Robert Anton widmete sich dem Altenburger Schlosspark in Thüringen. (Klicken für mehr Bilder)
Vergangene Woche fand in Leipzig die denkmal 2022 statt. Neben zahlreichen Ständen waren auf der Messe auch studentische Entwürfe zu bestaunen. Diese Arbeiten entstanden im Rahmen der Messeakademie, einem studentischen Architekturwettbewerb, der im Vorfeld der denkmal 2022 ausgerichtet worden ist. Die Arbeiten der Studierenden zeigen, wie überraschend wandlungsfähig schützenswerte Baudenkmale sein können, wenn man mit kreativen Ideen an sie herangeht.
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Realistische Planungsaufgabe Denkmal
Der Studierendenwettbewerb, der unter dem Leitsatz „Entwerfen im historischen Umfeld – Altbau.Umbau.Neubau.“ stand, suchte nach Konzepten und Lösungen zur Nutzung wertvoller denkmalgeschützter Bausubstanz. Die Landesämter für Denkmalpflege in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben für die Bearbeitung reale Projekte herangezogen. Gerade das macht die Aufgabe für Studierende attraktiv. Aus knapp 50 Einreichungen wurden in einer Jurysitzung – von der ich als Mitglied in meiner nächsten Kolumne berichten werde – erst die besten zehn und am Ende drei Sieger:innen herausgefiltert, unter denen das Preisgeld von 1.500 Euro gleichmäßig aufgeteilt wurde. Hier nun zunächst ein Blick auf die zehn besten Entwürfe der Studierenden für die realen Gebäude.
- Thüringen: Altenburger Schlosspark
- Sachsen-Anhalt: Schachtanlage „Paul II“
- Sachsen: Schloss Schnaditz
- Brandenburg: Schloss Senftenberg
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Thüringen: Altenburger Schlosspark
Im Zentrum der Entwurfsaufgabe stand die Suche nach einem geeigneten Konzept für ein neues Depot- und Werkstattgebäude. Dieses soll auf der Fläche der Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Remisen nördlich des herzoglichen Marstalls entstehen.
Die Arbeit des Preisträgers dieser Aufgabe, Robert Anton (Bauhaus-Universität Weimar), besticht durch seine klare interne Struktur sowie durch feine Bezugnahmen auf die historischen Elemente des Ortes. Der Baukörper ordnet sich als Nebengebäude korrekterweise dem Marstall unter. Gerade die fein ausgearbeitete Fassade überzeugt dadurch, dass sie die streng gerasterte interne Tragkonstruktion ablesbar macht und auch Anklänge der funktionalistischen Architektur nach Vorbild des Marstalls verarbeitet.
Eine architektonisch ebenfalls selbstbewusste, aber streitbare Antwort lieferten Gregor Hilpert und Marvin Hugo (Universität Kassel) mit ihrem Entwurf: Der Baukörper reagiert folgerichtig auf die Präsenz des Marstalls mit einer hofseitig bogenförmigen Modellierung, die dem neuen Depot- und Werkstattgebäude eine unverkennbare Kubatur verleiht. Als Baumaterial haben sie Lehm verwendet, der das Gebäude zugleich ruhig wie auch offensiv monumental wirken lässt.
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Sachsen-Anhalt: Schachtanlage „Paul II“
Vom Braunkohletiefbau, der zwischen 1860 und 1947 im Zeitz-Weißenfelser Revier betrieben wurde, zeugen heute ungenutzte Überreste wie zum Beispiel der Förderturm der Schachtanlage „Paul II“. Für die Tagesanlage galt es nun, Ideen zur hochbaulichen Sicherung und der innovativen, aber geschichtsbewussten Nachnutzung für das Denkmal zu finden.
