Von Heiko Haberle
Die internationale Architektur-Plattform „Transfer“ (mit Sitz in der Schweiz) hat 2019 erstmals einen Wettbewerb für Architekturvideos veranstaltet. Über 300 Beiträge aus mehr als 50 Ländern wurden eingereicht. Auf der Website www.transfer-arch.com beeindrucken insgesamt 29 Videos zu Einzelgebäuden, Landschaft und baulich-gesellschaftlichen Phänomenen.
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Architecture Video Award Sieger: Botschaft als Geisterhaus
Der Siegerfilm „Embajada de Brasil“ des in Madrid und Mexico City arbeitenden Künstlers Luis Úrculo (www.luisurculo.com) ist zugleich eine ungewohnte aber beeindruckende Art der Architekturpräsentation für die chilenisch-spanischen Ipiña + Nieto Arquitectos. Deren Umbau der brasilianischen Botschaft in Santiago de Chile wird im Film wie von Geisterhand enthüllt. Dabei entwickelt die sich langsam zurückziehende Malerfolie ein Eigenleben. Sie wird zunächst von einem leichten Windzug bewegt, wabert wie Rauch über den Boden und zieht sich schließlich zurück – fließt dabei wie Wasser Treppen und Wände herunter oder durch ein Loch im Boden – bis die Architektur schließlich befreit ist.
Barcelona-Pavillon in Weiß
Die Fotografin Adrià Goula zeigt in “Mies missing Materiality”, wie das Künstlerduo Anna und Eugeni Bach dem Barcelona-Pavillon jede Materialität nimmt und eine völlig andere Raumwirkung erzeugt: Sie überkleben Wände, Böden, Stützen und Fensterrahmen mit weißer Folie! Auch hier ist das Freilegen der Architektur darunter am Ende ein besonderer Moment.
Architektonische Detektivarbeit
Das Londoner Team von Forensic Architecture um Eyal Weizman liefert mit “The Killing of Rouzan Al-Najjar“ im Gazastreifen ein Beispiel für seine Arbeitsweise: Durch die Verortung von Videos und Fotos aus Presse und Social Media in virtuellen Architekturmodellen werden Kriminalfälle und Menschenrechstverletzungen nachgestellt und dabei nicht selten offizielle Darstellungen zum Tathergang ins Wanken gebracht – so auch im Fall eines NSU-Mordes in Kassel.
Landschaften von Menschenhand
Der Leipziger Videokünstler Thadeusz Tischbein verändert in “Landshape #1” unseren Blick auf Landschaft und Natur. Aus der Luft filmt die Kamera frontal landwirtschaftliche Felder ab: Natur wird zur minimalen, strengen, linearen Grafik. In “The Forest Underneath” stellt Paolo Patelli Bilder aus dem Hambacher Forst dem nahen Tagebau gegenüber, wo Braunkohle gefördert wird – die Überreste eines anderen Waldes.
Bye Bye Brutalismus
Einen posthumen letzten Besuch in einer inzwischen abgerissenen Ikone des Brutalismus ermöglicht “Just a car park” von Joe Gilbert, der das Parkhaus an der Londoner Welbeck street (unweit der Oxford street) von Michael Blampied and Partners in poetischen Schwarz-Weiß-Bildern einfängt.
Hier finden Sie alle 29 Videos aus der Endauswahl des Transfer Architecture Video Awards. Und hier gibt es weitere Filmtipps zum Thema Architektur in Mediatheken und Streaming-Diensten.
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