Die Künstliche Intelligenz (KI) ist im Baubereich angekommen – und beeinflusst künftig die Berufspraxis von Architekturbüros. Auch für deren ureigenstes Betätigungsfeld – für den Entwurf und die Planung – werden inzwischen zahlreiche Werkzeuge angeboten.
Wie funktionieren KI-Bildgeneratoren?
KI-Bildgeneratoren nutzen künstliche neuronale Netze, maschinelle Bilderkennung und maschinelles Lernen, um riesige Mengen von Bilddaten zu analysieren, Muster und Zusammenhänge zu erkennen und daraus neue Bildinhalte nach Anwenderwunsch zu generieren. Damit lassen sich unter anderem Design- oder Entwurfsideen entwickeln – etwa für ein Möbelstück, eine Küchen- oder Badeinrichtung oder ein komplettes Gebäude.
Diese kann man als Inspiration für die weitere Entwurfsausarbeitung nutzen, ohne die jeweiligen Objekte skizzieren oder dreidimensional modellieren zu müssen. Die Bandbreite reicht von allgemeinen KI-Bildgeneratoren, bis zu speziell für Architektinnen, Innenarchitekten und Designerinnen zugeschnittenen Lösungen.
Technik, Registrierung und Kosten von KI-Bildgeneratoren
In der Regel nutzt man die Tools direkt online im Browser. Es wird also keine Software installiert, dafür ist eine gute Internet-Verbindung nötig.
Die meisten Tools sind kostenpflichtig und setzen eine Registrierung voraus. Einige bieten, nach einer Anmeldung über ein Google- oder Facebook-Konto, auch eine kostenfreie Testmöglichkeit oder sind komplett kostenfrei (zum Beispiel Craiyon, Deep Dream Generator, Microsoft Designer, Prodia).
Prompting für KI-Bildgeneratoren
Es genügt eine (meist in Englisch zu formulierende) textliche Anweisung, „Prompt“ genannt, was abgebildet werden soll. Soll zum Beispiel ein Stuhl generiert werden, müssen
- das Objekt (chair, armchair etc.),
- ein Designstil (modern, minimalist etc.),
- das Material (wood, leather etc.) und
- die Darstellungsweise (zum Beispiel sketch, rendering etc.) angegeben werden.
Also etwa: „minimalist wooden armchair, rendering“.
Je nach Programm, können teilweise über Schieberegler die Bildgröße, Auflösung und andere Parameter festgelegt werden. Das Bild wird dann in wenigen Sekunden generiert. Entspricht es nicht den Erwartungen, kann man Prompt-Wörter ändern, ergänzen, mit negativen Prompts unerwünschte Bildelemente entfernen (wobei negative Prompts nicht selten als poisitiv missverstanden werden) und sich so schrittweise dem gewünschten Ergebnis nähern.
KI-gestützte Prompt-Generatoren, wie zum Beispiel PromptPerfect oder der ChatGPT Promptgenerator vereinfachen die Suche nach passenden Prompts.
Bild-zu-Bild-Generatoren
Neben Text-zu-Bild-Generatoren gibt es auch Bild-zu-Bild-Generatoren. Sie können neue Abbildungen anhand eines hochgeladenen Fotos oder einer Skizze erzeugen. Diese werden als Vorlage verwendet und mit den gewünschten neuen Inhalten (zum Beispiel neue Objekte, Farben, Materialien, Hintergründe oder Lichtstimmungen) zu einem neuen Bild zusammengesetzt. Fotomontagen oder künstlerische Verfremdungen lassen sich damit ebenso realisieren.
Nicht zielgerichtet nutzbar
Technisch schwächeln einige Lösungen: So lassen sich häufig Materialien nicht gezielt bestimmten Bauteilen zuordnen, Bildbereiche nicht gezielt verändern oder die Ausgabequalität der Bilddaten (Auflösung, Renderqualität etc.) stimmt nicht.
Diese universellen KI-Bildgeneratoren sollten Sie kennen
Dall-E
Der von OpenAI entwickelte Text-zu-Bild-Generator Dall-E arbeitet auf der Grundlage von OpenAIs GPT-3-Modell. Dall-E ist sehr vielseitig und kann realistische Landschaften oder abstrakte Kunstwerke ebenso generieren wie futuristische Architektur. Es ist ist aktuell in der dritten, verbesserten Version kostenfrei, sowie als Plus- und Enterprise-Version ab 20 USD monatlich erhältlich. Dall-E ist aber auch die Basis für den Microsoft Designer (s.u.)
