Dieser Beitrag ist unter dem Titel „Noch alles im Rahmen?“ im Deutschen Architektenblatt 01-02.2025 erschienen.
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Fenster damals und heute
Le Corbusier brachte es einst auf den Punkt: „Die Geschichte der Architektur ist die Geschichte des Fensters.“ Und die Geschichte des Fensters wiederum ist geprägt vom technischen Wandel in Bezug auf seine zentralen Bestandteile: Verglasung, Profile, Beschläge.
Kunststoff und Aluminium statt Holz und Stahl
Dieser Fortschritt hat mit dem Einsetzen der industriellen Revolution ein rasantes Tempo hingelegt, insbesondere im vergangenen 20. Jahrhundert. Waren zu dessen Beginn im Wohnungsbau noch einfach verglaste Holz- und Stahlfenster üblich, bei denen jegliche Abdichtungsebene fehlte und deren unbeschichtete Scheiben durch schmale Sprossen und Rahmenteilungen möglichst kleinflächig angelegt waren, zeigt das moderne Milleniumfenster einen ganzen Strauß an technischen Innovationen und hat kaum mehr verbesserbare U-Werte erreicht (siehe Grafik unten).
Das Kunststofffenster aus Mehrkammerprofilen hat dem hölzernen Pendant längst den Rang abgelaufen. Metallfenster bestehen heutzutage fast ausschließlich aus Aluminium, Stahlprofile spielen im Wohnungsbau nur noch zur Profilverstärkung und in gerigem Maße eine Rolle.
Größere Profilgeometrie und besserer Wärmeschutz
Insgesamt haben die Rahmen und Flügel in ihrer Profilgeometrie erheblich zugelegt, aber auch die Fenstergrößen als solche sind in ganz andere Dimensionen vorgedrungen. Kunstvoll profilierte Profile und Beschläge sind ausgestorben, dafür nahm die Farbvielfalt zu.
Für die Verglasung kommen im Neubau oder beim Fenstertausch im Bestand nur noch beschichtete Dreifach-Isolierglasscheiben mit nahezu wärmebrückenfreier Abstandhaltertechnologie infrage, ebenso grundlegend haben sich Beschlag- und Dichtungstechnik zu äußerst komplexen Fensterbauteilen entwickelt, nicht selten motorisiert und mit Lüftungsfunktion und Wärmerückgewinnung versehen.
Fensterkonstruktion und Einbau
Grundlegend verändert haben sich auch die Fensterkonstruktion als solche sowie die Einbausituation. Zur einfach verglasten Rahmenkonstruktion gesellte sich alsbald das Kastenfenster, das Verbundfenster bereitete den Weg für die Zweischeiben-Isolierverglasung.
Für den Einbau war lange Zeit der gemauerte Fensteranschlag üblich. Inzwischen etabliert sich allmählich auch in Deutschland der zweistufige Fenstereinbau mithilfe von Montagezargen, die den zuvor relativ undefinierten Fensteranschluss zu einer geplanten und maßhaltigen Schnittstelle evolviert und ausführungssicherer gemacht haben.
Ein Fenster erfüllt heute zudem weitaus mehr Funktionen, als nur für Licht, Luft und Witterungsschutz zu sorgen. Es minimiert die Transmissionswärmeverluste, trägt zur solaren Energiegewinnung mit bei, tritt der sommerlichen Überhitzung entgegen, sorgt für Ruhe, kann automatisch und nutzerunabhängig lüften und kommuniziert mit der Haus- und Heiztechnik.
Einsparpotenzial durch Fenstertausch
Grund genug also, im Falle einer Gebäudesanierung den Fenstertausch unbedingt mit ins Aufgabenheft zu schreiben. Wobei es auch sinnvoll sein kann, nur die Verglasung zu tauschen und das Rahmen-/Flügelduo technisch zu ertüchtigen.
Fenster gelten in der Gebäudehülle als beträchtliche energetische Schwachstelle – bis zu 20 Prozent der Raumwärme können über dieses Bauteil verloren gehen. Nicht zu unterschätzen ist also das energetische Einsparpotenzial durch den Fenstertausch:
- Im Fall eines Austauschs von einfach verglasten Fenstern gegen solche mit Wärmeschutzverglasung spart dies bei einem Zweifamilienhaus mit durchschnittlichem Fensterflächenanteil spürbar Energie ein – mitunter bis zu 1.900 Liter Heizöl im Jahr.
