Konzentriertes Arbeiten? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich muss mir das erkämpfen. Während ich einen Text wie diesen schreibe, stapeln sich im Hintergrund lautlos die E-Mails und Anrufe. Im Abarbeiten dieses steten Kommunikationsflusses innezuhalten, bedarf heutzutage der Abschirmungsfähigkeiten eines Geheimagenten, gepaart mit der Selbstkontrolle eines Zen-Mönchs. Dabei ist es wie beim Verkehr: So wie mehr Straßen nicht zu schnellerem Vorankommen, sondern zu mehr Autos führen, ermöglicht die digitale Infrastruktur zwar ein rapides Tempo, das aber nur mehr Kommunikation auslöst – und allzu oft im Stau endet, der den Weg zur „eigentlichen“ Arbeit blockiert.
Man kann das als Gegebenheit unserer Zeit sehen – oder aktiv gegensteuern, um besseres Arbeiten zu ermöglichen. Große Firmen bieten dafür vermehrt unterschiedliche Raumangebote, sodass die Mitarbeiter zwischen ungestörter Konzentration und ungezügelter Kommunikation entscheiden können (und müssen). Dass im Zuge dieses Systemwechsels oft der eigene Schreibtisch mit ad acta gelegt wird, scheint verschmerzbar. Dabei orientieren sich die Konzerne an Freiberuflern, Start-ups und Kreativen, die – ursprünglich aus Geldnot – seit Jahren in flexiblen „Co-Working-Spaces“ netzwerken und mit frischen Ideen punkten. Doch auch ohne gleich Wände einzureißen, kann man die Arbeitsbedingungen enorm verbessern. Wie ein Architekturbüro dafür seine Mitarbeiter regelmäßig von der Außenwelt abschirmt – und welche Folgen das hat –, lesen Sie ab Seite 16.
Dr. Brigitte Schultz, Chefredakteurin des Deutschen Architektenblatts
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