Midjourney
Midjourney ist ein sehr leistungsfähiger allgemeiner KI-Bildgenerator mit sehr hochwertigen Bildergebnissen und verschiedenen Einstellungsmöglichkeiten, wie etwa des Bild-Seitenverhältnisses. Bildvariationen lassen sich ebenso schnell erstellen wie Bildvergrößerungen. Allerdings ist die Bedienung über die Oberfläche des Messaging-Dienstes Discord etwas gewöhnungsbedürftig. Die monatlichen Nutzungsgebühren liegen zwischen 10 und 120 USD.
Microsoft Designer
Dieser auf dem KI-Modell von Dall-E basierende Text-zu-Bild-Generator von Microsoft kann Abbildungen bis zu einer Bildgröße von 1792 x 1024 Bildpunkten anhand in Deutsch formulierter Prompts generieren. Nach einer Anmeldung kann die Software kostenlos genutzt werden. Neben zahlreichen Stilvorschlägen verfügt das Tool allerdings über keine weiteren Einstellmöglichkeiten, außer des Bildformates. Der Microsoft Designer ist auch Teil des umfassenden KI-Pakets Microsoft Copilot.
Stable Diffusion
Stable Diffusion ist ein allgemeiner Text-zu-Bild-Generator, der auch von Archicad als Archicad AI Visualizer für die Erstellung von 3D-Visualisierungen in frühen Entwurfsphasen genutzt wird, generiert Bilder in hoher, fotorealistischer Qualität. Mithilfe einer Prompt-Datenbank können sich Anwender die den KI-generierten Abbildungen zugrunde liegenden Prompts anschauen und daraus eigene Prompts erstellen. Die monatlichen Abo-Gebühren liegen zwischen 7 und 14 USD.
Was können KI-Bildgeneratoren speziell für Architektur?
Speziell für den Baubereich zugeschnittene Bildgeneratoren wie RoomGPT oder LookX.AI können darüber hinaus für Grundriss-Skizzen oder Raumfotos fotorealistische Einrichtungsvorschläge machen. Passend zum gewählten Designstil lassen sich so Räume unterschiedlich einrichten, Farben, Materialien oder Lichtstimmungen variieren.
Teilweise können die Veränderungen auch auf einen zuvor definierten Bildbereich beschränkt werden. So kann man Bildveränderungen gezielter vornehmen – oder sich etwa für eine Baulücke von der KI (mehr oder weniger passende) Vorschläge für die Fassadengestaltung machen lassen.
Die Integration von KI in CAD und BIM beginnt
Architekturspezifische Bildgeneratoren verfügen darüber hinaus über vielfältigere Einstellmöglichkeiten – etwa zu Hintergründen, zur Lichtgestaltung, oder zu Bau- und Designstilen. Teilweise sind Text-zu-Bild-Generatoren oder Bild-zu-Bild-Generatoren in umfassende Lösungen eingebunden, die auch Grundrisse aus Skizzen und daraus per VR-Brille virtuell begehbare 3D-Modelle oder BIM-Modelle generieren können.
Vereinzelt nutzen auch schon CAD-Programme wie Archicad oder Vectorworks KI-Bildgeneratoren, um erste Konzeptideen für eine Raumeinrichtung oder für ein Gebäude zu generieren und diese anschließend zu variieren.
Diese KI-Bildgeneratoren speziell für Architektur sollten Sie kennen
Archi
Archi erzeugt entsprechend eines hochgeladenen Raumfotos und des gewählten Designstils fotorealistische Einrichtungsvorschläge für Wohn-, Schlaf- und Esszimmer, Küche oder Bad. Allerdings stimmen die gewählten Stilrichtungen nicht immer mit den Ergebnissen überein. Zielgruppen sind neben Architekten und Innenarchitekten auch Privatanwender. Die Preise liegen zwischen 19 und 89 USD pro Monat für eine Einzel- oder Teamlizenz.
LookX AI
Der speziell für Architektinnen und Designer entwickelte KI-Generator LookX AI kann sowohl Prompts als auch Skizzen in Renderings oder Bewegtbilder umwandeln. Wenn es mit Modellen oder Architekturstilen „gefüttert“ wird, entwickelt LookX neue Gebäude mit ähnlichen Eigenschaften. Die Vielzahl an Funktionen, Einstellmöglichkeiten und eine Plugin-Option für SketchUp und Rhino macht LookX zu einem vielseitigen und nützlichen Designtool. Zeitlich begrenzt ist LookX kostenlos, ein monatliches oder jährliches Abonnement kostet 20 USD beziehungsweise 199 USD.
PromeAI
Der „Kunstgenerator“ PromeAI verwandelt Skizzen in fotorealistische Renderings – und umgekehrt, macht Bildretuschen, verändert Bildhintergründe oder generiert aus Texten oder Bildern kurze Videoclips. Anwender können dabei Stile und Designkonzepte wählen. Das vielseitige Grafik-Tool enthält auch architekturspezifische Funktionen zur Gestaltung von Innenräumen oder Gebäuden. Die Preise bewegen sich zwischen 19 USD und 79 USD pro Monat. Anwender erhalten zusätzlich monatliche Gratis-Guthaben.