- Der Wechsel von Zweifach-Isolierverglasung auf Wärmeschutzverglasung bringt immerhin noch eine jährliche Ersparnis von rund 800 Litern Heizöl.
Was soll ein Fenstertausch bewirken?
In jedem Fall sollte eine umfassende Analyse der vorgefundenen Situation der erste Schritt sein. Aus welcher Zeit stammen die alten Fenster? Wie ist es um die Verglasung und Abdichtung bestellt? Erfolgt der Austausch in Kombination mit einer Fassadendämmung? Sind alle Fenster betroffen und wie ist deren jeweiliger technischer Zustand? Geht es „nur“ darum, den Wärmeschutz, die Funktionalität und die Optik auf den Stand zu bringen oder gibt es noch weitere Bedürfnisse, die ein neues Fenster erfüllen soll?
Typische Beispiele sind in dem Zusammenhang ein verbesserter sommerlicher Wärmeschutz in Anbetracht des Klimawandels, eine automatisierte kontrollierte Lüftung, ein höherer Schallschutz, reduzierte Wartungsintervalle sowie der Wunsch nach „mehr Tageslicht“ und einem besseren Einbruchschutz.
Vorgaben des GEG für neue Fenster
Unabhängig von den persönlichen Bedürfnissen müssen die neuen Fenster auch die aktuellen gesetzlichen Vorgaben erfüllen und – wenn Fördergelder in Anspruch genommen werden sollen – die Anforderungen der Förderprogramme (siehe unten).
So schreibt das Gebäudeenergiegesetz
- für neue Fenster einen Uw-Wert von höchstens 1,3 W/(m2K) vor,
- für Dachfenster 1,4 W/(m2K).
Wird nicht das gesamte Fenster, sondern nur die Verglasung ersetzt, darf die
- neue Verglasung keinen schlechteren Ug-Wert als 1,1 W/(m2K) aufweisen.
Vorsicht beim Ausbau des alten Fensters
Am Anfang eines Fenstertauschs steht zunächst der Ausbau des alten Fensters – und hier fangen die Probleme oft schon an. Oftmals regiert bei diesem ersten Schritt die Brechstange in Kombination mit roher Gewalt. Die Folge: zerstörte Laibungen und Anbauteile wie Rollladenführungsschienen und Fensterbänke bis hin zu kompletten Mauerausbrüchen.
Ein Fensterausbau ist kein Abriss, sondern genauso sorgsam auszuführen wie der Einbau des neuen Fensters, für dessen luft-, feuchte- und winddichten Anschluss es ringsum eine möglichst plane Laibungsfläche braucht. Unvermeidliche Ausbruchstellen sind daher vor dem Fenstereinbau wieder zu verputzen und zu glätten.
Neues Fenster am besten in der Dämmebene
Um bei einem folgenden Fenstertausch solche Kollateralschäden zu vermeiden und einen perfekten Bauanschluss zu erhalten, bietet sich die die bereits erwähnte zweistufige Fenstermontage mit Montagezargen an. Mit einer solchen Vorgehensweise lassen sich Rohbautoleranzen elegant ausgleichen und ideale Voraussetzungen für den maß- und fachgerechten Fenstereinbau schaffen – eben auch beim Fenstertausch.
Wird zudem die Fassade gedämmt – was bei einem Fenstertausch unbedingt zu empfehlen ist, vor allem wenn die Außenwand nach dem Fenstertausch einen schlechteren U-Wert als das Fenster aufweist –, kann mittels auf der Außenwand montierter Vorwandmontagezarge die Position des neuen Fensters in die Dämmebene verlegt werden.
Dies ist die optimale Lage, um die Wärmebrücke am Fensteranschluss so weit zu reduzieren, dass die Temperatur an der Laibung gesichert ganzjährig über dem Taupunkt liegt und somit nach dem Fenstertausch keine Schimmelbildung zu befürchten ist.
Schießschartenoptik und Verschattung vermeiden
Zudem vermeidet diese Fensterposition bei Fassaden mit nachträglich aufgebrachtem WDVS die befürchtete „Schießschartenoptik“, die nicht nur die Architektur eines Gebäudes negativ beeinflusst, sondern auch den Tageslichteinfall durch Eigenverschattung der tiefen Laibung reduziert.