Die Preisträgerin Mara Ludchen (Hochschule Trier) legt mit ihrem Entwurf „Paul II – ein Ausflugsort“ vier kleine Interventionen vor, die den abgelegenen Standort in ihrer Gesamtheit neu aktivieren: Die Anbindung an den Recarbo-Radweg, eine geschichtliche Ausstellung, Übernachtungsmöglichkeiten und ein gastronomisches Angebot. Die bestehenden Bauwerke werden zurückhaltend ertüchtigt und bewahren den Ort als landschaftliche Markierung.
Weitere Studierende schlugen in Anlehnung an die historische Verbindung mit der Energiegewinnung vor, den Standort innovativ als Energielandschaftspark oder Energieforum zu nutzen, der im Denkmal Platz für Forschung, Entwicklung und Bildung bietet.
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Sachsen: Schloss Schnaditz
Yaning Zhao (TU Dresden), Preisträgerin für den Entwurf in Sachsen, fokussiert ihr Nutzungskonzept auf die besondere Bedeutung des 1226 erstmals erwähnten Schlosses als bauliches Kulturgut und Denkmal. Durch eine phasenweise Implementierung von Kunsthandwerk, Ausstellungsfläche bis hin zum Gästehaus kann sich das Denkmal in Zukunft zum touristischen Anziehungspunkt entwickeln und schrittweise saniert werden. Architektonisch passend ergänzt sie den Bestand mit neuen Holzbauten, die Tagungs- und Seminarräume beherbergen.
Auch der zweite bemerkenswerte Entwurf von Florian Meissner (Bauhaus-Universität Weimar) überzeugt durch eine sehr intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte des Schlosses. Er differenziert zwischen dauerhaften und temporären Nutzungen, wobei er sie Hand in Hand mit den denkmalpflegerischen Belangen im Alt- und Neubau denkt.
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Brandenburg: Schloss Senftenberg
Von Burg über Schloss bis Festung und Museum hat das Schloss Senftenberg schon einige Nutzungsänderungen und äußerliche Wandlungen durchlaufen. Mit einem denkmalgerechten Ausstellungsbau soll dem Ensemble nun im Innenhof eine neue Zeitschicht hinzugefügt werden.
Kontrovers diskutiert, überzeugte die mit einer Anerkennung ausgezeichnete Arbeit von Lisa Goldhahn (Bauhaus-Universität Weimar) durch die Neuinterpretation der Motive eines Festungsbaus in Grundriss und Ansicht sowie des Themas von Mauer und Wall, was sich an der äußeren Erscheinung ablesen lässt. Die innenräumliche Komplexität schafft spannende interne Blickbezüge und Ausblicke.
So auffällig der Entwurf von Lisa Goldhahn für das Denkmal ist, so zurückhaltend verhält sich die zweite, anerkannte Arbeit von Emil Johannes Rohde und Emilio Braune (Bauhaus-Universität Weimar). Ein zweigeschossiger Baukörper, der sich von der Höhenentwicklung und Setzung an seiner direkten Umgebung orientiert, überzeugt durch innenräumlich gut proportionierte Räume. Er bedient sich in der Fassade dem vorgegebenen Vokabular des Nachbargebäudes und setzt dies sicher um.
Denkmal denken ist spannend
Die Erhaltung und Nachnutzung von Denkmälern ist nicht nur vor dem Hintergrund der Ressourcenschonung, sondern vor allem der identitätsstiftenden Bedeutung für die Region wichtig. Der Studierendenwettbewerb rund ums gebaute Denkmal zeigt, wie unterschiedlich eine denkmalgerechte Reaktivierung aussehen kann und wie vielfältig und spannend die Auseinandersetzung mit dem Baubestand ist. Außerdem ist es schön zu sehen, wie die Jungen den Alten zeigen, wie man aus Altem etwas Neues gemacht.
Johanna Lentzkow absolvierte ihren Bachelor an der Hochschule Darmstadt und setzt nun ihr Architekturstudium an der Technischen Universität in München fort.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Johanna Ziebart und Lorenz Hahnheiser.
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