RoomGPT
RoomGPT erzeugt auf der Grundlage eines hochgeladenen Raumfotos mit der aktuellen Einrichtung und eines zu wählenden Einrichtungs-Stiles Ideen für eine Neugestaltung. Der Fokus liegt auf der Raumgestaltung mit Möbeln, Materialien und Farben. Allerdings sind die Gestaltungsfunktionen etwas eingeschränkt. RoomGPT gibt es als Abo: 30 Gestaltungsvorschläge (Credits) kosten 9 USD, 200 Credits gibt es für 29 USD.
Veras
Veras ist ein architekturspezifisches KI-Visualisierungswerkzeug, das als Plugin für Autodesk Revit und Forma, Rhino, Sketchup oder Vectorworks aus 3D-Modellen nicht nur fotorealistische Renderings, sondern auch Gestaltungsvorschläge für Innenräume, 3D-Modelle, Bilder oder einen markierten Bildteilbereich generieren kann. Über Schieberegler lassen sich diverse Einstellungen vornehmen. Ein Abonnement gibt es ab 49 USD pro Monat, für Studenten und Ausbildungsstätten schon ab 24 USD pro Monat.
Yanus
Yanus generiert aus Skizzen fotorealistische Visualisierungen in einer Auflösung bis zu 12K (12.288 x 6.480 Pixel). Das Besondere: Materialien lassen sich einzelnen Bildobjekten gezielt zuordnen, was eine Änderung und individuelle Anpassung maschinengenerierter Designvorschläge erheblich vereinfacht. Die Preise dieses in Deutschland entwickelten KI-Bildgenerators liegen zwischen 49 und 149 EUR pro Monat. Derzeit kann Yanus als kostenlose Alpha-Version getestet werden.
Chancen und Herausforderungen für die Architektur durch KI
Die KI ist längst auch in Architekturbüros eingezogen – und sie wird bleiben. Dass sie kreative Prozesse nicht nur unterstützen, sondern teilweise auch selbst kreativ werden kann, mag für einige beunruhigend, für andere inspirierend sein. Diese unterschiedlichen Reaktionen rief aber auch schon CAD-Software hervor, als sie vor über 30 Jahren in den Architekturbüros Einzug hielt. Die KI kann eine ganze Menge mehr, ist aber letztlich auch nur ein unterstützendes Werkzeug, das richtig eingesetzt werden will.
Spontanität, Genialität, Intuition, künstlerisch-schöpferische Fähigkeiten oder die Einfühlung in Bauherrenwünsche wird die KI (bis auf weiteres) nicht ersetzen können. Auch die Berücksichtigung wichtiger Entwurfsparameter und deren Wechselwirkungen, wie städtebauliche Rahmenbedingungen, der umgebende Bestand, der „Genius Loci“, Raumbeziehungen, Sichtachsen, baurechtliche Vorgaben und so weiter sind (noch) Schwachpunkte von KI-Systemen.
Ungeklärt sind urheberrechtliche Aspekte: Welche Trainingsdaten wurden benutzt und wem gehören eigentlich die KI-generierten Inhalte? Die meisten Anbieter haben Ihren Firmensitz zudem in den USA, was den Datenschutz, Support oder Kontaktmöglichkeiten teilweise einschränkt.
Trotz dieser Schwächen und offener Fragen: die Einsatzpotenziale von KI-Bildgeneratoren sind vielversprechend und werden mittel- und langfristig neben CAD-, Grafik- oder Visualisierungsprogrammen auch die Arbeitsweise von Architekturbüros verändern.
Marian Behaneck ist freier Fachjournalist in Jockgrim (Pfalz), Sophie Ponton ist freie Autorin in Karlsruhe
Mehr Tools und mehr Infos zu KI-Bildgeneratoren
Links und Literaturtipps zu KI-Bildgeneratoren (Auswahl)
- AEC Magazine, Englischsprachige Website mit aktuellen KI-Nachrichten
- Parametric Architecture, Englischsprachige Website speziell zu digitaler Planung
- Handelsblatt KI-Briefing, deutssprachiger wöchentlicher Newsletter über neue Anwendungen, Personen und Hintergründe
- Design und künstliche Intelligenz, Buch über „theoretische und praktische Grundlagen der Gestaltung mit maschinell lernenden Systemen“
- Künstliche Intelligenz im Bauwesen, Buch über Grundlagen und Anwendungsfälle
Weitere KI-Bildgeneratoren (Auswahl)
- BlueWillow
- Craiyon
- DecorMatters
- Deep Dream Generator
- Dreamlike
- Hotpot
- Jasper Art
- Lexica
- Mnml
- NightCafé
- Playground
- Prodia
- Starryai
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