Dieses Editorial ist unter dem Titel „Wohl und Wehe“ im Deutschen Architektenblatt 04.2024 erschienen.
Bauen ist per se eine nützliche Kunst. Es ist jedoch ein offenes Geheimnis, dass diese Kunst je nach Bauaufgabe mit mehr oder weniger Feingefühl betrieben wird. Gerade Nutzbauten sind sozusagen am Ende der ästhetischen Nahrungskette.
Ein Blick auf unsere Dörfer und Städte – und vor allem deren Industriegebiete – verdeutlicht dies nur zu schmerzlich. Schlimm ist das nicht nur für die Allgemeinheit, die die oft unübersehbaren Bauten in ihrem öffentlichen Raum stehen hat, sondern fast noch mehr für die Menschen, die in solchen Arbeitsumgebungen täglich viel Zeit verbringen.
Gute Architektur lohnt sich auch im Gewerbegebiet
Umso mehr freut man sich über die rühmlichen Ausnahmen, in denen Bauherren der Wert einer gut gestalteten Betriebsstätte klar war. Und der ist durchaus auch wirtschaftlich: Wer möchte nicht gerne in der fast sakral wirkenden Luftschiffhalle oder der fein in ein Wohngebiet eingefügten Manufaktur arbeiten? Das Auge bewirbt sich mit, wie der Bauherr der Gabelstaplerhalle begeistert bestätigt.
Doppelter Mehrwert
Je größer die Fabrik, desto schwieriger scheint es jedoch zu werden, architektonischen Anspruch gegen ökonomische Zwänge durchzusetzen. „Architektur ist bei uns Schmuggelware“, sagt Architekt Achim Gehbauer, dessen Mainzer Büro GHBA seit Jahrzehnten die ganz großen Volumen auf dem Tisch hat. Mit ihm und seinem Büropartner sowie seinem Stuttgarter Kollegen von asp, die sich mit eleganten Betriebshöfen einen Namen gemacht haben, sprechen wir über Wohl und Wehe des Industriebaus.
Und wenn alles nichts mehr hilft? Kommt die Feuerwehr, könnte man scherzen. Wie man diese überaus nützliche Funktion nicht nur schön verpackt, sondern durch verschiedenste Mitnutzer vom Bauhof bis zur Kita zu einem doppelten Mehrwert für die Gemeinde entwickelt, lesen Sie hier.
Dr. Brigitte Schulz, Chefredakteurin