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BIM kompakt

Ein aktuelles Handbuch bietet hundert Fragen und Antworten zu BIM. Wir präsentieren davon zehn.

31.12.20168 Min. Kommentar schreiben

Bundesarchitektenkammer-Präsidentin Barbara Ettinger-Brinckmann betont: „BIM bietet große Chancen.“ Es wirft aber auch viele Fragen auf. Um diese zu klären und Chancen zu zeigen, haben die BAK und das Bundes-Bauministerium als Kurzeinführung ins Thema ein Handbuch für Architekten und Ingenieure herausgegeben. Wichtige Themen sind die Auswirkungen von BIM auf den Planungsprozess, die Zusammenarbeit in der Wertschöpfungskette Bau, die erforderlichen Software-Komponenten, Honorierung, Haftung, Kosten und Vertragsgestaltung.

Welche Unterschiede bestehen zwischen der konventionellen Planung und dem integralen Planungsansatz?

Im konventionellen Planungsansatz arbeitet jeder Projektbeteiligte für sich, sozusagen im „stillen Kämmerlein“, und koordiniert sich mit seinen Planungspartnern meistens auf der Grundlage analoger 2D-Pläne, die nie den gesamten Umfang der Planung darstellen können. Diese Art des Arbeitens verlangt von allen Beteiligten die Fähigkeit, aus den vorgelegten Plänen die räumlichen Beziehungen erkennen zu können und deren Verlauf auch in nicht-dargestellten Bereichen. Gerade in hoch installierten Gebäuden leidet die Lesbarkeit von ­Plänen an der erforderlichen zwei­dimensionalen Informationsdichte und ­erschwert damit die Kommunikation und Koordination.

In der modellbasierten Planung werden dreidimensionale Fachmodelle ausgetauscht, die alle wesentlichen Planungskomponenten darstellen, die zum gegebenen Zeitpunkt (Datenübergabepunkte) und für den angeforderten Zweck benötigt werden. Die Zusammenführung der einzelnen Fachmodelle erlaubt es, alle Bereiche räumlich darzustellen und in ihren Abhängigkeiten zueinander zu prüfen. Die immanente Transparenz dieser Methodik unterscheidet unmissverständlich zwischen konsistenten, das heißt widerspruchsfreien Planungsteilen und solchen, die noch in Arbeit sind. Die Koordination ineinandergreifender Fachdisziplinen wird damit wesentlich erleichtert. Aus den „Schnittstellen“ werden „Nahtstellen“.

Achtzig Prozent der Aufgaben sind Bauen im Bestand. Ist dies ein Einsatzgebiet für BIM?

Entgegen der landläufigen Meinung, BIM könne nur bei Neubauten Einsatz finden, bietet es gerade beim Bauen im Bestand ein spannendes Betätigungsfeld. Häufig verfügt man bei Bestandsgebäuden nur über ungenügende Informationen, auf deren Grundlage Gebäudemodelle erstellt werden können. Dennoch sind auch solche Modelle eine gute Planungsgrundlage. Wir müssen immer bedenken, dass die einzelnen Fachmodelle für einen bestimmten Zweck erstellt werden und jeweils unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Es muss also immer zuerst festgelegt werden, wofür digitale Modelle des Gebäudes erzeugt werden sollen. Entsprechend sind die Qualitäten zu definieren, die das Modell aufweisen soll. BIM bietet beim Bauen im Bestand zum Beispiel die Möglichkeit, die ursprüngliche Planung der Gebäude mit dem effektiv vorhandenen Stand zu vergleichen und ein Modell mit den Bestandsinformationen anzureichern, die sich aus einer konkreten Bauaufgabe ergeben. So kann nach und nach ein präzises Modell als Datenbank erstellt werden, das für die Betreuung eines Gebäudes wertvolle Dienste leisten kann, indem Informationen und Dokumente verortet werden, die sonst mühsam in Aktenordnern gesucht werden müssten.

