Von Heiko Haberle
Aktualisiert im Mai 2023
- Retten Städte die Welt? Zivilisationsprobleme auf den Punkt
- Bye-bye Beton: neue und alte Materialien als Alternative
- Drunter und Drüber: Nachverdichtung macht Spaß
- Wie wir in Zukunft bauen: realistisch statt visionär
- Das letzte Häusle: Architektur für die Modelleisenbahn
- Dresden: Wohin mit der Geschichte?
- Bauen der Zukunft: Nachhaltige Materialien, Häuser und Städte
- Der Trick mit dem Bauschutt
- Traumhäuser und Architektenträume
- Architektur verstehen für Kinder und Erwachsene
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Retten Städte die Welt? Zivilisationsprobleme auf den Punkt
„Retten Städte die Welt?“ heißt eine neue Folge der Arte-Reihe „42 – Die Antwort auf fast alles“. Müssen wir auf Einfamilienhäuser verzichten und dichter zusammenrücken? Europäische Städte wie Paris oder Wien sind doch schließlich sehr dicht und sehr beliebt. Aber wie müssen eine solche Stadt und ihre Freiräume idealerweise aussehen? Der Arte-Doku gelingt ein großes Kunststück, denn sie greift von Autogerechtigkeit bis Schwammstadt in weniger als 30 Minuten die meisten stadtplanerischen Fragen der Fachwelt auf und bringt sie für ein breites Publikum prägnant auf den Punkt.
TV-Doku „Retten Städte die Welt?“ in der Arte-Mediathek
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Bye-bye Beton: neue und alte Materialien als Alternative
Die Dokumentation „Bye-bye Beton“ von ZDF/3sat konzentriert sich auf die Baumaterialien als Schlüssel für nachhaltiges Bauen. Wir sind dabei, wie gewichtssparender Carbonbeton entsteht und wie Fertigteile aus Stampflehm produziert werden. Wir erfahren, dass wir bei nachhaltiger Forstwirtschaft auf der Nordhalbkugel sehr wohl genug Holz für alle benötigten Neubauten hätten. Und wir erleben, wie aus dem Aushub einer Baugrube zusammen mit Mineralsalzen ein „Erdbeton“ wird oder wie Pflanzen als lebendiges Tragwerk dienen.
TV-Doku „Bye-bye Beton“ in der ZDF-Mediathek
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Drunter und Drüber: Nachverdichtung macht Spaß
Es ist ein Dauerkonflikt: Die Expansion unserer Städte nach außen sorgt für immer mehr Verkehr und für wachsenden Bodenverbrauch. Nachverdichtung im Inneren ist jedoch oft unbeliebt, weil sie mit Einschränkungen an Grün und Freiräumen assoziert wird. Die Reihe „Drunter und Drüber“ des Bayerischen Rundfunks präsentiert inspirierende Lösungen aus der ganzen Welt, wo durch Aufstocken, Umbauen oder einfach nur Umnutzen oder schlaues Doppelnutzen Gegensätze vereint wurden: von klassischen oder bisweilen spektakulären Aufstockungen über Dachgärten und -landschaften bis zu einer Stadtautobahn, die zur Grünanlage wurde.
4-teilige TV-Doku „Drunter und Drüber“ in der ARD-Mediathek
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Wie wir in Zukunft bauen: realistisch statt visionär
Angenehm realistisch geht das ZDF-Kulturmagazin „Aspekte“ das Thema an: Umgang mit dem Bestand statt Stadtutopien. Dass Sanierung nicht immer einfach ist, wird an der Dauerbaustelle der Bühnen Köln gezeigt, wo die Gesprächspartner vor allem die Bauherrenrolle hinterfragen. Danach versucht sich Jacques Herzog als Fürsprecher für nachhaltiges Bauen, was man ihm angesichts materialintensiver Großprojekte nicht ganz abnimmt. Ihren Entwurf für das „Museum des 20. Jahrhunderts“ am Berliner Kulturforum mussten Herzog & de Meuron jüngst ökologisch optimieren. Nicht verschwiegen wird aber, dass Herzog & de Meuron in kleinerem Maßstab Pioniere des modernen Lehmbaus sind. Ebenso wie der Berliner Architekt Eike Roswag-Klinge, der in seinem Büro ein eigenes Testlabor für Lehmbaustoffe besitzt.
Als Antwort auf Wohnungsmangel einerseits und Bauarbeitermangel andererseits bringt die Aspekte-Redaktion den robotischen 3D-Betondruck ins Spiel, der sein Potenzial aber erst entfaltet, wenn der Beton CO2-positiv wird. Auch daran wird geforscht. Dann geht es noch auf die Baustelle des höchsten Holzhauses „Roots“ in der Hamburger Hafencity, doch das spektakulärste Beispiel ist wieder ein Umbau – in sehr großem Maßstab: Das dänische Architekturbüro 3XN hat in Sydney einen 50-stöckigen Wolkenkratzer aus dem Jahr 1976 aufgestockt, durch Anbau vergrößert und ihn mit einer neuen Fassade aufgewertet – und das umgebende Viertel gleich mit. Zum Abschluss wird es mit den Low-Budget-Häusern des Architekten Peter Grundmann wieder brandenburgisch-bodenständig. Stattdessen nutzt er zum Beispiel einen alten Schweinestall und umbaut ihn mit einfachen Konstruktionen aus Holz und Glas.