Ohne Fassadendämmung sollte das neue Fenster möglichst weit an der Laibungsaußenkante angeschlagen werden – sofern die vorhandene Situation dies erlaubt beziehungsweise die massive Außenwand keinen gemauerten Fensteranschlag für den Einbau vorgibt.
Kastenfenster haben energetisches Potenzial
In Gebäuden aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts finden sich womöglich noch Kastenfenster aus Holz – eine Fensterkonstruktion, die sich bauartbedingt sehr gut für die energetische Ertüchtigung eignet.
Anstatt diese Fenster auszubauen und durch moderne Fenster zu ersetzen, lassen sich bei diesem Fenstertyp die Fugenundichtheiten und Transmissionswärmeverluste durch den Einbau von Wärmeschutzverglasungen, das nachträgliche Einlegen von Schlauch- oder anders profilierten elastischen Dichtungen und das Dämmen der Laibungsanschlüsse erheblich reduzieren.
Bei älteren, undichten und zugigen Kastenfenstern kann bauartbedingt Tauwasserausfall zwischen den Verglasungsebenen auftreten. Ein Fall, der insbesondere an sehr kalten Tagen oder in Übergangsjahreszeiten mit sehr hohen Außenluftfeuchten zeitlich und räumlich begrenzt auftreten kann, wobei die feuchte Luft an der Innenseite der äußeren Verglasung auch mal gefriert und kunstvoll gestaltete Eisblumen hervorbringt.
Kastenfenster nachträglich abdichten
Damit möglichst wenig feuchte Raumluft in den Fensterzwischenbereich gelangen kann, ist der nachträgliche Einbau von Dichtungen unbedingt zu empfehlen, wenn der Überschlag der Deckfälze auf die Blendrahmen für das nachträgliche Einfräsen von Nuten ausreicht, um in diese dann Schlauchdichtungen einzudrücken. Alternativ helfen auch Dichtleisten mit eingenuteten Dichtungsprofilen, die Undichtheiten zu minimieren.
In der Regel liegen Kastenfenster in Massivbauten hinter gemauerten Anschlägen. Die verbliebenen Hohlräume zwischen dem Futter des Fensterkastens und der Laibung sind zumeist ungedämmt oder bestenfalls mit Holzwolle oder Zeitungen ausgestopft. Auch wenn sich in den Laibungen aufgrund der großen Bautiefe der Kastenfenster und der insoweit gegenüber Einfachfenstern erheblich reduzierten freien Laibungstiefe eher selten Schimmel bildet, ist das Dämmen dieser Hohlräume anzuraten.
Da sich die Laibungsbretter dafür nicht ohne größere Zerstörungen entfernen lassen, bieten sich hierfür Ortsschäume an, die entweder über mehrere kleine Bohrungen oder durch das Freilegen des raumseitigen Blendrahmenanschlusses eingespritzt werden. Können die Laibungen aber freigelegt werden, empfiehlt sich der Austausch des Laibungsputzes durch eine etwa zwei Zentimeter dicke Kalziumsilikat-Dämmung.
Neue Verglasung für Kastenfenster
Für den Austausch der Einfach-Verglasung etablieren sich aufgrund der geringen Profiltiefen in den Flügelrahmen mehr und mehr spezielle Isoliergläser mit erheblich reduziertem Hohlraum (bis 0,1 mm) sowie Vakuumisolierglas. Beide Varianten kommen mit Dicken von unter 10 mm aus und erreichen Ug-Werte von 0,7 W/(m2K) – sie liegen somit im Bereich von Dreifach-Isolierglas bei weniger als einem Fünftel der Glasdicke und weitaus geringerem Scheibengewicht.
Förderung für den Fenstertausch
Der Staat fördert den Einbau von Fenstern, die überdurchschnittlich gut dämmen. Um Fördergelder vom BAFA oder der KfW zu erhalten, müssen die neuen Fenster daher einen Uw-Wert von 0,95 W/(m²K) oder besser haben.
