Von Fabian P. Dahinten
In Deutschland begleiten viele Architekten vom ersten Bleistiftstrich bis zur Fertigstellung alle Leistungsphasen eines Bauprojekts. International hingegen ist dies nicht üblich. Als „Design Architect“ decken internationale Architekten nur die Hälfte oder deutlich weniger von dem ab, was ein deutscher Architekt können und verantworten muss, schätzt Christoph Ingenhoven: „Die anderen reisen mit viel leichterem Gepäck“. Das heißt aber nicht, dass es beim Berufsstart auf internationalem Parkett nichts zu lernen gäbe. Im Gegenteil.
„Große weite Welt“ oder „Klein, aber mein“?
Beim vierten Vernetzungstreffen von nexture+ Anfang November riet Christoph Ingenhoven jungen Menschen, für eine Zeit ins Ausland zu gehen, um andere Herangehensweisen an Architektur kennenzulernen, um sich in einem völlig neuen Umfeld als Architekt*innen zu beweisen. Bei Christoph Ingenhoven selbst lief es beim Berufsstart seinerzeit andersherum. Zunächst die Gründung des eigenen Büros ingenhoven architects in Deutschland. Dann kamen die Aufträge aus dem Ausland: „Wir konkurrieren mit Firmen aus der ganzen Welt.“
Christoph Ingenhoven: internationale Erfahrungen
Sein Fazit: „Berufseinsteiger sollten früh lernen sich über Deutschland hinaus durchzusetzen.“ Berufspraxis zu sammeln, bringe einen viel schneller voran und ginge am besten in einem mittleren oder großen Büro, so Christoph Ingenhoven, denn dort habe man die Möglichkeit Dinge zu tun, an die man sonst nicht herankommen würde. Deshalb plädiert der Architekt nicht vorrangig für den Weg der Selbstständigkeit.
Den Bogen von der Weltbühne zurück spannte Max Otto Zitzelsberger, ein junger selbstständiger Architekt in München und Kneiting sowie Juniorprofessor an der TU Kaiserslautern. Er machte sich ähnlich wie Christoph Ingenhoven direkt zum Berufsstart selbstständig und baute zunächst kleine private Bauaufträge wie ein Hühnerhaus oder den „Heustadl“.
Max Otto Zitzelsberger: lokal verwurzelt
Max Otto Zitzelsberger gab im Gegensatz zu Ingenhoven zu bedenken, dass das internationale Parkett sicher nicht für alle etwas wäre und er sich in seinem regionalen Kontext mit allen Leistungsphasen sehr wohl fühle. „Schlussendlich muss jeder junge Architekt, jede junge Architektin für sich selbst beantworten, wo er/sie hin will“, fasste Max Otto Zitzelsberger zusammen.
Mir hat diese Diskussion einmal mehr gezeigt, dass es den einen Weg nach dem Studium nicht gibt. Die Architekturwelt ist sehr vielfältig, damit sind es auch die Perspektiven und Optionen. Was aber mir und sicherlich vielen hilft, um den eigenen Weg beim Berufsstart zu finden, sind genau solche Diskussionen, bei denen konkrete Erfahrungen mitgeteilt werden.
Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt startet nun ins Berufsleben und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture +.
Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.
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