Anton Markus Pasing vereint in seinen Bildbänden "Unindebted Assumptions" einerseits abstrakte Werke, wie hier "KOAN machine", …
anton markus pasing
Anton Markus Pasing beobachtet die Welt mit aufmerksamem Blick. Seine Arbeiten entstehen aus persönlichen Erfahrungen, oder Berichten aus Politik und Gesellschaft – aus Freude, Schock, Ohnmacht. Sie formieren sich zu Bildern, die Geschichten andeuten, aber nicht auserzählen.
So auch in „Unindebted Assumptions“, einem opulenten Doppelband, der seine grafischen Arbeiten aus drei Jahrzehnten versammelt. Die Spannweite reicht von flächigen, abstrakten Kompositionen über visuelle Texturen hin zu Collagen, die historische Bildwelten mit futuristischen Elementen verschmelzen.
Digitale Werkzeuge an ihre Grenzen bringen
Besonders faszinierend sind einerseits seine großflächigen, abstrakten Werke wie „The Wall“ (s.u.), die sich jeder konkreten Deutung entziehen und dennoch räumliche Tiefe suggerieren. Sie ziehen beim Betrachten in Farben, Überlagerungen und Reflexionen hinein. Anton Markus Pasing treibt digitale Werkzeuge an ihre Grenzen, schichtet Ebenen bis zur Belastungsgrenze des Rechners. „Das ist eine Leidenschaft an Entdeckung, an Strukturen, Dichte, Farbe, Reflexion“, beschreibt er seine Arbeitsweise.
Biedermeier trifft Science-Fiction
Auf der anderen Seite stehen seine Collagen – etwa „Recurring“, eine Adaption von Spitzwegs „Auf freier Höhe“, in die er ein Raumschiff eingebettet hat (s.u.). Hier prallen Biedermeier und Science-Fiction aufeinander, und es stellt sich unweigerlich die Frage: Was wäre, wenn Maschinen unsere Welt anders geformt hätten? Anton Markus Pasings Arbeiten laden zum Spekulieren ein, zum Erfinden alternativer Realitäten. Sie sind keine Illustrationen, sondern Assoziationsräume.
Freiheit zwischen den Disziplinen
Anton Markus Pasing sieht sich im Grenzbereich der Architektur, als ein Protagonist, der über Bilder denkt. Architektur sei eine Disziplin, die sich immer rechtfertigen müsse, sagt er. „Mit meinen Einzelarbeiten, meinen Bildern bin ich maximal frei.“
Diese Freiheit spiegelt sich auch in der Struktur des Buches wider. Die beiden Bände beginnen jeweils mit einem Gastbeitrag – von Neil Spiller und Peter Wilson. Die Arbeiten sind in acht Kapitel gegliedert, die frühesten von 1995, die meisten aus den letzten zehn Jahren bis hin zum Jahr 2024.
Jedes Kapitel beginnt mit einem Text von Anton Markus Pasing, in denen er etwa das Verhältnis von Funktionalität und Narration in der Architektur reflektiert. Er befasst sich mit unsichtbaren Kreaturen, Einzigartigkeit und Ortlosigkeit sowie seinem Verhältnis zu den Dingen.
Unindebted Assumptions: Assoziationen, die Impulse geben
Wer ein Handbuch zur digitalen Grafik sucht oder eine Abhandlung über Architekturtheorie erwartet, wird hier nicht fündig. „Unindebted Assumptions“ ist kein funktionales Objekt mit klarer Botschaft, sondern ein assoziativer Bildband. Es präsentiert keine Methode, sondern Inspiration. Die Werke entfalten sich über doppelseitige Drucke, geben dem Bild Vorrang vor dem Wort. In dieser Konsequenz spiegelt das Buch auch die Haltung Anton Markus Pasings wider: Gedanken formulieren, die sich weitertragen lassen, ohne sich festlegen zu müssen.
„Unindebted Assumptions“ ist ein Buch für Menschen aus der Architektur und Kunst, die nach neuen Impulsen suchen – und für alle, die Architektur nicht nur als gebaute Realität, sondern als erzählbares Medium verstehen möchten.
Unindebted Assumptions. Counterfactual, unfinished narratives about things and spaces.
Deutscher Architektur Verlag
Ausgabe in englischer Sprache
Zwei Bände im Schuber, jeweils 624 Seiten
124,95 Euro
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