Zusammengestellt von: Stefan Kreitewolf
„Vom futuristischen Einfamilienhaus bis zum neuen Hörsaal“
In Nordrhein-Westfalen (NRW) ist zum Tag der Architektur (TdA) immer besonders viel los. Die Rheinische Post (RP) beschreibt den Zweck des Events mit „Architektur zum Angucken“. Die Zeitung berichtet weiter: „326 Bauwerke aller Art sowie Quartiere, Gärten und Parks in 140 Städten und Gemeinden (…) waren für Besucher geöffnet.“ In der Süddeutschen Zeitung (SZ) beschreibt die NRW-Redaktion die Bandbreite der gezeigten Bauten: „Vom futuristischen Einfamilienhaus bis zum neuen Hörsaal an der RWTH Aachen“ konnten Interessenten zeitgenössisches Bauten aus nächster Nähe sehen. Die Aachener Zeitung zeigt „unter dem diesjährigen Motto ‚Architektur schafft Lebensqualität‘“ alle Gebäude in der Region. Das Motto sei „vor allem dann im wahrsten Sinne des Wortes spürbar, wenn Menschen mit ihr unmittelbar in Berührung kommen – also im Wohnbereich.“
Auch die Westdeutsche Allgemeinen Zeitung (WAZ) stellt gleich mehrere Projekte im Ruhrgebiet vor und präsentiert „elf spannende Projekte – vom neuen Einfamilienhaus über gekonnte Umbauten bis hin zu schmucken Gärten“. Besonders in Köln, gab es viel zu sehen. Der Kölner Stadtanzeiger nennt die Stadt, in 27 Bauwerke zu besichtigen waren, deshalb „die Hochburg der Architektur“. Denn: „In keiner anderen Stadt in Nordrhein-Westfalen beteiligten sich so viele Architekten an dem Aktionstag. Die Stimmung beim „größten Architekturfestival des Jahres“ beschreibt der ebenfalls in Köln ansässige Westdeutsche Rundfunk als „stimmungsvoll und ausgelassen“.
„Immer mehr Laien nutzen das Angebot“
In Norddeutschland herrschte typisches Seewetter, dennoch: „Der TdA wurde trotz des Regens sehr gut genutzt“, schreibt die Nordwest-Zeitung. Die Regionalausgabe der Welt berichtet vom TdA in Niedersachsen: „So hatten unter anderem ein Forsthaus in Hannover-Münden, das Freibad in Salzdetfurth, die Basilika in Duderstadt, das Theologicum in Göttingen und Studentenwohnungen in Lüneburg geöffnet. Architekten und Stadtplaner stellten Bauten und Planungen vor, Innenarchitekten präsentierten Räume, Landschaftsarchitekten führten durch Gärten und Parks.“ Die Wilhemshavener Zeitung schreibt über das SOS-Kinderdorf-Zentrum in der Nordsee-Stadt: „In drei Führungen stellte die Wilhelmshavener Architektin Maike Winter, den interessierten Besuchern das multifunktionelle Gebäude vor.“ Die Zeitung berichtet von „vielen Diskussionen“ zur Farbgebung des Gebäudes.
Das Bersenbrücker Kreisblatt nimmt ebenfalls Farbe zum Anlass, um über den TdA zu berichten. Zuschauer sahen in Bersenbrück eine Grundschule, „die mit ihren fröhlichen Signalfarben (…) weithin davon kündet, dass dies ein Gebäude für Kinder ist.“ In der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung ist die Rede von „größtem Interesse“ Das meiste verzeichnete der Zeitung zufolge die Neue Schule in Wolfsburg. „Rund 140 Teilnehmer nahmen an den Führungen teil.“ So manches Enkelkind habe den Tag genutzt, um Eltern oder Großeltern die eigene Schule zu zeigen. „War der TdA vor Jahren noch ein Nischen-Angebot, so nutzen immer mehr Laien das Angebot“, schließt die Zeitung.
