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Die Fassaden der Bauhaus Museen in Weimar und Dessau

Die neuen Bauhaus-Museen in Weimar und Dessau werden nicht zuletzt wegen ihrer Fassaden ­kontrovers diskutiert. Ob nun Bauhaus ja oder nein – auf jeden Fall aber sind sie bis ins Detail ­anspruchsvoll konstruiert

11.09.20197 Min. 3 Kommentar schreiben

 

Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Raffiniert drapiert“ im Deutschen Architektenblatt 10.2019 erschienen.

Von Bärbel Rechenbach

Das neue Bauhaus-Museum Weimar – 23 Meter breit, 44 Meter lang, 28 Meter hoch – provoziert mit seiner hellen Fassade aus minimalistischem Sichtbeton, so wie von Architektin Heike Hanada gewollt. „Ich finde Beton zukunftsweisend und als Baustoff bei Weitem nicht ausgereizt.“ Allerdings habe sie immer gewusst, dass ihr Entwurf auf viel Gegenwind stößt. Die Vorstellung vom Bauhaus sei halt immer noch mit Stahl und Glas verbunden. Ursprünglich sah eine weiterentwickelte Entwurfsvariante des Wettbewerbs sogar eine Glasfassade vor. Die Planung dafür mit speziell entwickelten Halterungen lag bereits fix und fertig auf dem Tisch. Doch die Architektin und die Auftraggeberin, die Klassik Stiftung Weimar, reduzierten die Gebäudehülle letztlich wieder auf den ersten Entwurf mit Sichtbeton. In diesem Outfit bildet der Kubus heute einen starken Kontrast zum benachbarten Gauforum von 1937.

3 Gedanken zu „Die Fassaden der Bauhaus Museen in Weimar und Dessau

  1. Anfangs dachte ich (angesichts eigener unrühmlicher Erfahrungen ) : „Toll, die kriegen Sichtbeton genau so hin, wie sich´s der Architekt wünscht.“ Beim weiterlesen dachte ich dann: „Welch eine Selbstbefriedigung!“ Da wird eine Wissenschaft betrieben als ginge es um die Herstellung von Reinräumen für die Computerchipindustrie. Das wirklich fatale ist jedoch, welche Zeichen diese „Bauhausbauten“ setzen. In einer Zeit, in der wirklich alle, auch die Architekten, vom Klimawandel und vom nachhaltigen Bauen reden, schmückt sich Weimar mit einem Betongebäude, das einem veritablen Luftangriff standhalten würde. 30 cm Tragwand, 20 cm Sichtbetonfertigteile. Weltweit verursacht allein die Zementproduktion wenigstens 5 % des CO2 Ausstoßes. Auch Das Gebäude in Dessau kommt kaum besser weg. Wegen der von uns Architekten so geliebte Transparenz liegt der vom ZEIT-Kritiker Tobias Timm so bezeichnete „Betonschlauch“ auf zwei 50 m voneinander entfernten Treppenhauskernen auf. Auch hier die Frage nach der Sinnhaftigkeit dieses dadurch statisch notwendigen Mehraufwandes an Stahl in Zeiten knapper werdender Ressourcen. Und dann versagten Stadt und Bund auch noch die Gelder für die geplante Photovoltaikanlage. Timm´s Verdikt: „Das Bauhaus ist in einer Blackbox gelandet, in einer Art Bunker.“ Auf dem „Betonschlauch“ wurde ein Satz meines Lieblingsschriftstellers Paul Scheerbart geschrieben: „Wollen wir unsere Kultur auf ein höheres Niveau bringen, so sind wir wohl oder übel gezwungen, unsere Architektur umzuwandeln. Und dieses wird uns nur dann möglich sein, wenn wir den Räumen, in denen wir leben, dass geschlossene nehmen. Das aber können wir nur durch die Einführung der Glasarchitektur.“ Heute hätte Scheerbart bezüglich der schlichten Erhaltung unserer Kultur sicherlich einen Satz zum nachhaltigen Bauen hinzugefügt.

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  2. Haben wir es hier mit einem negativ denkenden Kollegen zu tun, der ganz schlechte Stimmung erzeugt!?
    Es macht doch ein Unterschied, ob „Max Jedermann“ schon für einen SUV doppelt so viel Beton für seine Garage verbraucht, oder ob man ein Museum des Bauhauses vor sich sieht.
    Mies van der Rohe hat für die „National Galerie Berlin“ das 10-fache an Stahl verbaut, um diese Wirkung zu erzeugen. Wäre sie aus der Architekturwelt weg zu denken?
    Sollen wir gar den Abbau fordern und den Stahl für Hämmer wiederverwenden?
    Vielleicht, um ein nachhaltigeres Werkzeug zu schaffen, um damit den zukünftigen Idioten die Schädel einzuschlagen? Ich glaube nicht.

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  3. Zum Weimarer Museum liest man in diesem Artikel: „In diesem Outfit bildet der Kubus heute einen starken Kontrast zum benachbarten Gauforum von 1937.“

    Das ist ja wohl ein Witz. Bitte mal das Gauforum, das heute ein Einkaufszentrum ist, googeln, wer noch nicht vor Ort war. Die Ähnlichkeiten von dessen Zentralgebäude mit dem Bauhaus-Museum sind augenfällig. Das Museum hat das monumentalere Eingangstor, das Einkaufszentrum bekam freundliche Figuren aufgemalt. Beide Gebäude sprechen eine maßstabslose, ja totalitäre Sprache.

    Und wenn Architektin Hanada zitiert wird mit den Worten „Ich finde Beton zukunftsweisend“, muss sie sich einen Seitenhieb auf dessen Umweltbilanz schon gefallen lassen. Für den primitiven Baukörper, den sie da entworfen hat, wäre diese Bauweise nicht notwenig gewesen.

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