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Rosa Röhre: neues Buch über Ludwig Leos Umlauftank

Ludwig Leos Umlauftank der TU Berlin wurde vom lange vernachlässigten technischen Objekt zum ikonischen Denkmal – erst Recht nach der Sanierung mithilfe der Wüstenrot Stiftung. Ein neues Buch (natürlich in blau-rosa) gewährt mit den Originalplänen sowie Fotos von Bau, Betrieb und Sanierung seltene Einblicke.

01.07.20203 Min. Kommentar schreiben
Enigmatisches Wahrzeichen der Hauptstadt: Ein bemerkenswertes Buch erzählt die Geschichte des Architekten Ludwig Leo anhand seines wichtigsten Bauwerks, des Umlauftanks auf der Schleuseninsel.

Rund 50 Männer in grauen Anzügen und fünf Frauen blicken in die Kamera, die Sonne scheint, es wird geraucht. Im Juni 1972 wird auf der Schleuseninsel im Landwehrkanal in Berlin-Charlottenburg Richtfest gefeiert. In zweiter Reihe steht Ludwig Leo, abgewandt, ins Gespräch vertieft.

Anhand zahlreicher historischer Fotografien erzählt der bei Spector Books von der Wüstenrot Stiftung herausgegebene Band „Ludwig Leo: Umlauftank 2“ von einem Berlin, „das erstaunlich weit zurückliegt und heute – vor dem Hintergrund des neuerlichen Konservatismus in der Berliner Architektur seit 1989 – zunehmend als Sehnsuchtsort einer experimentellen Spätmoderne begriffen wird, die aus dem Lokalen heraus wirkte und dabei internationale Maßstäbe zu setzen vermochte“. So heißt es in der Beschreibung der Ausstellung „Architektur als Experiment“, die parallel zur Buch-Publikation eröffnen sollte, jedoch coronabedingt verschoben werden musste. Angesichts des ebenso ansprechend gestalteten wie fundiert recherchierten Buchs sei der neue Ausstellungszeitraum vorgemerkt: 24. September bis 25. Oktober.

Schmückt jedes Buchregal: Das Cover hat Siyu Mao gestaltet.

Ludwig Leo, der 2012 im Alter von 88 Jahren verstarb, gilt als einer der eigenwilligsten, ungewöhnlichsten deutschen Architekten der Nachkriegszeit. Sein Werk umfasst nur neun Projekte, darunter etwa eine Kindertagesstätte und eine Sporthalle in Charlottenburg. Das Buch stellt sie vor, ebenso wie ausführlich seine wichtigsten utopischen Bauten, die beide mit Wasser zu tun haben: Der an eine Raketenabschussrampe erinnernde Tauchturm der Bundeslehr- und Forschungsstätte der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Berlin-Spandau und der Umlauftank.

Der Strömungsumlaufkanal der Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau der Technischen Universität Berlin ist eine leuchtend-kobaltblaue Stahlkonstruktion, durch die eine „fette rosa Made“ (Deutschlandfunk) kriecht. Das 120 Meter lange Umlaufrohr wird im Volksmund höflicher „Rosa Röhre“ genannt. Das Buchdesign nimmt die charakteristischen Farben und Formen mit dem schönen Cover und kapitelabgrenzenden Zwischenseiten auf und gibt mit zahlreichen frühen Entwurfsvarianten und Modellen, Fotos und analytischen Texten Einblicke in die Planungsgeschichte des im Grenzbereich zwischen Architektur, Industriebau, Maschine und wissenschaftlichen Gerät verorteten Bauwerks sowie die Reaktionen, die seine Fertigstellung 1974 hervorrief.

Zu den Autoren gehört etwa Dr. Gregor Harbusch, Architekturhistoriker und Architekturjournalist, der seine monografische Dissertation über Ludwig Leo verfasste und gemeinsam mit BARarchitekten den Blog Ludwig Leo Research betreibt. Interviews, unter anderem mit den Architekten HG Merz von dem mit der Sanierung beauftragten Architektenbüro und Philip Kurz (Wüstenrot Stiftung), erzählen von den Herausforderungen der Instandsetzung der denkmalgeschützten Forschungseinrichtung und vom Umgang mit jungen Denkmalen. Das Buch ist eine geradezu liebevolle Verneigung vor einer Ikone der Moderne, die auch in Zukunft zu Forschungszwecken genutzt wird – und vor ihrem Architekten.

Mehr über die Funktion und die Sanierung des denkmalgeschützten Umlauftanks lesen Sie hier auf DABonline, inklusive Bildergalerie.

Wüstenrot Stiftung (Hrsg.)
Ludwig Leo: Umlauftank 2
Spector Books, 2020
290 Seiten, deutsch und englisch, 28 Euro

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