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Zurück Nachwuchs-Kolumne #50

Bauaufgabe Einfamilienhaus: Karrierestart oder Endstation?

Ein kleines Projekt, meist privat vergeben, ist die Einstiegsbauaufgabe für junge Architekt*innen schlechthin. Aber wie zukunftsfähig ist Wohnen im Eigenheim noch?

10.02.20213 Min. Kommentar schreiben
Für viele ein Traumhaus, für andere langweilige Massenware. Weder besoders nachhaltig, noch dürften hier Architekt*innen am Werk gewesen sein.

Von Fabian P. Dahinten

Ein kleines Einfamilienhaus mit orangeroten Klinkerwänden und einem mit braunen Ziegeln gedeckten Krüppelwalmdach. In ordentlicher Reihe sitzen in der Klinkerfassade weiße Fenster mit schmalen, aufgeklebten Sprossen. Umringt wird das kleine Eigenheim von einem schmalen Pflanzstreifen, der sich für ein kleines Bäumchen aufweitet. Das Alles steht inmitten eines perfekt getrimmten Rasens, der nur durch die Einfahrt zur Garage unterbrochen wird. So oder so ähnlich sieht der Lebenstraum von vielen aus.

Häuser dieser Art kommen meist nicht von Architekt*innen, sondern von einer Bauträgerin oder einem Fertighausanbieter. Wenn es nicht gerade auf ein preisgünstiges „Haus ohne Eigenschaften“ hinausläuft (womöglich noch mit einem ebensolchen Garten des Grauens), sind aber doch immer wieder Architekt*innen gefragt, die einem Einfamilienhaus persönlichen Stil verleihen. Vororte sind mit Eigenheimen übersät. Für junge Architekt*innen ist solch ein Objekt schlechthin die Einstiegsbauaufgabe. Dies liegt sicherlich an der überschaubaren Komplexität im Vergleich zu Hochhäusern oder Krankenhäusern, aber auch an der Auftragsvergabe, die zumeist privat erfolgt und sich nicht selten im Bekannten- oder Familienkreis bewegt.

Man kommt am Einfamilienhaus nicht vorbei

Ein weiterer Vorteil ist, dass solch „kleine“ Projekte in großen Büros schlichtweg nicht wirtschaftlich abgedeckt werden können. Über ein paar Empfehlungen landen dann solche Bauaufgaben auf dem Schreibtisch der Architekt*innen von morgen. Selbstverständlich ist es keinesfalls der einzige Einstiegspunkt für das Erstlingswerk, doch schaut man sich die Nachwuchspreise an, kommt man an den Einfamilienhäusern nicht vorbei.

Auch mein erstes eigenes Werk wäre beinahe ein Einfamilienhaus geworden. Zwar arbeite ich seit Jahren mit meiner Partnerin freiberuflich für Büros und private Auftraggeber, doch das wirklich komplett eigene Werk gibt es so bei uns noch nicht. Irgendwo waren es dann immer Teamleistungen, Wettbewerbe oder andere Konstellationen. Oder die Realisierung bleibt aus. Wäre das Bauvorhaben über den Entwurf hinaus weitergegangen, wäre auch unser erstes Projekt ein Einfamilienhaus geworden.

Frische Ideen für andere Typologien?

Doch ist das Einfamilienhaus wirklich der beste Einstieg für junge Architekt*innen? Nicht zuletzt steht diese Wohnform zum Beispiel durch Niklas Maak immer mehr in der Kritik, nicht die zukunftsträchtigste Wohnform zu sein. Zum einen aufgrund des großen Flächen- und Ressourcenbedarfs im Vergleich zu anderen Wohnformen, zum anderen aber auch aufgrund ihrer Exklusivität, denn immer weniger Menschen können sich den „Traum vom Eigenheim“ leisten.

Wir sollten daher lieber überlegen, wie man den Architekt*innen von morgen den Einstieg in die Selbstständigkeit und das eigene Büro mit anderen Bauaufgaben erleichtern kann. Denn die frischen Ideen können wir in anderen Typologien vielleicht sogar noch mehr gebrauchen als in einer Wohnform von gestern.

Fabian P. Dahinten studierte Architektur an der Hochschule Darmstadt startet nun ins Berufsleben und engagiert sich bei der Nachwuchsorganisation nexture+.

Hier findet ihr alle Nachwuchs-Kolumnen von Fabian.

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