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Zurück Nachwuchs-Kolumne #234

Peter-Joseph-Lenné-Preis: neue Perspektiven zum 50.

In diesem Jahr wurde der Peter-Joseph-Lenné-Preis zum 50. Mal verliehen. Die prämierten Nachwuchsarbeiten zu Berlin, Barcelona und dem Welzower Tagebau verdeutlichen, was den Preis so besonders macht und warum sie mit Lenné zu tun haben. Aber wer waren eigentlich Peter Joseph Lenné und Karl Foerster?

Von: Luisa Richter-Wolf
Luisa Richter-Wolf schreibt über Landschaftsarchitektur an den Unis, im Beruf...

18.12.20246 Min. Kommentar schreiben

Aufgabe A: Autoschneise wird zu grünem Stadtraum

Beim Peter-Joseph-Lenné-Preis war in diesem Jahr die Leipziger Straße in Berlin auf A gesetzt: eine breite Schneise zwischen Hochhäusern, die aktuell statt Aufenthaltsqualität viel Platz für den Autoverkehr bietet. Die beste Lösung für diesen Stadtraum präsentierten Leonie Butterweck und Bastian ten Haaf. Sie entwarfen verschiedene „Pakete“ (Entwurf hier im Video)“, die einerseits durch breite farbige Zebrastreifen getrennt werden und andererseits beide Straßenseiten verbinden.

Charleen Schumacher und Oscar Frederik Jersch bekamen eine Anerkennung für ihren Vorschlag (Entwurf hier im Video), die Leipziger Straße an die nördliche Kante der Häuserschlucht zu verschieben und so in den Süden eine Anbindung an bestehende Grünflächen zu schaffen, um großzügige Freiräume zu entwickeln.

Aufgabe B: Tagebau wird zu erneuerbarer Energielandschaft

In Aufgabe B konnte 2024 Till Pulst überzeugen. Die Aufgabe lautete, ein Gesamtkonzept für einen Teil des Welzower Tagebaus (Entwurf hier im Video) und die angrenzenden Kommunen zu entwickeln. Till Pulst konnte durch die Prozesshaftigkeit seiner Arbeit und die Fortführbarkeit seines Konzepts überzeugen. Bei der Preisverleihung wurde klar, dass die angrenzenden Kommunen starkes Interesse an der Arbeit haben und diese in kommende Entwicklungskonzepte einfließen lassen wollen.

Aufgabe C: Betonplattform wird zum Meerespark

Aufgabe C beschäftigte sich mit der Plattform Maritime in Barcelona. Ziel der Aufgabenstellung war es, die Stadt zum Meer zu öffnen. Hier konnten Moritz Wette und Felix Ridder überzeugen (Entwurf hier im Video). Die beiden Schinkel-Preisträger haben nicht nur den Lenné-Preis für die Aufgabe C erhalten, sondern ebenfalls die Karl-Foerster-Auszeichnung.

Für die Aufgabe C konnte auch Annemarie Henzler mit einer zukunftsweisenden Umdeutung überzeugen: vom ursprünglichen Zoo an dieser Stelle zu einem Biotop. Für ihren Entwurf erhielt sie eine Anerkennung.

ABC: der Peter-Joseph-Lenné-Preis durchbuchstabiert

Der vom Land Berlin ausgelobte Peter-Joseph-Lenné-Preis ist der weltweit größte Nachwuchs-Ideenwettbewerb im Bereich der Landschaftsarchitektur, Freiraumplanung und Stadtentwicklung. Nicht nur werden Beiträge nach kreativen Gestaltungsideen ausgewählt.

Der Lenné-Preis besteht aus drei Aufgaben. Aufgabe A stellt immer ein Entwurfsgebiet innerhalb von Berlin vor – 2024 war es die Leipziger Straße. In Aufgabe B ist ein Entwurfsgebiet innerhalb von Deutschland vertreten. Aufgabe C ist im europäischen Ausland. Teilnehmende suchen sich eine Aufgabe aus und bearbeiten diese. Während ein Großteil der Teilnehmenden aus Deutschland kommt, nehmen auch immer wieder internationale Studierende am Wettbewerb teil. Der Wettbewerb wurde ursprünglich jährlich, seit 2010 alle zwei Jahre ausgelobt.

Karl-Foerster-Anerkennung für Pflanzenverwendung

Auch liegt durch die Karl-Foerster-Anerkennung ein besonderes Augenmerk auf der Pflanzenverwendung. Sie wird unabhängig von der Aufgabe an eine oder mehrere Arbeiten verliehen. 2024 teilen sich die Anerkennung Moritz Wette und Felix Ridder (die Preisträger von Aufgabe C) mit Antonia Blumrich und Annika Jeschek, die an Aufgabe A teilgenommen haben.