Worin liegt der Mehrwert der BIM-Nutzung für den Architekten?

Für die Planer bietet sich die Chance, wieder die Verantwortung und Kontrolle für den gesamten Planungsprozess eindeutig in ihren Aufgabenbereich zu übernehmen, vorausgesetzt, die Beauftragungs- und ­Vergütungssituation ist geklärt. Damit auch die Möglichkeit, das Bild eines umfassend arbeitenden „Baumeisters“ wieder aufleben zu lassen und die in Deutschland tradierte ganzheitliche Bearbeitung von Bauaufgaben (von der Planung bis zur Bauleitung) zu festigen.

In der handwerklichen Bearbeitung von Planungsaufgaben bieten sich Vorteile durch definierte und elektronisch unterstützte Kontrollen der überlagerten Fachmodelle sowie durch Synergien in der ­Nutzung eingegebener (Bauteil-)Daten für weitere Outputs wie Türlisten, Massenermittlungen, Ausschreibungen und Daten für das CAFM.

Die angedachten Prozesse erfordern eine engere und vertrauensvollere Zusammenarbeit zwischen den Planungs- und Projektbeteiligten. Es besteht die Chance, analoge Fehlerpotentiale bei der Prüfung von Fachplanerbeiträgen, bei der Massen-ermittlung oder bei der Informationsübergabe an die Ausführung zukünftig minimieren zu können. Durch die ständige ­Präsenz aktueller und relevanter Informationen aus den anderen Planungsmodellen soll eine verbesserte Kommunikation mit einem gleichgeschalteten Wissensstand entstehen.

Abstimmungsprozesse, sowohl unter den Planungsbeteiligten, als auch mit den Bauherren, können durch die 3D-basierte Planung, die Modelle und Modellbilder und die daraus einfacher zu generierende bildhafte Darstellung aussagekräftiger und einfacher werden.

Welche Chancen bieten sich für ­Architekten?

Schon immer hat der Architekt in der Wertschöpfungskette die Aufgabe gehabt, die Lösung einer Aufgabe räumlich zu definieren und diese an alle Beteiligten weiterzugeben. Die Autorität des Architekten war groß, solange er der zentrale Ansprechpartner war.

Über die Zeit sind Projekte arbeitsteilig weiter gesplittet worden. Immer mehr Fachbeteiligte werden eingebunden. Die Koordinierung des Architekten ist zwar noch im Leistungsbild verankert, aber oft werden Leistungen abgegeben. Resultat ist, dass die Architekten heute kaum noch als Generalisten wahrgenommen werden.

Sie werden als Generalisten der Planungs- und Bauprozesse wieder die Führung im Projekt übernehmen, weil sie als Spezialisten der modellbasierten Planungsmethodik für ihre Arbeit auf eine verlässlichere Datenbasis zurückgreifen können, nämlich auf die Fachmodelle als virtuelles Abbild der fertigen Bauaufgabe.

Welche möglichen Veränderungen in der Wertschöpfungskette bedrohen das Geschäftsmodell der Architekten?

Die beschriebenen Prozesse werden zunehmend durch Dienstleistungsunternehmen und Generalunternehmer übernommen, welche die Einsparungspotentiale und Kontrollmöglichkeiten von BIM erkannt haben.

Diese Firmen drängen mit großer wirtschaftlicher und organisatorisch-lobbyistischer Kraft in diese Bereiche vor und bieten ihre Dienste an. Sie decken gegenwärtig bei Großprojekten den größten Teil der Projektkommunikation und Dokumentation ab der Leistungsphase 6 ab. Heute bewegen sie sich mit ihren Dienstleistungsangeboten weiter in Richtung der vorhergehenden Leistungsphasen, da dort ein großes Geschäftspotential erwartet wird. Es stellt sich die Frage, inwieweit diese Firmen Kooperationspartner oder Mitbewerber werden.

Wie können Architekten ihren Anteil an der Wertschöpfungskette absichern?