„Überbleibsel einer Doppelsuite“
Die Kreiszeitung Syke schreibt: „Von hermetisch abgeriegelten Büchertürmen bis hin zu Häusern, die pro Etage nur aus einem Raum bestehen, wurde den Besuchern einiges geboten.“ Der Weser Kurier berichtet außerdem von einem Flüchtlingswohnheim in der „Überseestadt“, einem Stadtteil nahe des alten Hafens. „Das Übergangswohnheim Port in der Überseestadt sollte mal ein Hotel werden, jetzt wohnen hier Geflüchtete,“ schreibt die Lokalzeitung. „Fast wie im Hotel, wie der Blick in ein Einzelzimmer im sechsten Stock zeigt: ein kleines Bad, ein Tisch, ein Bett. Nur eben mit Küchenzeile. Ceranfeld mit zwei Platten, ein paar Ober- und Unterschränke, ein Spind und gelbes Linoleum, auf dem die Schuhsohlen quietschen.“ Zweckmäßig und schlicht sei es, ein „Überbleibsel einer Doppelsuite“.
„Vom Mittelalter über die Planungen in der NS-Zeit bis zum Wiederaufbau“
In Hamburg heißt der TdA offiziell „Tag der Architektur und Ingenieurbaukunst“ (TdAI). Und auch in Norddeutschlands größter Stadt stand die Umwidmung von Gebäuden im Mittelpunkt. „Derzeit wird zum Beispiel ein Block der ehemaligen Viktoria-Kaserne in Altona zur Nutzfläche für Künstler, in Langenhorn verwandelten sich die historischen Krankenhausbauten der Klinik Ochsenzoll in das Wohnquartier Unter den Linden“, berichtet die Hamburg-Ausgabe der Welt. Ein weiterer Schwerpunkt des TdAI sei die Rubrik „Zeitzeugen“. In dieser schauen „Architekten und Stadtplaner mit zeitlichem Abstand auf ihr Werk.“ Diese Rubrik ist neu im Programm. „Dabei können auch die Besucher überlegen, ob etwa der Rathausmarkt als repräsentative Piazza des täglichen Gebrauchs bis heute funktioniert und ob sich der Gerhart-Hauptmann-Platz, wie ehemals geplant, als Ort der Ruhe etabliert hat“, schreibt die Zeitung. Die Schleswig-Holstein-Zeitung (SHZ) berichtet von einer Führung mit dem Titel „Nur noch Relikte – Wie das historische Hamburg verschwand“. „Die Tour durch die Altstadt führt zu Relikten früherer Epochen und zeigt die bauliche Entwicklung vom Mittelalter über die Planungen in der NS-Zeit bis zur Wiederaufbau-Ära,“ erläutert die SHZ.
„Freier Blick nach Dänemark gratis“
In Schleswig-Holstein fand der TdA bereits am 10. und 11. Juni, statt. Das hat im hohen Norden Tradition, weil in den letzten Junitagen die Kieler Woche gefeiert wird. Auch in Schleswig-Holstein ist zum TdA ein Relikt alter Zeiten zu bestaunen. Die Lübecker Nachrichten (LN) beschreiben „das neue Leben des alten Fährhauses“, das zum TdA präsentiert wurde und seit dem Mittelalter der Hansestadt gehört. „Was dem Besucher als Erstes ins Auge fällt, ist der neue Anbau“, schreibt die Zeitung. Der Vorgängerbau aus den 1950er-Jahren sei abgerissen worden, der aus Holz konstruierte Neubau außen mit Reet verkleidet. „Das gibt es (…) bisher fast nur in Holland“, berichten die LN.
