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Zurück Am Rande der BAU 2023

BAU 2023: Architektur, Kultur, Gastronomie in München

Vor oder nach dem Besuch der BAU 2023 lohnt es sich, München zu entdecken. Wir haben aktuelle Ausstellungen, eine Leseempfehlung sowie gastronomische Klassiker und Geheimtipps zusammengestellt

01.03.20237 Min. Kommentar schreiben
Menschen bummeln durch das Werksviertel München
Im Werksviertel ist neues Leben (und neue Architektur) eingekehrt. Trotzdem bleibt die industrielle Vergangenheit spürbar.

Von Cornelia Dörries

Zugegeben, die BAU 2023 findet zwar vom 17. bis 22. April in München statt. Doch wer die Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme besucht, landet, genau genommen, erstmal nur vor den Toren der bayerischen Metropole. Vom Messegelände auf dem ehemaligen Flughafen in Riem lässt sich das Zentrum aber gut und schnell erreichen, am besten per U-Bahn in nur 20 Minuten zum Hauptbahnhof. Und dort empfängt die Messegäste dann das eigentliche München. Für diejenigen, denen es zwischen Viktualienmarkt, Marienplatz und Frauenkirche zu voll ist, die aber trotzdem Lust haben auf München im Frühling, eine Pause vom Messebetrieb oder auf Neues aus Architektur und Stadtentwicklung, gibt es hier ein paar Empfehlungen aus der DAB-Redaktion.

München-Tipps für Ausstellungen

Die Museen der Stadt lohnen sich eigentlich zu jeder Jahreszeit und sind auch jenseits von großen Sonderausstellungen einen Besuch wert. Das Kunstareal mit seinen insgesamt 18 Museen, darunter die drei Pinakotheken und das Museum Brandhorst, ist nicht nur die kulturelle Schatzinsel der Landeshauptstadt, sondern mit seinem über 200 Jahren gewachsenen und immer wieder gelungen ergänzten Architekturbestand eine Baukunst-Schau an und für sich.

Über die einzelnen Häuser und ihr Programm erfahren Sie mehr auf der Website des Kunstareals. Drei Ausstellungen möchten wir Ihnen dennoch besonders ans Herz legen.

Fertighaus aus Holz und Wellblech
Vor der Pinakothek der Moderne wurde ein Fertighaus aus Bangladesch errichtet. Es ist Teil der Ausstellungüber die Architektin Marina Tabassum.

Pinakothek der Moderne und Architekturmuseum

In der ohnehin sehenswerten Pinakothek der Moderne (Architektur: Stephan Braunfels) widmet sich eine aktuelle Sonderschau dem Fahrrad und seiner Karriere als Fortbewegungsmittel, Liebhaberstück und Designobjekt. Für Architekten wie Marcel Breuer, Norman Foster und Bjarke Ingels war das Fahrrad in seiner genial-einfachen Konstruktion ein Ding, an dem sie sich, jeder auf seine Art, experimentell und gestalterisch versuchten. Im gleichen Gebäude befindet sich das Architekturmusem der TU München. Hier wird derzeit die Arbeit der in Bangladesch lebenden Architektin Marina Tabassum (hier mehr Fotos) vorgestellt, die mit zeitgenössischer Architektur und lokalen Bautraditionen auf globale Probleme wie den Klimawandel antwortet.

Blick in die Ausstellung Frauen der Münchner Bohème
Im Hildebrandthaus werden „Frauen der Münchner Bohème“ um 1900 portraitiert.

Frei leben! Die Frauen der Bohème

An einen ganz besonderen Ort bittet die noch bis Ende Juli laufende Ausstellung über die Frauen der Münchner Bohème. Das Hildebrandthaus in München-Bogenhausen, eine herrschaftliche Villa aus dem Jahr 1898, beherbergt heute das Literaturarchiv der Stadt. Mit seiner Architektur in idyllischer Lage bietet das Gebäude den perfekten Rahmen für die Schau über selbstbewusste, eigensinnige Frauen aus gutem Hause, die mit ihrer Art zu leben und zu lieben die großbürgerliche Münchner Gesellschaft der Jahrhundertwende vor den Kopf stießen. München zählte damals neben Paris zu den wichtigsten europäischen Orten des Geistes- und Kunstgeschehens und zog mit seiner freisinnigen Atmosphäre vor allem Schriftstellerinnen und Künstlerinnen an. Die Ausstellung zeigt am Beispiel dreier Protagonistinnen dieser Zeit, Franziska zu Reventlow, Margarete Beutler und Emmy Hennings, die prekäre Balance zwischen Selbstbestimmung und Sich-Fügen. Der Besuch lohnt sich.


Menschen im Café Ruffini lesen Zeitung
Das Ruffini ist eine feste Adresse im Münchner Westen. Foto: Peter von Felbert

München-Tipps für Gastronomie

Genug gesehen? Dann ist es Zeit für eine ausgedehnte Pause. Und auch wenn man in München nach guten Lokalen nicht lange suchen muss, hier eine kleine Auswahl von Entdeckungen, Lieblingscafés und Stammadressen unserer Redaktion.

Ruffini

Wer in der Bayerischen Architektenkammer zu tun hat, kommt am Ruffini nicht vorbei. Von Moden, Trends und Zeitenwenden unbeeindruckt, ist sich das Team der selbstverwalteten Gastwirtschaft treu geblieben – in seinem Anspruch, den Gästen eine gute Küche, kleine Snacks und feine, selbst ausgesuchte italienische Weine zu bieten. Die unaufgeregte, fast familiäre Atmosphäre, die exzellente Kaffeeauswahl und der Blick aus dem Fenster auf das ganz normale Leben verführen zum Bleiben.

