Text: Stefan Kreitewolf
Archiflop führt zu den spektakulärsten Architekturflops der Welt. Vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute zeigt der Bildband monumentale Geisterstädte in Asien, traurige Überbleibsel amerikanischer Shoppingmalls und ein nie vollendetes Atomkraftwerk, das heute als Kulisse für ein Techno-Musikfestival dient. Im Kontext globaler Krisen erscheint die Buch gewordene Galerie der Gescheiterten aktueller denn je. Alessandro Biamonti, der in Mailand als Architekt, Kurator und Dozent für Design am Politecnico arbeitet, berichtet in unterhaltsamen Geschichten und beeindruckenden Fotos von ehrgeizigen Plänen, gescheiterten Visionen und überzogenen Erwartungen.
Sanzhi Pod City in New Taipei City, Taiwan: Die "Ufo"-Häuser wurden als Feriensiedlung errichtet, waren aber nie wirklich erfolgreich. Sie wurden bereits vor Jahrzehnten aufgegeben und erscheinen heute wie einem Sciencefiction-Film der 1960er-Jahre entsprungen. Foto: Jauder Ho/Getty Images
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Das Buch, erschienen im DVA, reflektiert die Ursachen architektonischer Flops und beleuchtet so nationale sowie internationale Immobilienblasen ebenfalls wie die exzessive Ausbeutung von Bodenschätzen. Der so oder andersartig ausgelöste Verfall von Bauten und ganzen Ansiedlungen erzeugt Bilder von bedrohlicher Schönheit, in denen die Diskrepanz zwischen der Kurzatmigkeit des Spekulationsobjektes und der Dauerhaftigkeit der baulichen Konsequenzen ins Auge fällt.
Alessandro Biamonti: „Archiflop: Gescheiterte Visionen. Die spektakulärsten Ruinen der modernen Architektur“, Deutsche Verlags-Anstalt, München, 2017, 192 Seiten, 120 Farbfotos, 29,95 Euro, ISBN: 978-3-421-04053-4.