Buchkritik: Simone Hübener
Das Thema Bionik spielt mittlerweile auch in der Architektur eine immer größere Rolle (siehe dazu auch den Artikel „Häuser wie Hummer“). Da lag es für den Springer-Verlag nah, das zwischenzeitlich vergriffene Buch „Bau-Bionik. Natur – Analogien – Technik“ in einer bearbeiteten und erweiterten Auflage wieder verfügbar zu machen. Der Architekt Göran Pohl wurde neben dem Biologen Werner Nachtigall als zweiter Autor hinzugezogen. Zudem wurde die Abbildungssammlung in das neu edierte Buch integriert, die mit „Darstellungen zu praktischen Bauausführungen und Entwürfen“ aufwartet, wie es im Vorwort heißt.
Dieser Teil, das sechste Kapitel, das mit „Produkte und Architektur – Beispiele der Bau-Bionik“ überschrieben ist, dürfte für viele Leser einer der interessantesten sein. Die vorgestellten Entwürfe und Projekte reichen von Algen als biologischem Vorbild über bionische Elemente zur Verschattung von Gebäuden und Klimasystemen bis hin zu realisierten Forschungspavillons wie dem Saarbrücker Bowooss und denen der an der Uni Stuttgart angesiedelten Institute ITKE und ICD. Im Inhaltsverzeichnis wird leider nur Ersterer erwähnt, an dem Pohl maßgeblich beteiligt war. Auf die beiden anderen wird man nur durch genaue Lektüre oder das Sachverzeichnis am Ende des Buchs aufmerksam. Bevor der Leser allerdings all diese interessanten Projekte präsentiert bekommt, erhält er in den vorhergehenden Kapiteln umfangreiche und tiefgehende Informationen zur Bau-Bionik. Das Texte dazu sind sehr wissenschaftlich geschrieben, aufgebaut und gelayoutet, weshalb das Buch besonders allen zu empfehlen ist, die sich detailliertes Wissen aneignen möchten. Die Sprache ist nicht immer einfach, und die grafische Gestaltung wirkt leider dröge. Nachteilig ist auch, dass die Texte aufgrund der zu feinen Gliederung des Inhalts oftmals in Bruchstücke zerfallen. In dem bereits erwähnten Sachverzeichnis am Ende des Buchs steckt indes immens viel Arbeit, wertet aber die Publikation und deren Nutzbarkeit deutlich auf, weshalb es hier lobend erwähnt sei. Unkonventionell und nicht unbedingt praktisch ist die Platzierung des 32 Seiten langen Abbildungsverzeichnisses zwischen dem Inhaltsverzeichnis und dem ersten Kapitel. Es wäre hinten beim Sachverzeichnis besser platziert gewesen.
Der inhaltlichen Qualität dieser zweiten Auflage tut dies aber keinen Abbruch. Denn den Texten merkt man die Kompetenz und das Wissen der beiden Autoren zu diesem Thema an.
Werner Nachtigall, Göran Pohl: Bau-Bionik. Natur – Analogien – Technik Springer Vieweg, Berlin, Heidelberg; 2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Hardcover, deutsch, 289 Seiten, 505 Abbildungen, davon 102 farbige, 69,99 € (Als E-Book € 54,99); ISBN 978-3-540-88994-6