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Baden mit Atmosphäre

Mit guter Architektur entstehen Schwimmbäder, die wirtschaftlich sind und in denen man sich wohlfühlt. Auch Bestandsbauten lassen sich aufwerten.

28.02.20186 Min. Kommentar schreiben

 

Von Martin Reimer

Im Hinblick auf die wirtschaftliche Lage sehen sich Kommunen und Betreiber immer mehr vor die Herausforderung gestellt, ein attraktives Badeangebot zu ermöglichen und zugleich die Themen der Nachhaltigkeit im Blick zu behalten. Vor diesem Hintergrund ist es ein Gebot der Zeit, bei der Planung eines Bades nicht nur die Baukosten zu berücksichtigen, sondern vor allem die künftigen Betriebs- und Unterhaltskosten weitestgehend zu minimieren. Schließlich fällt bei Bädern der größte Teil der Gesamtkosten in der Nutzungsphase an. Die Bau- bzw. Beschaffungskosten spielen eine vergleichsweise nachgeordnete Rolle. Auch zeigt sich immer wieder, dass Bäder aufgrund mangelhafter Planung bereits nach kurzer Zeit teilsaniert werden müssen – umso wichtiger ist es, diese Projekte sorgsam zu planen.

Doch welche Anforderungen muss eine zeitgemäße Badelandschaft erfüllen und wo sind die Stellschrauben für eine wirtschaftliche und energetisch optimierte Bauweise? Wichtig ist es, dem Bad ein zeitgemäßes und ansprechendes Ambiente zu verleihen. Denn für die wirtschaftliche Effizienz sind nicht nur geringe Bau-, Unterhalts und Betriebskosten entscheidend, sondern ebenso eine hohe Besucherakzeptanz. Und die steigt, je freundlicher und einladender die Atmosphäre ist und mit ihr auch der langfristige Erfolg für den Betreiber. Beispielsweise liegt sämtlichen von uns geplanten Sport- und Freizeitbauten eine Art Leitbild oder Vision zugrunde, die sich auf die Lage und die Geschichte des Ortes bezieht und sich in der Architektur spiegelt. So entsteht – in Kombination mit einem individuellen Badeangebot, das gemäß den Anforderungen des Bauherrn und den Bedürfnissen der Nutzer entwickelt wurde – in jedem Bad eine ganz besondere und individuelle Aufenthaltsqualität. Entscheidende Faktoren sind neben der Formgebung die Wahl der Materialien, die Farbgestaltung und vor allem eine präzise Ausarbeitung bis ins Detail. Erst in diesem Zusammenspiel gelingt es, Wohlfühlräume mit hoher ästhetischer und funktionaler Qualität zu schaffen. So steht hinter jeder gestalterischen Entscheidung ein Thema, das die Nachhaltigkeit berührt.

 

Nehmen wir die Reinigungsfreundlichkeit eines Bades als Beispiel für ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit. Die Reinigungskosten sind bei Bädern im Vergleich zu anderen Gebäuden sehr hoch. Hier spielt die Materialwahl eine entscheidende Rolle. Innovative Oberflächenveredelungen, zum Beispiel bei Feinsteinzeug-Fliesen, sorgen beim Boden- und Wandbelag für höhere Schmutzresistenz sowie einen hohen Reinigungskomfort. Das wirkt sich positiv auf die Betriebskosten aus. Darüber hinaus wird durch die entsprechende Materialwahl zugleich die Menge an chemikalienhaltigen Reinigungsmitteln reduziert, was der Umwelt zu Gute kommt. Auch steigern in der Regel qualitativ hochwertige Materialien, Bauteile und technische Anlagen durch geringeren Instandhaltungsaufwand den Werterhalt und erhöhen die Langlebigkeit eines Gebäudes mitsamt Interieur.

 

Die Praxis zeigt, dass es einige wesentliche Stellschrauben gibt, die unmittelbar für Kosteneffizienz im späteren Betrieb und Unterhalt sorgen. Natürlich muss die komplette Gebäudehülle energetisch optimiert, das heißt mit neuer Dämmung und entsprechend hochwertigen Verglasungen versehen werden. Die Wärmedämmung von Wänden, die im Erdreich liegen sowie von Außenrutschen birgt hohe Einsparpotenziale. Ein entscheidender Punkt hierbei ist: Bei Bädern rechnen sich Investitionen in eine gut gedämmte Gebäudehülle schneller als bei Schulen oder anderen Gebäuden, da Bäder ganzjährig beheizt werden müssen.

