How fragile we are, how fragile we are …“ Haben Sie das Lied von Sting im Ohr? Hören Sie seine gewollt enervierenden und rollenden Worte in einer Melancholie, dass dieser dumpfe Klangteppich im Hinterkopf bleibt? Für mich kommt Inspiration aus genau diesen Bildern, die wir im Kopf generieren, durch uns inspirierende Impulse wie Musik, Farbe, Licht, in einem bestimmten Moment aus einer Szene entnommen, die unsere positive Stimmung aufnimmt. Oder durch Naturfakte, die wir in entspannten Momenten im Urlaub sehen, in ungewohnter Umgebung, in der wir uns öffnen für neue Impulse – ohne Stress. Das ist ein wesentlicher Faktor, um zu innovativen Ergebnissen zu kommen: wenn Inspirationen auf positive Gefühle treffen, auf das Individuum, das sich für Neues öffnet und es zugleich mit eigenen Erfahrungen, mit vertrauten Werten verknüpft.
Mich inspiriert es immer, wenn ich in andere Länder reise, insbesondere Frankreich mit der emotionalen Art, der Sprache, dem Licht, der südlichen, warmen Atmosphäre … und den Bildern, die mir in der Natur am Atlantik begegnen: der „helle Raum“ am Meer, Licht, Schatten, das Rauschen, die Bewegung der Wellenbilder, „stills“ von Tauen oder Tauresten und anderem angeschwemmten MeeresZEUG, das neue Bilder evoziert, Design animiert … Oder die Bilder in den französischen Zeitschriften, die ich zu neuen Moods zusammenlegen kann, ob nun tatsächlich als Collage für ein Design oder im Kopf. Images wie ein Stillleben, die wir in Erinnerung an etwas generieren, arrangieren … und dabei ist der Akt des Zusammensetzens ein ganz wesentlicher, von mir gemacht. Man entspannt, aber das Hirn arbeitet noch an den Aufgaben von gestern, und dann – bang!: Da ist sie, die Lösung für das kreative Problem – Objekt, Prozess, Konzept.
„Ich erinnere mich an jene Zeit in meinem Leben, in der ich Architektur erlebte, ohne darüber nachzudenken. Noch glaube ich, die Türklinke, jenes Stück Metall, geformt wie der Rücken eines Löffels, in meiner Hand zu verspüren. Ich fasse es an, wenn ich den Garten meiner Tante betrete. Noch heute erscheint mir jene Klinke wie ein besonderes Zeichen des Eintritts in eine Welt verschiedenartiger Stimmungen und Gerüche. Ich erinnere mich an das Geräusch der Kieselsteine unter meinen Füssen, an den milden Glanz des gewachsten Eichenholzes im Treppenhaus, höre die schwere Haustür hinter mir ins Schloss fallen, laufe den düsteren Gang entlang und betrete die Küche, den einzigen wirklich hellen Raum im Haus“, so beschreibt Peter Zumthor in seinem Buch „Architektur denken“ (Birkhäuser Verlag, 2006) seine synästhetisch beeindruckten Kindheitserinnerungen, die sein Verhältnis zu Materialwahrnehmung und multisinnlichem Gebrauch von Material prägten und schulten.
Ich arbeite in einem interdisziplinären Bereich als Industriedesignerin, Professorin, Expertin für Textilien, Handwerkerin. Da ermutigt mich Design-Engineering, in andere Bereiche vorzudringen und unser (industrielles) kreatives Erbe mit dem von anderen Nationen zu vergleichen. Mit einem Schwerpunkt auf Managementaufgaben schaue ich mir – zur Inspiration für das Konzept – die „7 Habits of Innovation“ von Steelcase an: Zum Beispiel sind Fehlschläge wichtig, um Erfahrungen zu sammeln.
Ich verfolge schon seit Längerem, zusammen in nicht hierarchischen Gruppen zu lernen und zu gestalten; man sollte neugierig bleiben, um seine Bilder mit der Zeit zu entwickeln. Man sollte sich in diesem Prozess inspirieren lassen.
Marina-Elena Wachs, Diplom-Designerin (Industrial Design), Braunschweig
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