Mit dem Fuß auf dem Gaspedal fahren wir auf eine Wand zu: die weltweit zunehmenden Auswirkungen der Klimakrise. Das Gaspedal ist der Ressourcenverbrauch, den unsere Gesellschaft fortwährend an den Tag legt. Die Studiengänge der Planungsberufe berücksichtigen zwar hier und da Aspekte der Nachhaltigkeit, der inhaltliche Input könnte in dieser Hinsicht jedoch intensiver sein. Viel Zeit und Fleiß der Studierenden vergehen mit weniger zukunftsgerichteten Tätigkeiten.
„Wenn ich mich stundenlang mit Strichstärken befasse, dann stelle ich mir schon die Frage, ob ich die Zeit nicht besser hätte investieren können“, sagt Karen Schäfer. Die Architekturstudentin ist im Kampf gegen die Klimakrise aktiv. Das Engagement parallel zum Studium zu bestreiten, stellt eine Herausforderung dar. Worin man seine Zeit investiert, wird zu einer Frage der Prioritäten. Weil in Klimafragen die Zeit ausgeht und man eigentlich schon gestern konsequenter hätte handeln müssen, ist der Aktivismus parallel zum Studium für sie nicht verhandelbar. Universitäres muss im Zweifel effizienter angegangen werden, um Zeit freizumachen.
Wirksamer Aktivismus dank persönlicher Architektur-Expertise
Erst waren es nur Petitionen, die sie unterschrieben hat, dann hat sie ein Bürger:innenbegehren und Demos mitorganisiert. „Das Thema muss unignorierbar platziert werden“, so Karen Schäfer, „denn für viele hat der Klimaschutz immer noch kaum Stellenwert im Alltag“.
Als angehende Architektin ist ihr der Handlungsbedarf in der Baubranche mehr als bewusst. Sie ist Teil der Architects for Future und wirkt als Juniormitglied in der kürzlich neu gewählten Vertreter:innenversammlung der niedersächsischen Kammer. Ihren Aktivismus verbindet sie so inzwischen auch mit dem angestrebten Beruf. Mit architektonischer Expertise können sich Mitglieder unserer Branche für den Umweltschutz stark machen und klimafreundlicheres Bauen ermöglichen. „Abrisse zum Beispiel müssen immer hinterfragt werden und dürfen nicht einfach als gängige Praxis hingenommen werden“, findet Karen Schäfer.
Laute Stimme einer großen Masse
Man muss die Hebel der eigenen Branche betätigen und darüber hinaus den gesamtgesellschaftlichen Horizont im Blick haben. In diesem Sinne ist Karen Schäfer mit einigen Kommiliton:innen am verregneten Januarwochenende nach Lützerath gefahren, um gegen den Kohleabbau zu demonstrieren, dem das Dorf zum Opfer fallen soll. Die Mehrheit der Deutschen sieht den Handlungsbedarf beim Klimaschutz als groß bis sehr groß. Dieser Mehrheit eine laute Stimme zu verleihen, sehen die 35.000 Demonstrierenden als ihre bürgerliche Pflicht. Das Dorf konnte nicht gehalten werden. Die Sinhaftigkeit und Wirkung der Proteste übersteigt dennoch bei Weitem sorgfältig gesetzte Strichstärken.
Lorenz Hahnheiser hat sein Bachelor-Architektur Studium an der Leibniz Universität Hannover abgeschlossen, nutzt die Zeit vor dem Master für erste Bauerfahrungen und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten und Johanna Ziebart.
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