Während das Fährhaus Schiffen diente, ist ein weiteres beim TdA geöffnetes Gebäude in Schleswig-Holstein wie eines konstruiert. Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) war in Eckernförde und besuchte das „Pier 61“ genannte Haus von Architekt Stefan Rimpf. Für ihn war das Haus eine Herausforderung: „Gerade einmal zwölf Meter breit ist der Baugrund an der Sehestedter Straße. Auf dem kurzen Hang geht es steil bergab. Die Höhendifferenz beträgt ganze neun Meter“, schreibt der NDR auf seiner Online-Plattform. Der Bau wirke leicht und hell. Seine „Anmutung als Schiff“ sei der „gläsernen Kommandobrücke ganz oben“ geschuldet. Der NDR schließt: „Wer es sich hier gemütlich macht, kriegt den freien Blick nach Dänemark gratis.“
„Wir beschreiben Zukunft durch Bauen“
Die Ostsee-Zeitung (OZ) berichtet von „48 Bauprojekten in Mecklenburg-Vorpommern“ (MV), die zum TdA „von Boizenburg bis Ueckermünde“ besichtigt werden konnten. Dazu gehöre das Dock Inn Hostel in Rostock-Warnemünde, „das aus alten Übersee-Containern entstand“, sowie ein Wohnhaus nahe Bad Doberan, „das mit einem Schalenbetondach (…) überrascht“. Außerdem konnte in Bentwisch bei Rostock ein Bürgergarten und ein Mehrgenerationen-Spielplatz besichtigt werden. „In Schwerin ist die zu einem Wohnhaus umgebaute Volksschwimmhalle im Ortsteil Lankow dabei“, schreibt die OZ.
Zugleich nutzt die Zeitung den TdA zur Reflektion über Baukultur in MV. Im OZ-Interview fordert Joachim Brenncke, Präsident der hiesigen Landesarchitektenkammer, „mehr Gemeinschaftssinn bei der Bauplanung“. Bauherren sollten nicht nur eigene Wünsche verwirklichen. Neubauten müssten auch ein Gewinn für den jeweiligen Ort sein. Brenncke formuliert das im Interview so: „Wir brauchen etwas, das an den Standort passt, aber auch weiterentwickelt werden kann.“ Und schließt: „Wir beschreiben Zukunft auch durch Bauen.“
„Respekt jenen Bauplanern, die Gebäuden neues Leben und neuen Charme einhauchen“
In Brandenburg berichtet die Lausitzer Rundschau (LR) von „Architekten für besondere Fälle“ und beleuchtete das Tätigkeitsfeld des Berufsstands. Die Lokalzeitung zog den Hut vor „Architekten, die sich als Schöpfer neuer innovativer Objekte mit Ausstrahlungskraft bewähren“. Außerdem zollte die LR „Respekt (…) jenen Bauplanern, die sich Bestandsimmobilien aufs Reißbrett ziehen, um diesen Gebäuden neues Leben und neuen Charme einzuhauchen“. Als Beispiel fungierte „die Verwandlung von Räumlichkeiten eines ehemaligen Kindergartens in eine Tagespflegestelle“ in Altdöbern. Das Gebäude sei ein „Glücksfall für das Architekturbüro“ gewesen. Denn: „Es basiert auf einem Massivbau mit tragenden Außenwänden.“ Das habe ihm, „bei der Innengestaltung mehr Spielraum verschafft“ erläutert Architekt Mario Lunau in dem Bericht. So seien unterschiedliche Nutzungsbereiche entstanden, „ohne diese stark voneinander zu trennen“.
Der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) berichtet in seinem Onlinedienst von insgesamt 36 Gebäuden, die in Brandenburg zum TdA für Besucher offenstanden. Der RBB erzählt in dem Bericht die Geschichte des Alten Heizhaus neben dem Potsdamer Schloss Güterfelde, das „vom grauen Kasten zum modernen Wohnatelier“ verwandelt worden sei. Besucher durften sich frei im Haus bewegen. „Da ist der große, offene Wohn-Essbereich, das riesige Fenster mit Blick in den Schlossgarten. Dann die Rückzugsräume, die man über eine Treppe aus lackiertem Stahl in das eingezogene Obergeschoss erreicht: Schlafzimmer, Bad, alles offen, alles licht, weiße Wände, nackter Beton“, schreibt der RBB. Bauherrin Beate Kalus wollte mit der Öffnung ihres Hauses auch anderen Bauherren Mut machen, die auf der Suche nach alten Schätzen in Brandenburg sind: „Ich glaube, wenn man eine (…) gute Planung erstellt, (…) dann kann ein solches Bauvorhaben (…) wirtschaftlich sein“, sagte sie dem RBB.
