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Zurück BIM im Wettbewerb

Einen Schritt voraus

Warum sollte man BIM schon im Wettbewerb einsetzen, auch wenn es noch kein Auslober fordert? Architektin Julia Kreienbrink über die Vorteile, in Vorleistung zu gehen

01.08.20184 Min. 1 Kommentar schreiben
Julia Kreienbrink: Die Architektin ist seit 2012 zweite Geschäftsführerin bei delaossaarchitekten in München. Seit sie 2001 als Absolventin ins Büro kam, plant sie in 3D mit der CAD-Software Archicad. Die Implementierung von BIM-Daten ist für sie ein folgerichtiger Schritt für eine zukunftsfähige Planung.

Interview: Marion Goldmann

Frau Kreienbrink, BIM ist in aller Munde. Sie nutzen es bereits in Wettbewerben. Fordern die Auslober das denn?

Wir hatten tatsächlich noch nie einen Wettbewerb, bei dem es gefordert war. Vermutlich gibt es bisher zu wenige Büros, die mit BIM planen, um alle Einreichungen vergleichbar zu haben. Einzelne 3D-Darstellungen auf den Plänen sind selbstverständlich meist gewünscht – teils in Skizzenform, teils als Visualisierungen. Der Übergabestandard ist aber noch die 2D-basierte DWG-Datei und selbstverständlich die Papierform.

Warum erarbeiten Sie den Wettbewerbs­entwurf dennoch mit BIM?

Wir beteiligen uns in der Regel an städtebaulichen und Wohnungsbau-Wettbewerben. Dafür müssen wir meist große Geschossflächenzahlen mit verschiedenen Nutzungen kombinieren und gleichzeitig das Grundstück optimal belegen. Also planen wir verschiedenste Varianten – die sich mit dem 3D-Modell in Verbindung mit den BIM-Daten schnell erstellen lassen. So können wir unsere Berechnungen zeitgleich verfolgen und sparen viel Zeit während des Verfahrens.

Schnell dargestellt: Visualisierungen, unabhängig davon, ob fotorealistisch oder skizzenhaft, lassen sich mit den Modelldaten einfacher und schneller erstellen.

Können Sie das etwas genauer erläutern?

Zum Beispiel die Geschossflächen: Die legen wir farbig an, also beispielsweise die Kita grün, die Büros rot, das Wohnen blau. Da sich die Flächen auch tabellarisch darstellen lassen, können wir sofort sehen, inwieweit das bisherige Konzept den Wettbewerbsanforderungen entspricht. Falls nicht, lassen sich die Flächen im 3D-Modell schnell und leicht entsprechend verändern.

Damit können Sie die Planung einfach fortführen, wenn Sie den Auftrag bekommen?

Zumindest ein Teil des Vorentwurfes ist dadurch erledigt, da in der Regel bereits im Wettbewerbsverfahren Grundrisse dargestellt werden. Sind die Flächen bereits generiert, kann man bei Beauftragung schnell reagieren. Beispielsweise wünschte der Bauherr in einem Fall, eines der Gebäude um zwei Geschosse zu reduzieren und diese einem niedrigeren Bau zuzuschlagen. So was ist ruck, zuck geändert, und innerhalb von etwa 15 Minuten wussten wir, welche Flächenverschiebungen sich aus seinen Änderungswünschen ergeben. Bei der weiterführenden Grundrissplanung generieren wir ebenfalls eine tabellarische Aufstellung der Raumflächen und Wohnungsgrößen aus den Raumstempeln, statt die Zahlen mühsam per Hand neu einzugeben.

Für Variantenvergleiche: Das 3D-Gebäudemodell nutzen delaossa architekten im Wettbewerb für die Generierung von Baumassen und Nutzungsdurchmischungen.

Findet während des Wettbewerbs in BIM ein Datenaustausch mit externen Partnern statt?

Bewährt hat sich die Übergabe an den Modellbauer, der die 3D-Daten direkt für die Herstellung des Modells einsetzt, zum Beispiel im 3D-Druck. Ein weiterer Vorteil ergibt sich bei Visualisierungen. Unabhängig davon, ob fotorealistisch oder skizzenhaft, lassen sie sich mit den Modelldaten einfacher und schneller erstellen. Manchmal binden wir auch einen Schallschutzexperten ein, der den Schallschutz anhand des 3D-Modells berechnet.

Gibt es nach der Auftragsvergabe eine BIM-basierte Zusammenarbeit mit Externen, wie etwa Fachplanern?

Wir arbeiten hauptsächlich im Wohnungsbau, da sind die Anforderungen an die technische Ausstattung relativ gering. Wir merken dabei auch immer wieder, dass unsere Fachplaner für eine vollumfängliche BIM-Nutzung längst nicht ausreichend genug ausgestattet sind. Zum Beispiel übermitteln wir 3D-Daten und bekommen 2D-Daten zurück. Projekte mit einer durchgängigen BIM-Planung konnten wir deshalb bislang noch nicht realisieren.


INFORMATION

Wo endet die 3D-Planung, wo beginnt BIM?

Die klassische 3D-Planung endet, sobald die Bauteile mit Informationen über ihre Eigenschaften ausgestattet werden. Bei den Eigenschaften handelt es sich um Leistungen und Qualitäten und die daraus resultierenden Kosten- und Zeitinformationen. Bei BIM werden diese Informationen dann miteinander verknüpft. Wird das Gebäudemodell geändert, werden die Eigenschaften unmittelbar neu zugeordnet. Fällt zum Beispiel eine Wand weg, werden die Veränderungen in Bezug auf die Konstruktion und die Massen sofort sichtbar. Wird BIM nur innerhalb eines Büros, einer Fachdisziplin oder einer Softwarelösung genutzt, spricht man von „Little BIM“. Erfolgt eine fachübergreifende Zusammenarbeit aller an der Planung, Ausführung und Nutzung eines Bauwerks Beteiligten, spricht man von „Big BIM“.


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1 Gedanke zu „Einen Schritt voraus

  1. Sehr geehrte Damen und Herren,

    ein sehr aufschlussreicher Artikel. Zu dem Thema was Auslober fordern, darf ich folgendes ergänzen. Auch Auslober würde bereits im Wettbewerb öfter mit der BIM-Planungsmethode arbeiten wollen. Einerseits könnten den Wettbewerbsteilnehmern die digitale Umgebung (Einfügung in die Nachbarbebauung) als sogenanntes DistrictBIM zur Verfügung gestellt werden und die Teilnehmer könnten Ihren Entwurf digital präziser gestalten. Auch könnten so Nachhaltigkeitspotentiale wie z.B. Tageslicht und Solarpotentiale am Entwurfes geprüft werden. Digital könnte die Vorprüfung effektiver und schnelle erfolgen.
    Verhindert wird diese Effizienzsteigerung oft durch die Architektenkammer, die bei gleicher Leistung, für die digitale Abgabe des Entwurf als BIM-Modell eine Mehrvergütung fordert.
    Dem Auslober kann es egal sein, ob der Wettbewerbsteilnehmer einen Mehraufwand durch konventionelle Entwurfstechnik auf sich nimmt. Im Rahmen des Auftrages wird er ohnehin vorgeben, dass der Wettbewerbssieger mit BIM plant, sofern das Projekt dies vorsieht.

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