Damit scheiden traditionelle Zweifachverglasungen aus – Fenster mit solchen Gläsern kommen in der Regel nicht unter 1,2 W/(m²K). Ein Uw-Wert von maximal 1,1 W/(m²K) ist nur bei barrierearmen Fenstern oder Fenstern mit erhöhten Anforderungen an den Einbruchschutz zulässig. Bei Baudenkmälern kann auch ein höherer Uw-Wert zulässig sein.
Fensteraustausch mit Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) nach BAFA oder KfW?
Während das BAFA Einzelmaßnahmen (BEG-EM) wie den Fenstertausch als Zuschussvariante fördert, gewährt die KfW einen Kredit für den Fenstertausch nur dann, wenn dieser im Zuge einer Komplettsanierung zum Energieeffizienzhaus erfolgt.
Das BAFA bezuschusst den Fenstertausch aktuell in Höhe von 15 Prozent der maximal förderfähigen Kosten von 30.000 Euro – also bis zu 4.500 Euro. Die Förderung ist mit dem iSFP-Bonus kombinierbar, sodass man letztendlich 20 Prozent von maximal 60.000 Euro sparen kann, also 12.000 Euro.
Seit 2024 bietet die KfW einen Ergänzungskredit in Höhe von maximal 120.000 Euro für die Sanierung von Einzelmaßnahmen je Wohneinheit an. Haushalte mit einem maximalen zu versteuernden Einkommen von 90.000 Euro (brutto) im Jahr erhalten zudem eine Zinsvergünstigung. Wenn Sie nicht nur die Fenster tauschen möchten, sondern eine Komplettsanierung planen, kommt dafür der KfW-261-Kredit mit Tilgungszuschuss infrage. Je nachdem, welchen Effizienzhaus-Standard man anstrebt, gibt es hier eine Förderung von bis zu 45 Prozent für ein Investitionsvolumen von maximal 150.000 Euro, also 67.500 Euro.
Fazit: generelle Hinweise für den Fenstertausch
Die heute am Markt erhältlichen Produkte und technischen Lösungen eröffnen bei der Fenstersanierung mehrere Lösungswege – bei gut erhaltenen Rahmenprofilen oder historisch wertvollen Fensterkonstruktionen mit miserabler Verglasung bietet sich der Austausch der Scheiben durch entsprechende Isolierglasvarianten an.
Bei maroden Fenstern, bei denen letztlich nur ein kompletter Austausch infrage kommt, helfen Montagezargen für einen mangelfreien Einbau, der künftig auch einen erneuten Fenstertausch ohne zerstörerische Spuren an der Laibung und den Anbauteilen ermöglicht. In jedem Fall aber ist bei einem Fenstertausch darauf zu achten, dass der U-Wert der Außenwand nicht schlechter gestellt wird als der des Fensters, da ansonsten ein Schimmelbefall an den energetischen Schwachstellen wie der Fensterlaibung unausweichlich ist. Daher sollte ein Fenster- oder Verglasungstausch immer mit der Dämmung der Gebäudehülle einhergehen.
Literatur und Quellen zum Thema Fenstertausch
- Leitfaden zur Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren für Neubau und Renovierung, erstellt vom Institut für Fenstertechnik, Rosenheim, und der RAL-Gütegemeinschaft Fenster, Fassaden und Haustüren e. V., Frankfurt, Ausgabe März 2024
- Benitz-Wildenburg, Jürgen, „Fragen zum Fenstertausch“, Institut für Fenstertechnik, Rosenheim
- Jehl, Wolfgang, Martin Heßler, „Aktuelle Tipps zum Fenstertausch“, Institut für Fenstertechnik, Rosenheim
- ift-Fachinformation MO-06/1, „2-stufiger Einbau von Fenstern und Türen mit Vorab-Montagezargen“, Institut für Fenstertechnik, Rosenheim, 2022
- Jehl, Wolfgang, „Weniger Bauschäden mit Montagezargen“, Institut für Fenstertechnik, Rosenheim
- Bredemeyer, Jan, „Energetische Modernisierung von Holzkastenfensterkonstruktionen – Möglichkeiten, Randbedingungen und Grenzen“, 24. Hanseatische Sanierungstage, Heringsdorf, 2013
- Krick, Benjamin, „Fenster in einer schrittweise durchgeführten Sanierung“, Passivhaus Institut, Darmstadt, www.passiv.de