Gruppenbild auf der Bühne

Ausgezeichnet: Die Preisträger:innen des Lennè-Preises 2024
Julia Merkel

Der Lenné-Preis als Sprungbrett für die Karriere

Mit einem Blick auf die Erfolge der vorherigen Gewinner und Gewinnerinnen, bleibt es spannend zu sehen wie sich die diesjährigen Preisträger:innen entwickeln werden. Da in diesem Jahr ein großes Jubiläum des Nachwuchspreises gefeiert wurde, gibt es auf der Webseite des Berliner Senats einen Einblick, was aus vorherigen Gewinnern und Gewinnerinnen geworden ist. Vielen hat der Lenné-Preis mindestens indirekt das Selbstbewusstsein gegeben, sich selbstständig zu machen. Heute sind viele von ihnen erfolgreiche Büroinhaber:innen.

Auch unabhängig vom Lenné-Preis und der Karl-Foerster-Auszeichnung lohnt sich für alle an der Landschaftsarchitektur Interessierten ein Blick auf das Schaffen der beiden Namensgeber.

Peter Joseph Lenné: noch heute Role Model für die Stadtplanung

Peter Joseph Lenné lebte von 1789 bis 1866. Er prägte Berlin und seine Umgebung freiräumlich wie kaum ein anderer, durch seine Anstellung als preußischer General-Gartendirektor. Fast 50 Jahre lang schuf er in Berlin und Potsdam noch heute wichtige Grünanlagen wie den Schlosspark Sanssouci in Potsdam oder den Tiergarten in Berlin. Auch wirkte er als Stadtplaner in Berlin. Noch heute sichtbar sind etwa der Landwehrkanal und der Berlin-Spandauer Schifffahrtskanal. Beide schuf Lenné mit seinen städtebaulichen Plänen für die Stadterweiterung ab 1820.

Durch die Industrialisierung wurden Freiräume immer wichtiger. Lenné legte bei seiner Stadtplanung großen Wert auf die schnelle Erreichbarkeit der öffentlichen Grünflächen. So soll er mal geäußert haben: „Überall war es bei vorliegendem Projekt mein Bemühen, die Verteilung des gegebenen Raumes so zu leiten, dass neben dem Nutzen auch dem Vergnügen der Einwohner sein Recht widerfahre. Dahin gehören dann auch die öffentlichen Spazierwege, deren Anlage und Vervielfältigung in einer großen Stadt nicht allein des Vergnügens wegen, sondern auch aus Rücksicht auf die Gesundheit dringend empfohlen werden muss.“ Diese Haltung ist noch heute aktuell und in Berlin spürbar. Da der General-Gartendirektor mit seiner Arbeit Berlin bis heute so stark geprägt hat, trägt der Lenné-Preis seinen Namen.

Karl Foerster: noch heute Vordenker für moderne Gärten

Karl Foerster lebte von 1874 bis 1970. Er war Gärtner und Staudenzüchter. Auf rund 5.000 Quadratmetern legte er rund um sein Wohnhaus in Potsdam ein Gartenreich an (Besuche sind möglich), in dem er unter anderem seine Züchtungen testete. Mit ungefähr 370 Züchtungen, darunter neue Sorten an Phlox, Astern, Rittersporn und verschiedenen Gräser leistete Karl Foerster einen bedeutenden Beitrag zur Pflanzenverwendung und gilt als Vordenker der modernen Gärten.

Die Karl-Foerster-Stiftung

Mit der Karl-Foerster-Stiftung für angewandte Vegetationskunde wird sein Wirken hervorgehoben. Die Stiftung legt in ihrer Arbeit einen besonderen Schwerpunkt auf die praxisorientierte wissenschaftliche Arbeit und fördert die Aus- und Weiterbildung des fachlichen Nachwuchses. Daher gibt es verschiedene Auszeichnungen der Stiftung. Neben der Karl-Foerster-Anerkennung als Teil des Lenné-Preises, gibt es auch eine Karl-Foerster-Auszeichnung für realisierte Projekte und den Internationalen Ulmer-Preis für Studierende und Absolvent:innen. Außerdem organisiert die Stiftung alle zwei Jahre eine Summer School.


Die Nachwuchs-Kolumnen des DAB schreibt ein junges Team im wöchentlichen Wechsel. Unsere Autor:innen sind Johanna Lentzkow, Fabian P. Dahinten, Luisa Richter-Wolf und Lorenz Hahnheiser.

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