Nach dem Abi war ich sehr planlos, was ich einmal beruflich machen möchte. Es folgten eine Zeit im Ausland, zwei verschiedene Studiengänge sowie das stetige Gefühl, im falschen Studium zu sein. Die unbewusste Suche nach dem Job, in dem ich voller Leidenschaft arbeiten möchte, hielt an – bis meine Pinterest-Seite mich eines Tages auf eine Idee brachte. Etwas verwundert stellte ich fest, dass mein vermeintliches „Garten“-Board mit Parks, Dachbegrünungen, Fassadengrün, Pflanzenkombinationen aber natürlich auch Garteninspirationen gefüllt war. Dies waren definitiv alles grüne Orte aber nicht ansatzweise alles Gärten.
Diese Erkenntnis hinterließ mich nun mit der Frage, ob es überhaupt einen Job gäbe, der das alles miteinander verbinden würde. Ich weiß, wie ich damals Menschen erzählt habe, mein Traumjob sei „das, was in meinem Pinterest ist“ aber das gäbe es ja nicht – wäre ja zu schön. Die innere Unruhe auf der Suche nach diesem Job, der die Inhalte des Pinterest-Boards miteinander verbinden würde, endete in einer Google-Suche mit der Frage: „Was muss man studieren, um Parks zu designen?“
So wichtig – und so unbekannt
So stieß ich zum ersten Mal auf die Landschaftsarchitektur. Aus meiner heutigen Sicht ist dies ist ein riesiges Problem. Wie kann es sein, dass eine so zukunftsrelevante Branche so unbekannt ist?! Wenn ich heute jemandem erzähle, dass ich Landschaftsarchitektur studiere, wird das entweder als Garten- und Landschaftsbau interpretiert oder es kommt nur „Architektur“ bei meinem Gegenüber an. In allen Fällen muss ich erst einmal erklären was Landschaftsarchitektur beinhaltet und wie wichtig unsere Disziplin für die Klimaanpassung der Städte ist.
Natürlich kann die Landschaftsarchitektur auch Gärten entwerfen und gestalten. Aber wir machen so viel mehr. Kürzlich habe ich einen Beitrag bei Arte gesehen „Retten Städte die Welt – 42 Die Antwort auf fast alles“. Laut dieser Doku braucht die Stadt der Zukunft:
- „viel Grün“ = Arbeitsbereich der Landschaftsarchitektur
- „Wasserflächen“ = teilweise Arbeitsbereich der Landschaftsarchitektur
- „energieeffiziente, am besten selbstversorgende Wohnblöcke“ = Architektur und Energieplanung, aber bei Fassaden- und Dachbegrünung auch Landschaftsarchitektur
- „Frischluftschneisen“ = Stadtplanung, Ausgestaltung aber Arbeitsbereich der Landschaftsarchitektur
- „wenig Autos“ = die freiwerdenden Flächen werden teilweise Arbeitsbereich der Landschaftsarchitektur
- „öffentlicher Raum für Fußverkehr“ = Ausgestaltung ist Arbeitsbereich der Landschaftsarchitektur
Landschaftsarchitektur muss bekannter werden
Was heißt das für uns? Wir müssen bekannt werden! Jedes Kind, das die Schule abschließt, sollte wissen, wer den Spielplatz oder den Park nebenan entworfen hat.
Wir haben nicht mehr die Zeit, jedem Menschen unsere Disziplin zu erklären. Wir zupfen weder Unkraut im Garten noch entwerfen wir Gebäude. Wir sind auch nicht „das bisschen grün außerhalb der Gebäudegrenze“. Wenn wir es ernst damit meinen, dass wir unsere Städte an den Klimawandel anpassen wollen und den Wärmeinseleffekt der Städte reduzieren wollen, dann müssen wir jetzt zusammenarbeiten.
Landschaftsarchitektur ist mehr als nur „ein bisschen Grün“
Wenn wir die Landschaftsarchitektur und die Architektur nicht als konkurrierende Disziplinen sehen, sondern das große Potenzial der Zusammenarbeit, dann kann auch die Baubranche ihre Image als Klimakiller ablegen. Dafür müssen wir alle aber respektieren, dass Landschaftsarchitektur mehr als nur „ein bisschen Grün“ ist.
Wir können es uns als Disziplin Landschaftsarchitektur auch nicht mehr leisten, die kleine Schwester zu sein, die stumm in der Ecke steht. Um bekannt zu werden, müssen wir lauter werden und für unsere Interessen kämpfen. Sonst wird es schwierig, unsere Städte an den Klimawandel anzupassen und lebenswerter zu machen.
Es gibt viel zu tun – packen wir es an!
Luisa Richter absolvierte ihren Bachelor in der Landschaftsarchitektur an der Technischen Universität Berlin und studiert dort nun im Master weiter. Sie engagiert sich in der Bundesfachschaft Landschaft.
Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Fabian P. Dahinten, Johanna Lentzkow und Lorenz Hahnheiser.
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