„BND-Zentrale bleibt auch bei den Architekturtagen topsecret“
In Berlin öffneten laut Focus-Online 125 Büros ihre Türen für Besucher. Architektur-Interessierte konnten sich „kostenfrei ein Bild über den Stand der Baukunst verschaffen“. Darüber hinaus führten Architekten an 77 Orten durch ihre Projekte. Die Tageszeitung (Taz) befasst sich indes mit einem besonderen Objekt, das – zumindest in Teilen – zum TdA besichtigt werden konnte. Die Rede ist von der neuen Hauptzentrale des Bundesnachrichtendiensts (BND). Der Taz-Artikel konstatiert, dass das BND-Gebäude „statt wie alle anderen Gebäude seine Räumlichkeiten und baulichen Besonderheiten, ja, sein ganzes Pathos herzuzeigen“, am TdA verschlossen blieb. Besucher durften dem Bericht zufolge lediglich „im Außenbereich auf das Gelände, aber nicht ins Haus“. Die Zeitung schließt: „Ob das Konzept von Jan Kleihues für den riesigen und fast 1,1 Milliarden Euro teuren Komplex (…) sticht, bleibt also auch bei den Architekturtagen topsecret.“
Neben dem TdA konnte an diesem Wochenende auch das Berliner Schloss besichtigt werden. Der RBB berichtet: „Der Tag der offenen Baustelle im rekonstruierten Berliner Schloss hat (…) 40.000 Neugierige angelockt.“ Das Interesse an der Baustellen-Besichtigung sei größer als vermutet ausgefallen. „Für die Besucher gab es neben Einblicken in unfertige Räume auch ein Programm mit Kunst, Kultur und kulinarischen Genüssen“, schreibt der RBB online, und ergänzt: „Geöffnet war die 30 Meter hohe Eingangshalle mit dem barocken Eosanderportal.“
„Reichenbach stiehlt Dresden die Show“
„Rund 8000 Menschen haben sich (…) in über 80 geöffneten Objekten in Sachsen umgeschaut“, schreibt die Deutsche-Presse-Agentur (DPA). „Dabei waren vor allem die Führungen im Dresdner Kraftwerk Mitte und im Kulturpalast – den beiden jüngst vollendeten Bauprojekten in der Landeshauptstadt – übervoll“, schreibt die DPA. Die Freie Presse berichtet: „Reichenbach stiehlt beim TdA Dresden die Show“. Nicht Dresden oder Leipzig hätten den sachsenweit größten Zulauf zum TdA erreicht, sondern das Städtchen im Vogtland. Die Lokalzeitung beziffert die Zuschauerzahl allein in Reichenbach auf 1000. Zu sehen gab es dort „Wohn- und Geschäftshäuser am Solbrigplatz“. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) Sachsen fasste für seinen TdA-Bericht den „Wohnpark Lebens(t)räume Chemnitz“ ins Auge. Der „soll nach seiner Fertigstellung Menschen mit und ohne Behinderung ein gemeinsames Wohnen ermöglichen“, schreibt der Sender online. Insgesamt sollen dort 115 Wohneinheiten für 165 Bewohner entstehen.
„Aha-Effekte“
In Sachsen-Anhalt ist der TdA Bestandteil der Landesinitiative „Architektur und Baukultur“. Dort konnten 24 Projekte besichtigt werden, berichtet der MDR. Die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) zeigt ein „besonderes Bauprojekt“: den Vierseithof in Mosigkau. „Zum TdA führen Bauherrin und Architekt Jens Fischer die Besucher gemeinsam über das ehemalige Gehöft“, schreibt die MZ. Schon von der Straße aus sei der einstöckige Kubus mit Flachdach in hellen Blautönen erkennbar. „Dort, wo sich früher Schweineställe und Wirtschaftsgebäude befanden, entsteht über Abstellräumen ein hochgelegener Wintergarten mit sich anschließender Terrasse“, heißt es in der Zeitung. Die Besucher seien begeistert gewesen. Gerade die Kombinationen von Alt- und Neubau sei ein Zusammenspiel, „das bei den Gästen (…) für Aha-Effekte sorgt“.