Terrasse des Café am Beethovenplatz im Hotel Mariandl am Abend
Das Café am Beethovenplatz und seine Terrasse vermutet man in dieser zentralen Lage kaum.

Café im Hotel Mariandl

Dem Stadttrubel im Zentrum entkommt man eigentlich nicht so leicht, doch das Café am Beethovenplatz im Hotel Mariandl südlich vom Hauptbahnhof bietet sowohl Zuflucht als auch gutes Essen zu überraschend moderaten Preisen. Das Hotel selbst residiert in einem imposanten, fast märchenhaften Belle-Epoque-Gebäude mit Türmchen, Erkern und Verzierungen, dem man seine lange Geschichte als Stadtvilla zum Glück nicht ausgetrieben hat.

Teezeremonie im Tushita Teehaus
Im Tushita im lebendigen Glockenbachviertel werden traditionelle Teezeremonien angeboten.

Tushita Teehaus

Wer als Gegenprogramm zur Messe die Kontemplation sucht, ist im Teehaus Tushita vielleicht am besten aufgehoben. Das Lokal in der Nähe vom Gärtnerplatz versteht sich als Botschafter der asiatischen Teekultur und zelebriert die Zubereitung des aromatischen Heißgetränks ebenso wie dessen Genuss. Ergänzt um ein veganes Speisenangebot und das allmorgendliche, immergleiche Frühstück aus frisch gekochter Hirse, offeriert das Teehaus hier nicht weniger als ein ausgesuchtes Detox-Programm.


Gebäude WA 14 Ost mit Flachdach und Holzfassade

Auf dem Gelände der Prinz-Eugen-Kaserne entstand Deutschlands größte Holzhaus-Siedlung.
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München-Tipps für Architektur

Wie jede Großstadt ist München natürlich auch immer eine Baustelle. Und weil Architektinnen und Architekten kaum verreisen können, ohne einen neugierigen Blick auf das zu werfen, was die Kolleginnen und Kollegen machen, hier noch zwei Empfehlungen für den gelegentlichen Abstecher zu neuen, sehenswerten oder besonders gelungenen Neubauten.

Prinz-Eugen-Park

Zu den größten Stadtentwicklungsvorhaben Münchens gehört das neue Quartier auf dem Gelände der ehemaligen Prinz-Eugen-Kaserne. Das gut fünf Kilometer östlich des Zentrums gelegene Areal soll nach dem Willen der Stadt als integriertes Viertel mit kurzen Wegen und einer urbanen Infrastruktur errichtet werden; ein Teilgebiet ist für eine ökologische Mustersiedlung in Holzbauweise vorgesehen. Baugruppen, Genossenschaften und private Bauherren sollen dafür sorgen, dass die hier entstehende architektonische Mischung auch einer sozialen Mischung Vorschub leistet. Ob und wie das gelungen ist, lässt sich am besten bei einem Spaziergang durch den neuen Stadtteil besichtigen. Zur Vorbereitung haben wir auch was auf Lager:

Mehr über die ökologische Mustersiedlung im Prinz-Eugen-Park lesen Sie hier auf DABonline. Außerdem haben wir weitere gelungene Münchner Wohnungsbauten für Sie zusammengestellt.

Werksviertel

Zu den über lange Zeit vernachlässigten Gegenden der Stadt zählte bis vor einer Weile das Gebiet rund um den Ostbahnhof. Das widersetzte sich dem drohenden Niedergang mit einer großstadttypischen Karriere als Nachtschwärmer- und Kunstadresse und lockte so die Investoren auf den Plan. Inzwischen ist dort viel passiert; die ehemals heruntergekommene Lage präsentiert sich als Quartier in einem von Aufwertungsdruck beschleunigten, rasanten Wandel. Auf dem Gelände der ehemaligen Pfanni-Werke (ja, genau, der Kartoffelbrei) hat beispielsweise das niederländische Büro MVRDV zusammen mit N-V-O Nuyken von Oefele Architekten ein sogenanntes Mixed-Use-Projekt gestemmt. Das Werk 12 bezieht seinen Charme aus der industriellen Vergangenheit des Standorts. Die Geschosse mit einer lichten Höhe von 5,5 Metern beherbergen unter anderem einen Indoor-Pool mit 25-Meter-Becken, Gastronomie, Fitnesscenter und Büros, aber auch das Innovationslab des eigentlich in Ingolstadt beheimateten Audi-Konzerns. Mehr zu diesem Projekt und seinen Nachbarn auf www.werksviertel-mitte.de.


Buchcover Helmut DietlLiteratur über München

Ein Buch für die Anreise, für schlaflose Hotelnächte und zum Wiederkommen. Man kann es als Biographie lesen, also als Lebensgeschichte des Regisseurs Helmut Dietl, der mit TV-Serien wie „Monaco Franze“ und „Kir Royal“, doch vor allem mit dem Kinofilm „Schtonk“ berühmt wurde. Doch weil weder Dietl noch seine Arbeit ohne München zu verstehen wären, kann man dieses Buch auch als einen Führer durch die Stadt an der Isar lesen, die Dietls Werk als Echoraum, Schauplatz und Kulisse gleichermaßen diente. Der im Berliner Exil lebende (und leidende) Münchner Claudius Seidl, Filmkritiker der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, greift in seinem parlando-leicht zu lesenden Buch nochmal weit zurück in jene Zeit, als München sich kokett als „Weltstadt mit Herz“ vorstellte. Nach der Lektüre weiß man wieder, warum.

Claudius Seidl
Helmut Dietl. Der Mann im weißen Anzug
Kiepenheuer & Witsch, 2022
352 Seiten, 25 Euro

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