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[ Nachwuchs-Kolumne #86 ]

Neufert vs. Raumpilot: Ist das Kultnachschlagewerk vom Thron gestoßen?

Kaum ein Buch ist in der Architekturwelt so bekannt wie der Neufert. Doch der vierteilige Raumpilot sägt seit ein paar Jahren am Kultstatus des Klassikers. Hat der Neufert den Sprung ins heute verpasst oder ist er zeitlos gut?

Zwei Werke im Vergleich: Neufert und Raumpilot Foto: Fabian P. Dahinten

Von Fabian P. Dahinten

Wie groß ist eine Kuh? Wie viel Platz braucht eine Person in der Küche? Welche Zonen hat eine Moschee? Wie groß muss ein Aufzug sein, damit eine Krankentrage hineinpasst? Antworten auf solche Fragen gibt der Neufert in seiner neusten Ausgabe Nr. 43 auf 614 Seiten.

Erstmals 1936 erschien die Sammlung von Normen, Größen und Platzbedarfen und hilft seither vielen Architekt:innen und Studierenden beim Entwerfen. Der Neufert wird zwar kontinuierlich aktualisiert und wie in der neuen Ausgabe mit aktuellen Themen – zum Beispiel der Nachhaltigkeit – ergänzt. Doch an der Struktur, dem Look and Feel des Buches hat sich kaum etwas verändert. Erst kürzlich hatte ich die Neufert-Ausgabe von 1958 in der Hand, die abgesehen von den Abnutzungen des Einbandes auf den ersten Blick von den aktuellen Ausgaben kaum zu unterscheiden ist.

Raumpilot zeigt mehr Zusammenhänge

Der Raumpilot, ein vierteiliges Grundlagenbuch der Wüstenrot Stiftung, kommt schon im Layout und den Darstellungen wesentlich moderner und zeitgemäßer rüber. Seit der Erstauflage von 2010 gibt es ihn nun auch schon ein paar Jahre. Er hat seitdem starken Einzug in die Büros und Hochschulen in Deutschland gehalten. Der Herausforderer ist in vier Bände aufgeteilt: Grundlagen, Arbeiten, Lernen und Wohnen. Das PDF kann kostenlos auf der Seite der Wüstenrot Stiftung heruntergeladen werden. Neben der Sammlung von Maßen und Mindestanforderungen setzt der Raumpilot viel stärker auf Erläuterungen, Zusammenhänge stehen stärker im Fokus.

„Während im Neufert die Eckdaten besser zusammengefasst sind, werden im Raumpiloten die Zusammenhänge besser erklärt“ findet Christian Schätz, Student an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg. Wie er kennen auch fast alle seine Kommiliton:innen beide Nachschlagewerke. Doch zu welchem Buch greifen Nachwuchsarchitekt:innen lieber? Wer kann neben der Standardgröße eines Bettes auch die funktionalen zusammenhänge beim Wohnen erklären?

Den Neufert mal weglassen

„Unsere Entwurfsprofessoren empfehlen uns den Neufert mal wegzulegen, da er durch seine technische Ausrichtung den kreativen Entwurfsprozess einschränkt“ sagt Johanna Ziebart, Studentin an der Detmolder Schule für Architektur und Innenarchitektur. Dieser Aspekt wurde auch mir im Studium mehrmals vermittelt, denn ausschließlich mit den optimalen oder minimalen Maßen von Möbeln, Räumen oder Gebäuden lässt sich keine gute Architektur gestalten. Da braucht es manchmal etwas mehr Freiheit, die schnell hinten runterfallen kann, wenn man sich zu sehr an den technischen Vorgaben orientiert.

Der Neufert bleibt nicht nur rein optisch traditionell. Auch im Bereich der Darstellungen fühle ich mich fast schon in ein Museum versetzt, wenn ich zum Beispiel Darstellungen von Objekten wie Kinderwagen ansehe – oder der Rolle der Frau. Eine größere Überarbeitung ist aus meiner Sicht schon längst überfällig, gerade bei dem Preis von 129,99 Euro. Das finden wohl auch zumindest die Studierenden die laut einer Umfrage auf der Instagram-Seite des DAB mit 60 Prozent mehrheitlich lieber zum Raumpilot als zum Neufert greifen.


Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt startet nun ins Berufsleben und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.

Wie sind eure Erfahrungen als Architektur-Studierende oder Berufseinsteiger? Hinterlasst uns einen Kommentar auf dieser Seite oder schreibt uns unter DAB-leserforum@handelsblattgroup.com

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