Weil es in Sachsen-Anhalt „jede Menge historische Burgen, Schlösser und Gutshäuser gibt“, wie der MDR berichtet, war der Sender bereits einige Wochen zuvor zum „Tag der offenen Schlösser“ im Land unterwegs und spürte Altem und Neuem nach. Veranstaltung würde „ermutigen, alte Gebäude zu erhalten“.
„Gucken, Staunen, Ideensammeln und Fachsimpeln“
Zum TdA seien in Thüringen „63 Neubau- und Modernisierungsprojekte in 24 Städten“ geöffnet, schreibt das Internetportal inSüdthüringen.de. Die Thüringische Landeszeitung veröffentlichte einen Kommentar, in dem Ebba Wachler von „Ärger mit Veranstaltern“ in Weimar berichtet. „An den Jakobshöfen gab es nur eine Führung. In der Prellerstraße mussten wir vor zwei Jahren eine halbe Stunde warten“, schreibt sie. Angesichts berühmter Architekturen in der Geschichte Weimars sei das „eine Schande“. Der Kommentar ist indes ungerechtfertigt, weil es sehr wohl zwei Führungen an den Jakobshöfen gab. Hinzu kommt: Vor zwei Jahren (!) gab es an der Prellerstraße gar keine Besichtigung.
Die Thüringer Allgemeine (TA) berichtet: „Auf Spuren der Architekten wandelten viele Neugierige zum Gucken, Staunen, Ideensammeln und Fachsimpeln.“ Das Spektrum der Beispiele für gelungene Projekte reiche „von der neuen Innenraumgestaltung im Lutherhaus in Eisenach über eine Seniorenresidenz in Schmalkalden bis zu Mehrfamilienhäusern wie an den Friedensbergterrassen in Jena“. In der Lokalzeitung heißt es weiter: „In Erfurt, wo neben neuen Wohnbauprojekten auch das neue Konventhaus für die Schwestern des Ursulinenklosters gezeigt wurde, war auch eine Radtour möglich.“ Die TA bezeichnete die Atmosphäre des TdA in Thüringen als „schön und aufregend“.
„Brandschutz ganz großes Thema nach London.“
„126 neue oder erneuerte Bauwerke“, gab es in Hessen zu sehen, schreibt die Frankfurter Neue Presse. Von Bad Wildungen bis Bensheim luden „private und öffentliche Bauherren in Wohnungen, Einfamilienhäuser, Privatgärten oder Bürobauten ein.“ In Frankfurt gab es der Zeitung zufolge „die meisten Bauten – fast 40“ zu besichtigen. Dort seien auch „spezielle Rad- und Bustouren zu den Objekten angeboten“ worden. Das Museum Wiesbaden veranstaltete „einen Workshop für Kinder, die nach Herzenslust mit Holz, Karton oder Draht eigene Räume bauen“ konnten. In Wiesbaden gab es eine TdA-Rundfahrt.
