergebnis unserem Bauchgefühl. Es wird auf jeden Fall einmalig werden, uns fehlen noch die Worte. Weder möchten wir nach der Fertigstellung mit den Architekturkritikern, noch in ferner Zukunft mit den Archäologen tauschen.

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