Von Fabian P. Dahinten
Egal in welchem Sozialen Medium, komme ich neben dem neuen Lockdown an einem Thema nicht vorbei: der Petition von architects4future namens „Bauwende JETZT!“. Um herauszufinden, was in der Petition genau gefordert ist und ob ich sie unterschreiben sollte, habe ich mit Mauritz Renz von architects4future gesprochen.
Generell bin ich selbstverständlich für eine nachhaltige Bauindustrie: Sie spielt eine relevante Rolle auf dem Weg, die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Außerdem werde ich in 40 Jahren vielleicht die Sanierung von Gebäuden planen, die gerade entstehen. Es wäre also schön, wenn wenige oder gar keine Giftstoffe darin verbaut werden und beim Aufbau auch der Rückbau schon berücksichtigt wird.
Wo ist die Grenze zwischen Utopie und Realismus?
Speziell frage ich mich schon länger, ob es nicht sinnvoll wäre, bei Bauanträgen größerer Gebäude das Nutzungsszenario für zwei Nutzungsarten zu fordern. So wäre sichergestellt, dass die Grundstruktur des Gebäudes schon von Beginn an für eine Umnutzung geeignet ist. Wenn dann die Bauteile nicht untrennbar verklebt sind, sondern sich auch mit vertretbarem Aufwand trennen und zurückbauen lassen, hätte ich in 40 Jahren einen deutlich leichteren Job.
Dennoch zähle ich mich zur Fraktion der Realisten. Es braucht Veränderung – aber bitte ohne Umsturz des Systems. Und bitte mit einer Geschwindigkeit bei der Gesellschaft und Wirtschaft mitkommen. Zu radikale Forderungen sind für mich meist nicht mehr als Utopien. Wie weit geht also architects4future? Möchte ich dort unterschreiben?
Die Petition von architects4future konnte punkten
Mit einem Anteil von 40 Prozent an den CO2-Emissionen in Deutschland sei die Baubranche eines der Schwergewichte unter den Klimatreibern, erzählt mir Mauritz von architects4future. Daher sei „Bauwende JETZT!“ mit 14 anderen aus über 300 Petitionen auf dem Demokratie-Festival von FridaysforFuture ausgewählt worden: Die Bewegung trägt diese Petition mit.
Als Mauritz mir die sieben Forderungen von architects4future erläutert, sehe ich viele Parallelen zu meiner Haltung, die ich selbst als zukünftiger Architekt in meinem Studium entwickelt habe. Es sind Aspekte, die stärker in der Praxis Einzug finden sollten.
Architects for Future sind nicht allein
Im Büro habe ich mittlerweile schon gelernt, dass es viele Hürden gibt, wenn man als Architekt*in oder Bauherr*in den Fokus auf Nachhaltigkeit legen möchte: Oft fehlen einfache Planungstools oder es steht in keinem wirtschaftlichen Verhältnis. Daher braucht es politische Rahmenbedingungen, die es uns als Architekt*innen ermöglichen, nachhaltiger zu planen. Auch Hochschulen sollten nachhaltiges Bauen noch stärker in der Grundlehre verankern.
Ganz allein ist architects4future mit seinem Anliegen übrigens nicht. So hat die Bundesarchitektenkammer mit der DGNB die Phase Nachhaltigkeit initiiert. Im DAB wurden die derzeitigen Klima-Initiativen porträtiert. Letztendlich habe ich die Petition von architects4future unterschrieben – voller Überzeugung.
Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt startet nun ins Berufsleben und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture +.
Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.
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