Von Christina Gräwe
Nein, kein Schreibfehler, beteuern die Betreiber des kleinen Museums im münsterländischen Steinfurt-Borghorst: Sie – ein Verein und eine Stiftung – widmen ihr Engagement dem Namensgeber Heinrich Neuy, der als 19-jähriger Tischler und Holzbildhauer 1930 nach Dessau ans Bauhaus ging, den Großteil seines Lebens aber wieder in seiner westfälischen Heimat verbrachte.
Inspiriert zu seinem zweijährigen Ausflug hatte Heinrich Neuy (1911-2003) die Ausstellung „10 Jahre Bauhaus“, die 1929/30 nach Basel, Zürich, Dessau, Essen, Breslau und Mannheim wanderte. Initiiert hatte diese Ausstellung der zweite Direktor des Bauhaus Hannes Meyer, der offensichtlich schon das zehnjährige Jubiläum und sicher auch seine Neuausrichtung der Lehre für wert befand, eine breite Öffentlichkeit zu suchen.
Heinrich Neuy: Tischler mit Bauhaus-Ausbildung
Heinrich Neuy besuchte Klassen von unter anderen Lilly Reich, Ludwig Hilbersheimer, Hinnerk Scherp und Josef Albers; mit seiner bereits mitgebrachten Überzeugung von der Einfachheit und Klarheit der Formen fand er an der Dessauer Schule die passende Lehr-Heimat. Er kehrte nach 1932 ins Tischlerhandwerk zurück, später als Meister, beschäftigte sich aber auch inteniv mit dem Zeichnen und der Malerei. 1994 kehrte Neuy nach Dessau zurück: Seine alte Schule zeigte anlässlich seines 85. Geburtstag eine Ausstellung seiner Arbeiten.
Heute bilden sein physisches wie auch geistiges Erbe den Kern der Arbeit des Museums: Seit 2011 begegnen sich hier Alt und Neu(y) in einem ehemaligen Stiftskurienhaus von 1668 und einem gläsernen Neubau. Die Ausstellungen und Veranstaltungen thematisieren bekannte(re) Bauhäusler wie Lucia Moholy, Josef Albers sowie Gunta Stölzel und auch weniger bekannte, etwa Fritz Winter und René Halkett. Immer wiederkehrender Gast ist der Namensgeber mit frühen Werken, architektonischen Zeichnungen oder seiner Beschäftigung mit der Musik.
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