Eigentlich wollte die Eigentümerin das 1904 im Grünen Weg in Cuxhaven erbaute Mehrfamilienhaus nur dämmen lassen. Doch als in der Nähe ein Gebäude nicht nur gedämmt, sondern auch mit Fassadenprofilen gestaltet wurde, schien ihr Wunsch möglich zu werden. „Es war immer schon mein Traum, dass das Haus wieder so schön wird wie früher“, sagt Birgit Meyer. Ursprünglich waren die Fassaden mit reichlich Stuck verziert. Den aber ließ ihr Großvater, der die Gründerzeitvilla in den 1950er-Jahren erwarb, dem damaligen Zeitgeist folgend abschlagen und die Fassade mit Sparverblendern versehen.
Die Bauherrin erkundigte sich bei Christian Struß, der schon mehrfach für sie Malerarbeiten ausgeführt hat, ob die Gestaltung mit den Fassadenprofilen auch bei ihrem Haus machbar sei. Der Malermeister setzte sich mit der Firma Brillux in Verbindung, die ein hauseigenes Farbstudio in Hamburg betreibt. Alte Fotos und Zeichnungen sowie die kubische Form, der Zuschnitt und die Gebäudehöhe ermöglichten es dem für den Gestaltungs- und Farb-entwurf zuständigen Farbdesigner Dirk Prilipp, sich ein recht genaues Bild von der einstigen Stuckornamentik zu machen. Daraus ergab sich die Idee, das Gebäude mit Rahmen, Gesimsen, Lisenen und einem bossierten Sockel zu gestalten – alles Formen, die im Profilsortiment des Herstellers enthalten sind.
Zur Entwurfsarbeit von Dirk Pri-lipp gehört auch die 3D-Visualisierung. Sie zeigt die angedachten Profile und die Farbigkeit perspektivisch, macht Oberflächen und Materialqualitäten erfahrbar. Diese 3D-Visualisierung ist zwar zeitaufwendig, sie bietet dem Bauherrn aber eine ziemlich wirklichkeitsnahe Darstellung des Entwurfs. Häufig wird daraufhin erst die Entscheidung für die Realisierung getroffen.
Da die Wiederherstellung der originalen Fassade zu aufwendig geworden wäre, wählte man einen Mittelweg. Wie in der ursprünglichen Gestaltung hat das Haus nun wieder ein komplett umlaufendes Dachabschlussprofil. Die Fenster wurden mit Rahmenprofilen gestaltet. Die senkrechten Lisenen machen das Haus zudem wieder in seiner Kubatur als erfahrbar. Der Sockelbereich im Erdgeschoss wurde durch eine bossierte Gestaltung abgesetzt. Die Farbigkeit ist dem Historismus angemessen und wurde mit verschiedenen hellen Beige-, Grau- und Graubeige-Farbtönen in Kombination mit Weiß neuzeitlich interpretiert.