Das Wiesbadener Tageblatt berichtet: „Es steigen viele ein – zu einem Rundkurs durch die halbe Stadt. Es geht um Beispiele guter Alltagsarchitektur.“ Die Lokalzeitung beobachtet: „Von den Teilnehmern (…) kamen übrigens an allen Stationen Fragen zum Brandschutz.“ Das sei „ein ganz großes Thema nach London.“
„Ich hatte auch mal Lust, mit Fachleuten unterwegs zu sein“
Auch in Baden-Württemberg wurde der TdA mit Bustouren begangen. Eine Kammergruppe klapperte so vier Stationen ab. Der Schwarzwälder Bote (SB) begleitete sie und sah bei „hochsommerlichem Wetter“ vier Bauten im Landkreis Rottweil. Bereits die erste Station, die Maximilian-Kolbe-Schule in Hausen“, sei „ein besonderes Erlebnis“ gewesen. Das Gebäude hole „mit seinen raumhohen Glaswänden“ den Außenbereich optisch herein und mache „das Grün tatsächlich erreichbar“. Mit bereits 20 Minuten Verspätung sei die Gruppe an der zweiten Station der Reise, dem neuen Stadtgarten von Schiltach, eingetroffen. Dort schilderte der Bürgermeister „ die Entwicklung des Ortes (…) im Schatten der gewaltigen Linde“. In Obersdorf war die Gruppe dann beim japanischen Unternehmen Mitutoyo zu Gast. Dort sahen sie laut SB „ein lichtes Gebäude mit klaren Strukturen und viel Transparenz“. In Rottweil endete die Busreise. Dort angekommen, sei der „Zeitplan ein wenig aus den Fugen“ geraten, schreibt die Lokalzeitung. Die „Umwandlung eines Klosterbaus aus dem frühen 18. Jahrhundert, das seit dem 19. Jahrhundert Amtsgebäude und zuletzt Polizeidirektion war“, in eine moderne Jugendherberge, wollten die Busreisende aber noch sehen. Dass Bus-Reisen am TdA in Baden-Württemberg sehr beliebt zu sein scheinen, zeigt auch ein Artikel im Reutlinger General-Anzeiger (RGA). Die Zeitung berichtet über eine drei Bauten umfassende Fahrt in der Nähe von Reutlingen. Einer der 30 Teilnehmer sagte dem RGA: „Ich hatte auch mal Lust, mit Fachleuten unterwegs zu sein.“
„Das größte Glück der Erde für Pferde“
In Trier waren laut Südwest-Rundfunk (SWR) „unter anderem eine umgebaute alte Scheune“ und „ein ehemaliges barockes Gutshaus, das denkmalgerecht zum Weingut mit Gästehaus umgestaltet wurde“, zu sehen. „61 Bauwerke und Freiflächen“ seien es in ganz Rheinland-Pfalz gewesen, schreibt die Allgemeine Zeitung (AZ). Sie berichtet über eine Kita in Erbes-Büdesheim. „Außen grüne Fassade, innen vier Gruppenräume, tageslichtdurchflutet – die Kita ist Farbtupfer und zweites Kinderzimmer in einem“, schreibt die AZ. Die Kita sei „energetisch saniert, aufgestockt“ worden.
Laut Rhein-Zeitung (RZ) brachte der TdA „Mensch und Tier zusammen“. In Koblenz habe Architektin Sarah Schellenberg „ein ein Hektar großes Einfamilienhaus (…) binnen drei Monaten für – Achtung, kein Scherz – ihre Pferde entworfen“. Zum TdA öffnete sie ihr Herzensprojekt nun für Besucher. Das Haus sei das „größte Glück der Erde für Pferde“, schließt die RZ, für die Besucher war es indes „sehr amüsant“.
„Besucher bleiben den ganzen Abend sitzen“
„TdA mit neun Gebäuden an der Saar“, titelt die Saarbrücker Zeitung. Im Saarland falle das Besichtigungsprogramm damit in diesem Jahr „magerer aus als in den Vorjahren“. 2016 seien es noch 16 Objekte gewesen. Die Saar-Architekten seien diesmal zurückhaltend mit Präsentationen. „In Saarbrücken selbst kann, wer diverse Baustellenführungen nicht genutzt hat, sich das sogenannte Siemensgebäude in der Martin-Luther-Straße anschauen“, schreibt die Zeitung. Insgesamt präge das Wohnen in der Stadt das Besichtigungsangebot: Zwei Stadthäuser gab es noch in der Stadt zu sehen.
