Text: Stefan Kreitewolf
Das Gartengrundstück im Kölner Süden ist ein Schlauch. „Sehr lang, sehr schmal: 7,5 Meter in der Breite und 43 Meter lang“, berichtet die Landschaftsarchitektin Brigitte Röde. Das ungewöhnliche Stück Land schließt sich an ein Reihenmittelhaus an und ist von benachbarten Gärten komplett umschlossen. Röde teilte die Fläche in drei kombinierbare Bereiche: Ein repräsentativer Garten direkt hinter der erhöhten Terrasse verströmt mit einer Wasserfläche und einem plätschernden Schwallblech Ruhe. Eine Rasenfläche ohne Schnickschnack lädt in der Mitte zum Verweilen an sonnigen Tagen ein. Und ein geselliges Plätzchen im hinteren Bereich verspricht gelungene Gartenfeste fernab aller Nachbarn. Dafür wurde der Garten jetzt als einer der „Gärten des Jahres 2017“ prämiert.
„Steine dürfen Patina ansetzen“
Eine Sichtachse verläuft geradlinig vom Wohnzimmer des Altbaus bis in die letzte Gartenecke. „So wird das Grundstück perfekt genutzt“, sagt Röde. Tatsächlich überzeugt die klare, räumliche Gliederung ebenso wie die verwendeten Pflanzen und Materialien. Der Lavabasalt, der für Wege, Trittplatten und Einfassungen verwendet wurde, wirkt dezent, aber elegant. Er altert mit dem Garten. „Die Steine dürfen ruhig etwas Patina ansetzen“, sagt Röde. „Es muss nicht immer alles wie neu aussehen.“ Als Gegenpol zum grauen Basalt sorgen Gehölze und Stauden mit grünem und rotem Laub für farbliche Akzente. Passend dazu wurde die Mauer an der seitlichen Grundstücksgrenze vom Putz befreit, sodass der rote Backstein zu sehen ist. „Purpurglöckchen und die weiß blühende Glyzinie schaffen damit eine Verbindung zwischen Architektur und Natur“, erläutert Röde. Das mag etwas bemüht klingen, ist in dem Kölner Garten aber durchaus erkennbar.
Garten als „Designstückchen“
Wie der Garten selbst zur Architektur – oder besser: zum Designobjekt – wird, zeigt das Bietigheimer „Designstückchen“ von Andreas Käpplinger aus Leinfelden- Echterdingen, das ebenfalls mit dem Preis ausgezeichnet wurde. Klare Linien und geometrische Muster lassen das 760 Quadratmeter große Stück Garten etwas streng wirken. Eine Treppen-anlage aus hellem Kalksandstein verbindet zwei große Terrassen sowie Sitzpodeste auf verschiedenen Ebenen.
Den Bodenbelag fanden die Bauherren so schön, dass sie ihn ebenfalls im Haus verwendeten. Käpplinger nennt das verschmitzt „outside-in“. Immergrüne Gehölze bieten vor den bodentiefen Wohnzimmerfenstern einen ansprechenden Kontrast zum hellen Bodenbelag. In der untersten Terrassenfläche integrierte er drei Wasserbecken aus Stahl, die plätschernd für Entspannung sorgen sollen. „Für die Gartenparty gibt es eine einladende Lounge-Ecke und eine Außen-Bar mit integriertem Kühlschrank und Bistro-Stühlen“, sagt der Mitarbeiter der Otto Arnold GmbH.
Käpplinger erhielt für das „Designstückchen“ den Sonderpreis „Moderner Hausgarten“. Modern heißt hier aber vor allem eines: Jeder Freiraum wurde mit Terrassen und Beeten bebaut. Eine Rasenfläche gibt es nicht. Das ist aber nur bedingt ein Problem. Während der Garten für Familien mit kleinen Kinder wohl unpraktisch wäre, ist er als repräsentatives Schmuckstück durchaus gelungen. Dazu passt: „Der Garten soll ganzjährig perfekt aussehen“, erläutert Käpplinger die Zielvorstellungen der Bauherren.
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