Folge vom 25. November 2022 „Wie wir in Zukunft Bauen“ des Kulturmagazins „Aspekte“ in der ZDF-Mediathek
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Das letzte Häusle: Architektur für die Modelleisenbahn
Spätestens seit der Ausstellung Märklin-Moderne ist klar, dass Häuser für die Modelleisenbahn viel über eine Gesellschaft und ihre Architektur erzählen. Auch die Modelle der Firma Vollmer aus Stuttgart-Zuffenhausen spiegeln vom Fachwerkhaus, über postmoderne Eckgebäude bis zum Drive-In-Restaurant nicht nur die Sehnsucht nach einer heilen Welt, sondern auch den Wunsch nach einem Abbild der Realität wider. Wir sind bei Recherchefahrten auf der Suche nach neuen modell- und marktfähigen Häusern dabei, bei der ersten Bauaufnahme mit Kamera, Kugelschreiber-Skizze und Zollstock, der aufwändigen Produktion des Prototyps, der handwerklichen Herstellung der Spritzgussformen und der Zusammenmischung des Polystyrols (zuletzt sogar auf Basis- von Mais- und Kartoffelstärke). Wir sehen das Lager mit den Stahlformen für über 1000 Modelle, begleiten die Chefin bei der Erfüllung von ausgefallenen Nachlieferwünschen (etwa wenn daheim ein winziger Schinken aus der Einrichtung einer Metzgerei abhanden gekommen ist) und erleben schließlich, wie das Modell einer Stuttgarter Dönerbude 2014 das letzte wird, weil die Firma Vollmer aufgibt und schließt.
TV-Doku „Das letzte Häusle – Modellbaufirma Vollmer schließt“ aus der SWR-Reihe „Eisenbahnromantik“ in der ARD-Mediathek
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Dresden: Wohin mit der Geschichte?
In Dresden begann mit dem Wiederaufbau der Frauenkirche, was der Architekturtheoretiker Stephan Trüby gegen Ende des Films als „Tabubruch“ für die Architektur bezeichnet. In Dresden erstarkten die Pegida-Bewegung und die AfD. Der Dokumentarfilm von Hans Christian Post fragt, ob es einen Zusammenhang zwischen Rekonstruktion und Rechtsruck gibt, tut dies aber eher indirekt mit Bildern rechter Aufmärsche vor der symbolisch aufgeladenen Kulisse des neuen alten Dresden. Und mit Aussagen, etwa von AfD-Politikern, die immer wieder eine angemessene Erinnerungsstätte für die Kriegsopfer fordern – was ja die Frauenkirche vor der Rekonstruktion war. Oder wie es die umstrittenen (nach einer Situation in Aleppo nachgestellten) drei hochkant aufgestellten Omnibusse des Künstlers Manaf Halbouni auch hätten sein können.
Zu Wort kommen der Künstler selbst, ein Pfarrer (selbst Zeuge der Bombardements), Wegbegleiter der zwei Wiederaufbauplanungen nach Krieg und Wende, ein NPD-Politiker, der stolz darauf ist, den bundesdeutschen Diskurs weit nach rechts getrieben zu haben; und die ehemalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde. Sie hatte sich bewusst gegen einen Wiederaufbau ihrer Synagoge, sondern für einen prägnanten Neubau entschieden.
Letztendlich bleibt offen, was stärker nachwirkt: der suburbane Wiederaufbau der DDR (den es anderswo in DDR und BRD so ähnlich ja auch gab), der „architektonische Bedürfnisse nicht befriedigte“ und wenig Identität vermittelte. Oder ein – so wird ausgeführt – schon kurz nach den Kriegszerstörungen von den Nationalsozialisten durch Übertreibungen eingeleiteter Opfermythos. Die entstehenden Wechselwirkungen sind jedenfalls hochbrisant.
Dokumentation „Wohin mit der Geschichte?“ im Filmprogramm der Bundeszentrale für politische Bildung
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Bauen der Zukunft: Nachhaltige Materialien, Häuser und Städte
In drei Abschnitten wird vor allem der Klimawandel als Herausforderung für den Bau thematisiert, dabei aber trotz der gebotenen Kürze ein erstaunlich großes Spektrum an Aspekten angesprochen. Vor allem werden Forscher und Planer vorgestellt, die mit neuen Baustoffen und Gebäuden Antworten liefern. Das erste Kapitel „Klimakiller Beton“ präsentiert Lösungen, um den Einsatz des extrem klimaschädlichen Zements zu reduzieren: mit Leichtbeton, Carbonbeton oder Carbon-verstärktem Granit, mit kalziniertem Ton oder Asche aus Maniokschalen als Zuschlagstoff. Einige dieser Ansätze dürften auch für Zuschauende vom Fach neu sein.