Außerdem stand „in Völklingen-Geislautern (…) ein Einfamilienhaus auf der Besichtigungsliste“. Wer im Saarland mehr Lust auf frische Luft hatte, sei bei den Bliesterrassen in Neunkirchen an der richtigen Adresse gewesen, berichtet die Neunkircher Rundschau. Am Nordufer der Blies in der Neunkircher Innenstadt sei ein Platz geschaffen worden, der dazu einlade, „dort zu verweilen, wo einst eine schroffe Böschung dem Fluss einen eher unschönen Charakter verlieh“. Der Zeitung zufolge honorierten die Besucher das und blieben gleich den ganzen Abend sitzen.
„Leistungsschau der Architektur“
In Bayern heißt der TdA „Architektouren“. Die Besichtigungstouren mit Architekten fanden am gleichen Wochenende statt. Laut SZ, die das Ereignis als „Leistungsschau der Architektur“ bezeichnet, konnten Bayern-weit 221 Bauprojekte besichtigt werden. Die Bauten hätten Vorbildcharakter. Das sei umso wichtiger, „als die aktuelle Bau- und Siedlungstätigkeit in Bayern zunehmend Unbehagen auslöst“. Bauherren seien in der Gestaltung ihrer Bauten so frei wie noch nie. „Auf der anderen Seite führt diese Freiheit zu einem baulichen Kraut-und-Rüben-Verhau“, schreibt die SZ. Und zitiert Albert Scharf, den ehemaligen Intendant des Bayerischen Rundfunks, mit den Worten: „Wir bauen mitten ins Land Kraftwerke, Silos, riesige Hallen aus Stahl und Blech statt anheimelnder hölzerner Scheunen.“ Das sei „alles funktional, kühl und glatt, meist aber auch einfach hässlich, nicht selten unsäglich“. Scharf beklagt: „Uns ist beim Bauen das natürliche Stilempfinden abhandengekommen.“
Die SZ hält indes dagegen: „Trotzdem zeigen gerade die Architektouren, dass es nach wie vor auch vorbildliche Baukultur gibt.“ Schließlich gäbe es „vorzügliche Architektur jenseits des schrillen Wildwuchses in den Siedlungen, inklusive virtuoser Lösungen für Barrierefreiheit und Energieeffizienz“. Das passt zum diesjährigen Motto „Architektur schafft Lebensqualität“ ebenso wie die Präsentation von „besonders gelungener Innengestaltung“, wie der Bayrische Rundfunk online schreibt. „Ob Kiosk, Pumpstation, Künstleratelier oder Sporthalle“: Bei den „Architektouren“ in Bayern sei für alle Architekturinteressierten etwas dabei gewesen. In Penzberg, Osterhofen, Nürnberg, Oberpleichfeld, Augsburg und Kempten, wurden außerdem „insgesamt neun kreative und kindgerechte Mitmach- Projekte – vom Modellbau im Museum bis zum Bau von schwimmenden Objekten im Wasserkraftwerk – kostenlos angeboten.“
„Gute Stimmung“ und „schlechte Bezahlung“
Zum Anlass des TdA wirft heute.de einen Blick auf den Berufsstand und seine wirtschaftliche Situation (lesen Sie hierzu auch den Artikel „Unterbezahlt und unbezahlbar“). Heute.de berichtet von „guter Stimmung“ und „schlechter Bezahlung“ und zitiert Zahlen der Bundesarchitektenkammer. Demnach erziele „jeder Inhaber im Schnitt einen Überschuss (Umsatz minus Kosten) von 84.000 Euro pro Jahr, dieser relativ hohe Durchschnitt kommt aber durch wenige sehr gut verdienende Büros zustande. Der Überschuss liege „im Schnitt bei 43.000 Euro, von Betrieben mit mehr als zehn Mitarbeitern bei 261.000 Euro je Inhaber. In mehr als einem Viertel aller Büros bleiben am Jahresende maximal 30.000 Euro je Inhaber übrig.“ Während heute.de eine negative wirtschaftliche Bilanz der Architektenschaft zieht, heißt es am Ende des Artikels: „Dennoch überwiegt die Freude am Beruf.“
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