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Zurück Nachwuchs-Kolumne #145

Gesundheit! Architektur kann richtig gut tun

Unser Wohlbefinden wird von der gebauten Umwelt geprägt: Dieser Gedanke steht hinter dem Architecture for Health Student Award und hinter den Siegerentwürfen

Von: Lorenz Hahnheiser
Lorenz Hahnheiser schreibt über die Architekturlehre an den Unis, architekturpolitische...

22.03.20233 Min. Kommentar schreiben

 

Industrieproduktion und Büroarbeit, Bildung und Eventlocations – oder auch Gesundheit: Entwerfer:innen arbeiten sich regelmäßig in neue Themenfelder der Architektur ein. In der Regel gelingt das, selbst wenn man bis dahin noch keinen persönlichen Kontakt mit dem spezifischen Thema hatte. Mit dem Vorwurf konfrontiert, er könne als alkoholfrei lebende Person doch keine Brauerei entwerfen, erwiderte Kersten Geers bei einem Vortrag, er habe auch nicht sterben müssen, um ein Krematorium zu entwerfen. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Entwurf ist natürlich trotzdem notwendig und umso wichtiger, je mehr auf dem Spiel steht.

Entwerfen für die Gesundheit beispielsweise muss also besonders gut durchdacht sein und fordert mehr als ein gutes Einfühlungsvermögen. Die Architektur-Psychologin Tanja C. Vollmer beschreibt, dass je nach Gesundheitszustand und Krankheitsbild Raum, Farbe und Gestalt anders empfunden werden. Erkenntnisse aus der psychologischen Forschung geben uns zum Glück die Möglichkeit Entwurfsentscheidungen nach wissenschaftlichen Standards auszurichten und evidenzbasiert zu entwerfen.

Gesundheit als Leitfaden der Architektur

Gesundheit ist „ein Zustand vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen“, definiert die WHO. Solange man nicht krank ist, nimmt man Gesundheit gern als selbstverständlich hin. Wie fragil dieser Zustand ist, hat die Pandemie schmerzhaft spürbar gemacht. Wir Menschen sind auf eine aufmerksam gestaltete Umwelt angewiesen, damit dieses Wohlbefinden eintreten kann. Um dahin zu kommen braucht Gesundheit als Entwurfselement der gestaltenden Disziplinen einen hohen Stellenwert. Darum verleiht das European Network Architecture for Health den Architecture for Health Student Award. Die diesjährigen Gewinner:innen wurden im Januar bekannt gegeben. Die prämierten Projekte verfolgen grundlegend unterschiedliche Ansätze einer „gesunden“ Architektur:

Selbstwirksamkeit und Nachhaltigkeit für Patient:in und Personal

Einer der beiden ersten Preise geht an He Haonan, der in einem futuristischen Szenario einen flexiblen sozialen Wohnungsbau für Hongkong konzipiert. Voraussetzung für Gesundheit ist, so die dahinterstehende These, dass man sein Lebensumfeld so gestalten kann wie man es je nach Lebenslage braucht. Die selbstwirksame Flexibilität erinnert etwas an das Projekt Grundbau und Siedler der BeL Sozietät für Architektur, führt den Gedanken idealisiert aber bis in den Städtebau fort.

Den zweiten Ersten Preis gewinnt Jennifer Keßler mit ihrem Projekt „Until the End“. Das in Materialkreisläufe eingebettete Hospiz verspricht einen Lebensausgang in der Mitte der Gesellschaft.

Das Gesundheitswesen durch Architektur gesund machen

Auf eigene Faust nähert sich die mit dem dritten Preis ausgezeichnete Einreichung dem evidenzbasierten Entwerfen für mehr Gesundheit. Aufbauend auf persönlichen Erfahrungen einer Kranken entwirft Niels Geerts ein Krankenhaus aus Perspektive der Patientin.

Einem sehr intelligenten Twist folgen Ebba Barkfors und Jennie Bergman mit „A (S)Pace for Rest“. Die Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern sind hart, laugen aus und können krank machen. Wie soll man gesund werden, wenn es schon dem Personal, das einen pflegt, nicht gut geht? Um diesem Missstand zu begegnen, stellt der Entwurf eine Reihe an stressreduzierenden Eingriffen vor und sorgt damit für ein gesünderes Umfeld.


Lorenz Hahnheiser hat sein Bachelor-Architektur Studium an der Leibniz Universität Hannover abgeschlossen, nutzt die Zeit vor dem Master für erste Bauerfahrungen und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team, weitere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten und Luisa Richter.

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