Der zweite Abschnitt widmet sich dem „Bauen ohne Beton“, etwa als Holz(modul)bau. Besucht wird sowohl ein Sägewerk mit 100-prozentiger Verwertung des Holzes für Produktion und Energieerzeugung (für die Produktion) als auch ein Stahlwerk, das klimaneutral werden soll: Windenergie soll Elektrolyseanlagen betreiben, die Wasserstoff als Koks-Ersatz für die Stahlproduktion erzeugen. Auch Ziegel könnten mit Wasserstoff klimaneutral hergestellt werden und ein Hersteller hat inzwischen eine Lösung für das Recycling-Problem von Ziegeln: Aus dem gewonnenen Ziegelsand werden nach einem Geheimrezept neue „Kaltziegel“ die nicht gebrannt werden müssen, sondern an der Luft trocknen.
Im dritten Kapitel geht es um den Hochwasserschutz am Beispiel von Simbach am Inn, wo durch Abrisse und Renaturierung dem Wasser wieder mehr Raum gegeben wird. Das dicht bebaute Bamberg möchte zur Schwammstadt werden, indem öffentliche Räume und private Flächen zugleich Speicherfunktionen übernehmen.
TV-Doku „Wissen aktuell: Bauen der Zukunft“ in der 3sat-Mediathek
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Der Trick mit dem Bauschutt
Die Dokumentation aus der ZDF-Reihe „planet e“ konzentriert sich auf das Thema Bauschutt, seine Wiederverwertung und Vermeidung. Auch wenn der neugierig machende „Trick“ sich als die zumindest in Fachkreisen bekannte Verwertung in Recycling-Beton entpuppt, wird der Nachholbedarf deutlich: Es herrscht noch immer eine unberechtigte Skepsis gegenüber R-Beton im Hochbau. In der Folge fehlen eine Verwertungs-Infrastruktur und Abnehmer. Stattdessen wird „guter“ Bauschutt quer durch Deutschland gefahren, obwohl Deponieflächen knapp sind und das Entsorgen immer teurer wird. Im niederländischen Venlo hingegen hat man das neue Rathaus bereits recyclingfähig geplant: Sein Abriss würde fünf Prozent der Baukosten wieder einspielen anstatt Geld zu kosten. Aber es werden auch „trickreiche“ Erfindungen vorgestellt, etwa der Züricher Forschungsbau NEST, wo Trockenbauplatten aus Tetra Packs und Dämmung aus alten Jeans oder aus Pilzmyzel erprobt werden.
TV-Doku „Der Trick mit dem Bauschutt“ in der ZDF-Mediathek
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Traumhäuser und Architektenträume
Traumhäuser
„Wer träumt ihn nicht – den Traum vom eigenen Haus? Die „Traumhäuser“-Bauherren haben sich diesen Traum erfüllt. Herausgekommen sind völlig unterschiedliche Wohnhäuser, die jedoch eines verbindet: die hohe gestalterische Qualität.“
Doku-Serie „Traumhäuser“ in der BR-Mediathek
Die außergewöhnlichsten Häuser der Welt
„Der Architekt Piers Taylor und die immobilienbegeisterte Schauspielerin Caroline Quentin besichtigen herrlich außergewöhnliche Eigenheime in aller Welt.“
Britische Doku-Serie „Die außergewöhnlichsten Häuser der Welt“ auf Netflix
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Architektur verstehen für Kinder und Erwachsene
Löwenzahn: Die neue Schule
„Bärstadt bekommt eine neue Schule und alle können mitbestimmen, wie diese aussehen soll. Klar, dass auch Fritz und die beiden Nachbarskinder Emmi und Lou an dem Ideenwettbewerb teilnehmen.“
Folge „Die neue Schule“ der beliebten ZDF-Serie „Löwenzahn“ über Partizipation und Architektur generell
Nie wieder keine Ahnung – Architektur
Moderatorin Enie van de Meiklokjes will ihren Wissenshunger dieses Mal im Bereich Architektur stillen und befragt den Architekten Andreas Hild und den Architekturhistoriker Raimund Wünsche. Höchst kurzweilig wird dabei durchaus anspruchsvolles Fachwissen in drei Folgen vermittelt: Die ganze Architekturgeschichte in zehn Gebäuden / Die Bautechnik anhand von fünf Materialien / Die drei wichtigsten Menschen im System „Architektur“.
„Nie wieder keine Ahnung – Architektur“ ist unterhaltsames “Schulfernsehen” für alle Generationen vom SWR in der ARD-Mediathek
In weiteren Beiträgen stellen wir Architekturvideos vor, die kleine Filmkunstwerke sind und geben einen Überblick über Architekturthemen in Podcasts.