Die Architekten müssen die zentrale Funktion der Verwaltung des 3D-Modells als Kernkompetenz annehmen und auch die daran angeschlossenen Funktionen zu einem großen Teil mit verwalten.

Daher sind alle Architekten gut beraten, zukünftig schon bei der Aufstellung von AIA (Auftraggeber-Informations-Anforderungen) mitzuwirken und diese im eigenen Interesse mitzugestalten.

Wird die Kreativität eingeschränkt?

Oft geäußerte Bedenken hinsichtlich der Einschränkung der Kreativität des Planenden durch die BIM-Arbeitsweise sind analog zu den in den 1980/90er-Jahren im Zusammenhang mit der flächendeckenden Einführung von CAD-Systemen in Architekturbüros geäußerten Befürchtungen zu sehen. Heute ist der Einsatz von CAD-Systemen in Architekturbüros selbstverständlich. BIM ist ein Werkzeug. Die Kreativität ist weiterhin von den handelnden Personen abhängig.

Was kostet BIM?

In seiner Rolle als Objektplaner wird dem Architekten mit der BIM-Methode ein hilfreiches Werkzeug für die Koordinierung der am Planungsprozess beteiligten Fachdisziplinen zur Verfügung gestellt. Mit der umfassenden Integration der Methode kann die Effizienz von Büro- und Projekt-abläufen merklich gesteigert und somit größere Wirtschaftlichkeit erzielt werden.

BIM ist eine Investition in die Zukunft jedes einzelnen Planungsbüros, aber auch in die Profession allgemein. Mögliche Kosten für diese Investition können dabei im Wesentlichen für die folgenden Kategorien entstehen: Software, Hardware und nicht zuletzt Kosten, die direkt an die Mitarbeiter eines Planungsbüros gebunden sind.

Kann sich ein Büro BIM leisten?

Die Frage sollte hier eigentlich lauten: Kann man es sich leisten, nicht in BIM zu investieren? Mit Fokus auf Deutschland wird es wohl noch für absehbare Zeit möglich sein, auch ohne aktive BIM-Einführung in die Büro- und Projektabläufe planerisch tätig zu sein und in gewissen Nischen der Planung möglicherweise auch für einen unabsehbaren Zeitraum.

Wer jedoch unabhängig von diesen spezialisierten Nischen zukünftig wettbewerbsfähig bleiben will, muss sich mit BIM auseinandersetzen. Die Einführung von BIM und die Investition in BIM, sollte hierbei unbedingt den spezifischen Gegebenheiten des Unternehmens angepasst sein.

Braucht der Architekt mehr IT-Kompetenz?

Die Entscheidung, wie sich das eigene Unternehmen zum Thema BIM aufstellt, hat auch Auswirkungen auf die eigene IT-Infrastruktur. Abhängig davon, wie bislang gearbeitet wurde, kann es sein, dass man sich intensiver mit dem Thema IT auseinandersetzen muss und ggf. auch externe Hilfe braucht. Vor der endgültigen Entscheidung sollte man sich jedenfalls sehr klar darüber sein, dass eine BIM-basierte Arbeitsweise sich nicht nur auf den Einsatz einer bestimmten Software bezieht, sondern auch interne Prozesse angepasst werden müssen. Daher sollten erst die internen Ziele definiert und anschließend sollte überprüft werden, wie diese durch Software unterstützt werden können. Empfehlenswert ist auch eine schrittweise Anpassung und damit Einführung von Software. So kann nach jedem Meilenstein überprüft werden, ob die Änderungen in die richtige Richtung gehen oder wo Anpassungen notwendig sind.

Bundesarchitektenkammer (Herausgeberin): BIM für Architekten.
100 Fragen, 100 Antworten. BKI-Verlag 2016, 128 Seiten, 29 Euro plus Versand­kosten. Bestellung über Tel. 0711 954 854-0, E-Mail: info@bki.de; für vier Wochen zur Ansicht mit Rückgaberecht

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