Ebenso zentral ist die technische Gebäudeausrüstung. Sind Haus- und Bädertechnik auf dem neuesten Stand, hat das wesentlichen Einfluss auf den künftigen Energie- und Wasserverbrauch. Beispielsweise sorgt eine optimierte, bedarfsorientierte Lüftungsregelung für enorme Energieeinsparungen. Auch lässt sich Energie sparen, wenn außerhalb der Betriebszeiten die Hallenfeuchte erhöht und eine Wärmerückgewinnung mit möglichst hohem Wirkungsgrad eingesetzt wird.

 

Eine weitere Stellschraube bei den Betriebskosten ist die Beleuchtung. Der Einsatz von LEDs und deren optimale Positionierung im Raum verbessern deutlich die Energieeffizienz eines Gebäudes. Diese Maßnahmen ermöglichen eine Energieeinsparung bei der Beleuchtung bis zu 50 Prozent im Vergleich zu in die Jahre gekommenen Bädern. Dabei sorgt ein durchdachtes Lichtkonzept nicht nur für eine effiziente Ausleuchtung eines Bades, sondern auch für ein stimmungsvolles Ambiente. Beispielsweise erzeugen differenzierte Hell- und Dunkelzonen eine angenehme Atmosphäre. Diese steigert deutlich die Aufenthaltsqualität eines Bades und damit auch die Besucherzahlen, was zum monetären Erfolg des Betriebs beiträgt.

Eine hohe Planungs- und Ausführungsqualität wirkt sich ebenfalls maßgebend auf die späteren Instandhaltungskosten aus. Bäder muss man sich als eine Art Teekessel vorstellen – Konstruktion und eingesetzte Materialien werden extrem beansprucht. Neben der hohen Luftfeuchte setzt vor allem das chlor- bzw. salzhaltige Wasser den Oberflächen zu. Das heißt, die Gebäudehülle muss dampfdicht, sämtliche Dichtungsebenen richtig geplant und vor allem auch ausgeführt sein, um die Langlebigkeit des Gebäudes zu sichern.

 

Ein weiteres gutes Beispiel für den Zusammenhang von Ökonomie und Ökologie ist das Thema Wasser. Zunächst geht es darum, den Verbrauch zu minimieren. Ein Weg dazu ist die Kreislaufführung – hier gilt es natürlich, die Qualität im Sinne der Hygiene zu erhalten. Zum verantwortungsvollen Umgehen mit der Ressource gehört auch, das genutzte Wasser aufzubereiten; das heißt es zu reinigen sowie die Temperatur abzusenken und dabei Energie über Wärmetauscher rückgewinnen, bevor es in die Umwelt zurückgegeben wird. Zum Ressourcen schonenden Betrieb eines Bades gehört selbstverständlich auch ein ausgefeiltes Energiekonzept. Hier stellt sich für Architekten und Fachplaner die Frage, inwieweit sie lokale Gegebenheiten und regenerative Energien nutzen können, beispielsweise Geothermie, solare Gewinne, Fernwärme und heiße Quellen.

Vor diesem Hintergrund wird die umfassende Aufgabe des Architekten deutlich: Er ist für den Wohlfühlfaktor verantwortlich, damit die Badelandschaft möglichst viele Besucher anlockt und auch ökonomisch ein Erfolg wird. Ein wichtiger Punkt dabei ist: Gestaltung nicht nur eine Frage des großen Budgets. Denn die Praxis zeigt: Auch ein unscheinbares 70er-Jahre-Sportbad lässt sich mit überschaubaren Maßnahmen und in kurzer Bauzeit in technischer, energetischer und auch atmosphärischer Hinsicht für die Besucher attraktiv gestalten. Zudem sollten im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit nicht nur die Errichtungs-, sondern auch die Lebenszykluskosten berücksichtigt werden – von der Errichtung über die Nutzung bis hin zur Modernisierung eines Gebäudes.

Martin Reimer ist Geschäftsführer der 4a Architekten in Stuttgart

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