Dieses Editorial ist unter dem Titel „Wohnraum schaffen“ im Deutschen Architektenblatt 07-08.2024 erschienen.
Auf Wohnungssuche zu sein, war einmal ein Traum. Ich erinnere mich noch lebhaft, wie wir selbst als Studentenpaar mit kleinem Geldbeutel mit leuchtenden Augen eine Wohnung nach der anderen besichtigen durften. Charmant waren diese fast alle, sanierungsbedürftig oft, unbezahlbar nie.
Doch der Wind hat sich gedreht. Die Städte haben inzwischen ihre Bestände verramscht und der Markt hat es gerichtet – bloß eben in seinem Sinne. Über die alte Faustformel, wonach vernünftigerweise nicht mehr als 30 Prozent des Nettoeinkommens in die Warmmiete fließen sollten, können viele nur noch trocken lachen. Oder sie verharren zu fünft in der Zweizimmerwohnung, weil die Familie zwar gewachsen ist, das Einkommen aber leider nicht entsprechend.
Qualität von Wohnungsbau ist nicht zweitrangig
In dieser Situation freut man sich über alles, was bezahlbaren Wohnraum schafft – hier über Schönheit zu sprechen, scheint fast schon absurd. Doch gerade wir Architektinnen und Architekten müssen eine Lanze brechen für ein Recht auf Qualität und Ästhetik auch (und gerade) für Studierende und andere niedrige Einkommensschichten.
In diesem Sinne stellen wir in unserem Schwerpunkt „Wohnen“ vor, was Kolleginnen und Kollegen aus engen Vorgaben herausgekitzelt haben – gemeinsam mit Bauherren, die nicht nur an Rendite orientiert sind. Das sind unter anderen glücklicherweise auch wieder städtische Wohnungsbaugesellschaften. Dass unter ihrem Schirm neben Neubauten auch ansehnliche Nachverdichtungen großen Stils entstehen, dürfte unsertwegen durchaus öfter Nachahmer finden.
Dasselbe gilt für Umnutzungen leer stehender Bauten (die gibt es nämlich auch noch!) zu Wohnen. Wie es für solch potenzielle Abrisskandidaten auch nach Jahrzehnten noch gut ausgehen kann, lesen Sie im Beitrag über zwei sanierte Kasernen.
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